Technologie

China plant neue Magnetschnellbahn mit deutscher Technik

Kurzstator-Magnetbahnsystem | China | Magnetschnellbahn
Bild: Firmengruppe Max Bögl

In Deutschland hat ein bayerisches Unternehmen ein neues Kurzstator-Magnetbahnsystem entwickelt. Während die Entwicklungen zur Magnetschwebetechnik in der europäischen Öffentlichkeit weitgehend ignoriert werden, sind Japan, Südkorea und vor allem China im Bereich der Magnetschnellbahn sehr aktiv, hebt das International Maglev Board (IMB) hervor.

Nahverkehrs-Magnetbahn aus Bayern
Als zukunftsweisende Lösung für den steigenden Bedarf an innerstädtischer Mobilität hat die bayerische Firmengruppe Max Bögl mit dem Kurzstator-Magnetbahnsystem TSB (Transport System Bögl) ein neues Nahverkehrssystem zur Serienreife entwickelt und zur Serienreife gebracht. Das System besteht aus Fahrweg, Fahrzeugen und Betriebsleittechnik (siehe Bild oben). Es ist auf Personennahverkehr mit Streckenlängen von bis zu etwa 30 km und einer Geschwindigkeit von 150 km/h ausgelegt. Seit 2012 testet Max Bögl das neue System auf der 820 m langen, werkseigenen Erprobungsstrecke am Firmensitz Sengenthal. Nach einer Fahrleistung im Probebetrieb von über 65.000 Kilometern und mehr als 100.000 Fahrten läuft derzeit das Zulassungsverfahren in Deutschland.

Bögl hat bereits im März 2018 einen Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Unternehmen Chengdu Xinzhu Road & Bridge Machinery Co. Ltd. abgeschlossen. Dieser sieht den Bau einer über 3,5 km langen Teststrecke in Chengdu vor, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, um chinesische Kunden von der Technologie und deren Leistungsfähigkeit zu überzeugen und notwendige Nachweise für die Zulassung in China zu erbringen. Außerdem übernimmt Xinzhu exklusiv die Vermarktung und Produktion des Systems in China mit dem Ziel, dort zahlreiche Anwendungsstrecken zu realisieren. Im Sommer 2018 erfolgte der erste Spatenstich, und der Bau der Demonstrationsstrecke schreitet zügig voran. Die Gründung beziehungsweise die Fundamente für die 3,5 km lange Strecke sind nahezu abgeschlossen und erste Stützen hergestellt. Zudem sind die ersten Träger gefügt und stehen bereit zur Montage auf den Stützen. Die Demonstrationsstrecke soll noch 2019 in Betrieb gehen.

Baubeginn für eine neue Magnetschwebebahn mittlerer Geschwindigkeit
In der zentralchinesischen Provinz Hunan wurde laut IMB außerdem mit dem Bau einer Magnetschwebebahn begonnen. In Fenghuang, einer Touristenstadt, begannen die Arbeiter mit dem Projekt. Die 9,121 Kilometer lange Strecke erfordert eine Investition von rund 1,1 Mrd RMB (157 Mio. USD) bei einer geplanten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Die Linie soll sechs Stationen haben. Das Projekt wird Ende Juni 2021 in Betrieb gehen, wenn zeitgleich auch ein anderes Hochgeschwindigkeitszug-Projekt in Hunan in Betrieb genommen wird. Nach dem Aussteigen aus den Hochgeschwindigkeitszügen sollen die Fahrgäste mit der Magnetschwebebahn in die Touristenstadt weiterreisen. [1]

Prototyp einer chinesischen Magnetschnellbahn vorgestellt
Das IMB berichtet auch, dass die Volksrepublik China den Prototyp einer 600 km/h (ca. 372 mls per hour) schnellen Magnetschwebebahn vorgestellt hat [2]. Entwickelt von der staatlichen China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), soll der Maglev bereits im Jahr 2021 nach umfangreichen Tests in die kommerzielle Produktion gehen. IMB-Analysen des Bildmaterials, das von chinesischen Medien verbreitet wurde, legen nahe, dass Konzept und Design weitestgehend auf der ehemaligen deutschen Transrapid-Technologie basieren. Das vorgestellte System scheint jedoch noch nicht fahrfähig zu sein. Ein Video von der öffentlichen Präsentation der neuen Magnetschnellbahn ist auf youtube zu finden.

Die chinesischen Projektbeteiligten zeigen sich jedoch bereits optimistisch, dass die Magnetschnellbahn die chinesische Reisegewohnheiten stark verändern und die Geschwindigkeitsücke zwischen Rad-Schiene-Schnellbahn und Luftverkehr schließen wird. CNN zitiert dazu den stellvertretenden CRRC-Chefingenieur Ding Sansan, Leiter des Forschungs- und Entwicklungsteams des Zuges, in einer Erklärung: „Nehmen wir Peking als Beispiel nach Shanghai – die Vorbereitungszeit für die Reise zu zählen, dauert etwa 4,5 Stunden mit dem Flugzeug, etwa 5,5 Stunden mit der Hochgeschwindigkeitsbahn und nur etwa 3,5 Stunden mit der neuen Hochgeschwindigkeitsmagnetbahn“.

Die chinesische Global Times zitiert Sun Zhang, Professor an der Shanghai Tongji Universität, mit der Aussage, dass hohe Baukosten für Magnetschnellbahnen durch die Anwendung in stark frequentierten Gebieten ausgeglichen werden können. Die Kosten könnten zudem weiter gesenkt werden, wenn die Magnetschnellbahn in die Massenproduktion ginge.

Um das Projekt weiter zu unterstützen, wird CRRC Qingdao Sifang, eine Tochtergesellschaft des CRRC, bis Ende 2019 ein Versuchszentrum und ein Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn-Produktionszentrum bauen. Die Infoplattform TechExplorist zitiert Ding Sansan (CRRC) auf Basis von China Daily-Darstellungen: „Der Prototyp hat bereits eine statische Auftriebskraft erreicht und ist in einem idealen Zustand […] Wir bauen ein Versuchszentrum und ein Versuchsproduktionszentrum für Hochgeschwindigkeits-Magnetbahnen und erwarten, dass sie in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb genommen werden.“ [Übersetzungen durch IMB]


[1]   Quelle: IMB/basierend auf Xinhua, 2019-08-07

[2]  Information basierend auf (externe Links):

Serenitie Wang and Karla Cripps, CNN, 2019-04-25;
Amit Malewar in Techexplorist, 2019-5-25;
Zhang Han in Global Times, 2019-07-23.