Mobilität: Wissenschaft

BBSR-Studie: ÖPNV-Angebot in den Regionen untersucht

ÖPNV auf dem Land
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Auf dem Land sinkt die Erreichbarkeit deutlich

ÖV-Erschließungsqualität

Deutschland verfügt über ein dicht geknüpftes Netz an Bus- und Bahnhaltestellen. Über 74 Mio. Menschen beziehungsweise 92% der Bevölkerung finden in einer Entfernung von 600 m Luftlinie zu ihrer Wohnung eine Haltestelle des ÖPNV. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.

Allerdings fahren Busse oder Bahnen an vielen Haltestellen nur wenige Male am Tag ab. Nur 130.000 der 217.000 Haltestellen in Deutschland verzeichnen an einem Werktag mindestens 20 Abfahrten. Für immerhin 70 Mio. Menschen beziehungsweise 88% der Bevölkerung liegt eine solche Haltestelle von ihrem Wohnort aus maximal 600 (Bus) oder 1.200 m Luftlinie (Bahn) entfernt. Auf dem Land sinkt dieser Anteil jedoch deutlich: Während in den kreisfreien Großstädten 95% der Bevölkerung über ein ausreichendes ÖPNV-Angebot verfügen, sind dies in den dünn besiedelten ländlichen Kreisen nur knapp 60%.

Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren

Ein weiteres Kriterium für die Qualität des Angebots sind die Fahrzeiten ins nächste Zentrum, in dem sich wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser, Facharztpraxen, Gymnasien und Verwaltungen befinden. 77 Mio. Menschen und damit 95% der Bevölkerung erreichen das nächstgelegene Zentrum von ihrem Wohnort aus mit Bussen und Bahnen innerhalb einer dreiviertel Stunde. 64 Millionen bzw. 80% der Bevölkerung benötigen sogar nur maximal 30 Minuten. Lediglich in einigen peripheren, dünn besiedelten Räumen – etwa in Teilen von Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein – sind Fahrgäste zwischen einer und anderthalb Stunden unterwegs. Das betrifft knapp eine Million Menschen.

„Ob der Öffentliche Verkehr in ländlichen Räumen als Alternative zum Auto infrage kommt, hängt von der Verfügbarkeit und der Qualität des Angebots ab“, sagt BBSR-Experte Stefan Schönfelder. „Flexible und nachfragegerechte Bedienformen wie Anrufsammeltaxis und Rufbusse helfen schon jetzt vielerorts, ein ausreichendes Angebot auch abseits der Ballungsräume zu geringen Kosten zu sichern. Das gilt es weiter auszubauen.“

Die Studie „Angebotsqualitäten und Erreichbarkeiten im öffentlichen Verkehr“ ist kostenfrei beim BBSR erhältlich (Ref-1-5@bbr.bund.de), eine digitale Version ist unter www.bbsr.bund.de abrufbar.


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