Technologie

Der Diesel-Motor: Haben die Ingenieure versagt?

diesel tanken
Symbolfoto: pixabay.de

Wie „ehrlich“ ist die Diesel-Schelte?

Seit darüber berichtet wird, dass Diesel-PKW im Realbetrieb erhöhte Stickoxidemissionen (NOx) aufweisen, stehen die Vor- und Nachteile der Dieseltechnologie im Fokus einer öffentlichen und emotionalen Debatte. Neben einer Untersuchungskommission des Verkehrsministeriums wurde auch ein Untersuchungsausschuss des Bundestages installiert, über dessen Ergebnisse vorrausichtlich am Freitag im Bundestag debattiert wird. Wesentliche Fakten zum aktuellen Stand der Dieseltechnologie hat nun die Wissenschaftliche Gesellschaft für Kraftfahrzeug- und Motorentechnik e.V. (wkm) zusammengetragen und in einem Positionspapier zusammengefasst, an dem auch Professor Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am KIT  in Karlsruhe, mitgearbeitet hat.

Positionspapier kritisiert die in Teilen falsche Berichterstattung und nicht akzeptable Schlussfolgerungen vermeintlicher Experten

„Kritik an illegalen Datensätzen ist unstrittig berechtigt. Jedoch werden in dem Positionspapier ebenso die in Teilen falsche Berichterstattung, nicht akzeptable Schlussfolgerungen vermeintlicher Experten zur Zukunft des Dieselmotors und ähnliche Aussagen kritisiert“, erklärt Thomas Koch. Mitglieder der wkm sind die Universitätsinstitutsleiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die die Forschungsfelder Kraftfahrzeugtechnik oder Verbrennungsmotoren in Forschung und Lehre verantworten.

„Dank der Forschung der letzten Jahrzehnte ist die aktuelle Generation der Verbrennungsmotoren so sauber, dass es schlicht keine relevante Partikel- oder NOx-Emissionsthematik bei modernsten Otto- und Dieselmotoren mehr gibt“, unterstreicht Thomas Koch,  der auch ein Gutachten für den Untersuchungsausschuss des Bundestages verfasst hat. „Wir führen eine reine Altlastendiskussion, die mit den richtigen Schlussfolgerungen beendet werden sollte.“ Es sei besorgniserregend, in welchem Umfang die Bevölkerung allein wegen Diskussionen zur Umweltwechselwirkung der Dieseltechnologie verunsichert werde.

Koch: „Es ist wichtig festzuhalten, dass sich der Verbrennungsmotor auch langfristig bezüglich der Kohlendioxid-Thematik mit jeder anderen Antriebsform erfolgreich messen kann. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden zunehmend Kraftstoffe aus kohlendioxidneutralen Quellen zur Verfügung stehen, sodass eine kohlendioxidneutrale Mobilität möglich sein wird. Das Vertrauen in die Dieseltechnologie hat insgesamt gelitten. Begründet werden kann dieser Vertrauensschwund jedoch nicht nur durch das Wirken weniger Ingenieure.”

Was ist kritikwürdig an der Diesel-Diskussion und welche Informationen bedürfen einer kritischen Reflexion?

Hintergrundinformationen für eine faktenbasierte Diskussion bietet ein Vortrag von Thomas Koch:

„Der Dieselmotor: Haben die Ingenieure versagt?“
Montag, 03. Juli 2017, 18.00 Uhr, Campus Süd des KIT

Im Rahmen der neuen Reihe „KIT Faktencheck intern“ stellt Professor Thomas Koch die Faktenlage vor allem in den Bereichen

  • Funktionsweise und Herausforderungen der Emissionsentstehung beim Dieselmotor
  • Technologien zur Abgasnachbehandlung
  • Entwicklung der Emissionsgesetzgebung und
  • Aktuelle Immissionssituation in den Städten
  • Weiterführende Analysen zur Thematik

Zusammenhänge und technische Randbedingungen mit einem Fokus auf die 2000er und 2010er Jahre werden diskutiert. Ziel der Veranstaltung ist eine sachliche und wissenschaftliche Erörterung wesentlicher Fragen zur Zukunft der Mobilität, insbesondere des Dieselmotors für PKW-Anwendung.


Mehr zum Thema Diesel: Fahrverbote  – BetrugssoftwareSaubere DieselNeuer Bio-Dieselkraftstoff