Bisherige Konzepte zum vernetzten Verkehr der Zukunft haben eine entscheidende Schwäche: Fußgänger und Radfahrer werden nur am Rande berücksichtigt. Mit dem Projekt TIMON soll sich das ändern, denn Fußgänger und Radfahrer nehmen in diesem Konzept über ihre Smartphones am vernetzten Verkehrsgeschehen teil – gleichberechtigt mit den Autofahrern. So wird der Straßenverkehr für alle Beteiligten sicherer. Jüngste Tests haben diesen neuen Ansatz einer durchgängigen Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer und der Infrastruktur bestätigt.
Fußgänger und Radfahrer gelten als besonders verwundbare Verkehrsteilnehmer. Umso wichtiger ist es, sie in Konzepte zur Verkehrsvernetzung einzubeziehen: Über ihre Smartphones erhalten sie rechtzeitig Warnmeldungen vor Verkehrshindernissen, ihre Positionsdaten werden an andere Verkehrsteilnehmer übermittelt.
Diesen Ansatz verfolgt das Projekt TIMON („enhanced real Time services for optimized multimodal Mobility relying on cooperative Networks and open data“). Neben den Daten dieser vulnerable road users (VRU) werden Informationen aus unterschiedlichen Quellen ausgewertet. Dazu gehören z.B. offene Transportdaten wie Verkehrsmeldungen, Daten aus Infrastruktursensoren wie die aktuelle Verkehrsdichte sowie Positionsdaten von Fahrzeugen.
Diese Daten fließen per Mobilfunk oder über den autospezifischen WLAN-Standard ITS-G5 in einer kooperativen offenen Web-Plattform zusammen. Dort werden sie verarbeitet und analysiert, bevor sie etwa in Form von Warnmeldungen vor einem Hindernis an alle betroffenen Verkehrsteilnehmer sowie deren Endgeräte übertragen werden, und zwar in Echtzeit.
Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik (ESK) ist im Projekt für die Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer untereinander und mit der offenen Web-Plattform zuständig. Dafür nutzen die Forscher ihr adaptives hybrides Car2X-Kommunikationssystem. Es führt verschiedene Drahtlostechnologien wie WLAN und Mobilfunk zusammen und bringt situationsabhängig die jeweils geeignete Technologie zum Einsatz. Die jüngsten Tests in den Niederlanden haben gezeigt, dass gerade dieses adaptive hybride Kommunikationssystem in der Lage ist, die anspruchsvollen Qualitätsanforderungen von TIMON zu erfüllen. Das gilt besonders für eine ausreichende Distanz zu einem Verkehrshindernis, wenn ein Verkehrsteilnehmer eine entsprechende Warnmeldung erhält.
Das Projekt TIMON wird im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 von der EU gefördert. Beteiligt sind neben dem Fraunhofer ESK zehn Partner aus sieben anderen europäischen Staaten: die Universität Deusto und die Forschungseinrichtung CTTC (beide Spanien), die Technologieunternehmen Intecs (Italien), The Sensible Code Company (Großbritannien) und Iskra (Slowenien), der Geo-Informationsspezialist GeoX (Ungarn), der Cloud-Experte XLab (Slowenien), Verkehrsinfrastrukturdienstleister Ljubljana LPT (Slowenien), die Non-Profit-Organisation Corte (Belgien) sowie der Testdienstleister TASS International (Niederlande). Die nächsten Tests finden im Frühjahr 2018 statt, das Projekt läuft bis Anfang 2019.
Mehr zu TIMON beim Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK – Weiteres: Rail2X – die Schiene spricht mit der Straße – Barrierefreiheit für Sehbeeinträchtigte im ÖPNV