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Deutsche Bahn und Siemens: Digitalisierter Betrieb bei der S-Bahn Hamburg

Hamburg S-Bahn
S-Bahn Station Hamburg Airport. ©_FMit/Wikimedia

Bis zum ITS-Weltkongress im Oktober 2021 rollen vier Züge hochautomatisiert auf einer Pilotstrecke

In Hamburg wird 2021 erstmals in Deutschland ein hochautomatisierter S-Bahn-Betrieb aufgenommen. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zur „Digitalen S-Bahn Hamburg“ haben der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, Siemensvorstand Dr. Roland Busch und DB-Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla unterzeichnet. Hamburg ist damit Vorreiter für den digitalisierten Betrieb in einem deutschen Bahnnetz.

Die Vereinbarung sieht vor, den 23 km langen Streckenabschnitt auf der S-Bahn-Linie 21 zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle für das hochautomatisierte Fahren einzurichten und parallel dazu vier Fahrzeuge mit der erforderlichen Technik auszurüsten. Die drei Partner haben vereinbart, sich die rund 60 Mio. EUR Kosten zu teilen. Im Oktober 2021, wenn Hamburg den Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS) ausrichtet, werden diese Fahrzeuge digital gesteuert verkehren.

Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Hamburg ist auf dem Weg zur Modellstadt für moderne Mobilität. Wir wollen den Verkehr in unserer Stadt auf der Straße und auf der Schiene zuverlässiger, umweltfreundlicher und sicherer machen. Wir sind damit ein guter Partner für die Deutsche Bahn, um deutschlandweit die erste Teststrecke für hochautomatisiert fahrende S-Bahnen einzurichten.“

Dr. Roland Busch, Chief Technology Officer und Mitglied des Vorstandes der Siemens AG: „Die S-Bahn in Hamburg ist ein anschauliches Beispiel, wie die digitale Transformation unser Leben in vielen Bereichen positiv verändert. Mit intelligenter Technik schaffen wir es, dass immer mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können. Ein automatisierter Bahnbetrieb hat viele Vorteile: auf derselben Strecke können bei höherer Kapazität deutlich mehr Personen befördert werden, der Energieverbrauch sinkt ebenfalls, und die Kosten für den Betreiber sinken, zum Beispiel durch optimierte Fahrprofile.“

Die „Digitale S-Bahn Hamburg“ wird auf dem Streckenabschnitt zwischen den Stationen Berliner Tor und Aumühle entwickelt und erprobt. Technische Basis für die hochautomatisierte Fahrt auf der Strecke ist der künftige europäische Standard ATO (Automatic Train Operation) über das funkbasierte europäische Zugsicherungssystem ETCS Level 2 (European Train Control System). Die Steuerung der vier Fahrzeuge erfolgt per Funksignal. Daten werden zwischen Zug und Streckenzentrale übermittelt. Bei allen Fahrten in dem Streckenabschnitt ist weiter ein Triebfahrzeugführer an Bord. Eingreifen muss er künftig jedoch nur noch, sollten Störungen oder Unregelmäßigkeiten das erfordern.

Vollautomatisch werden ab 2021 hingegen die vier speziell ausgerüsteten Züge aus der und in die so genannte Abstellanlage an der Station Bergedorf rollen. Diese befindet sich etwa in der Mitte zwischen den Stationen Berliner Tor und Aumühle. An den Bergedorfer Bahnsteig fährt der Zug nach einer Kehrfahrt über 1.000 m allein und ohne Personal an Bord.

Nach einer erfolgreichen Pilotphase ist geplant, das gesamte Netz der S-Bahn Hamburg zu digitalisieren. Langfristig liegen die Effekte der neuen Technologien insbesondere in einer engeren Taktung der Fahrzeuge auf gleichen Streckenabschnitten. Für die Fahrgäste bedeutet das ein deutlich verbessertes Mobilitätsangebot.

Die Kooperationsvereinbarung ist Ergebnis des im vergangenen Jahr unterzeichneten „Memorandum of Understanding“ zur „Smart City“-Partnerschaft zwischen der DB und der Hansestadt. Eine damals vereinbarte Machbarkeitsstudie ist die Grundlage für das Pilotprojekt „Digitale S-Bahn Hamburg“.


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