Technologie

AMS – der Markt für Auto­nome Maritime Systeme

Ausblick des zukünftigen Marktes Autonomer Maritimer Systeme (AMS)
Symbolbild: Elke | pixabay

Ergebnisse einer Marktanalyse und Branchenumfrage

[DMZ] – Um eine Übersicht zu erhalten, wie groß der entstehende Markt für Autonome Maritime Systeme in Deutschland und Europa ist, hat das Deutsche Maritimen Zentrum e.V. (DMZ) die Studie „Analyse, Auswertung und Ausblick des zukünftigen Marktes Autonomer Maritimer Systeme (AMS)“ an die BM Bergmann-Marine GmbH (Auftrag­nehmerin) und die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. (Unterauftragnehmerin) vergeben. In der Studie wurde eine Charakteri­sierung des Marktumfeldes und seiner europäischen und nationalen Akteure im Bereich AMS durchgeführt, diese bildet die Grundlage für die Durchführung der Branchenumfrage.

Auto­nome Mari­time Sys­teme (AMS) sind Systeme, die ohne menschliche Steuerung Ziele oder Ergebnisse erreichen können. Es handelt sich um ein breites Spektrum an tech­nischen Anwendungen. Die Entwicklung von AMS ist in nahezu allen (Teil-) Segmenten der Schifffahrt zu beobachten.

In der Untersuchung wurden weltweit 127 AMS-Akti­vi­täten von 269 Akteuren identifiziert. Neben reinen Forschungs­projekten sind knapp die Hälfte aller Akti­vi­täten konkrete Produkt­angebote im sich etablierenden Markt. Vorrangig sind sie Akti­vi­täten aus den Bereichen Forschung, Exploration und Vermessung sowie Transport von Trocken­ladung bzw. Transport von Passagieren zuzuordnen. Insgesamt wurden 212 Zielunter­nehmen im europäischen Raum in sechs Teilsegmenten (Häfen, Hinterland-Logistik, Offshore, Schiffbau, Schifffahrt, Zulieferer) gefunden. Davon sind 119 Unternehmen als „aktive“ und 93 Unternehmen als „stille“ Akteure identifiziert worden. „Aktive“ Akteure beschäftigen sich mit der Entwicklung und/ oder Imple­men­tie­rung von AMS, während „stille“ Akteure zwar im selben Geschäftsfeld agieren, jedoch eine abwartende Haltung bei der Entwicklung und/oder Imple­men­tie­rung von AMS einnehmen.

Ein Großteil der Teilnehmer*innen ist der Ansicht, dass eine jährliche AMS-Markt­wachs­tums­rate von 10% realistisch ist, oder sieht das Marktumfeld noch optimis­tischer. Die europä­ischen Teil­nehmer­*innen haben ein positi­veres Zukunfts­bild als die deutschen Beteiligten. Nur ausländische Teil­nehmer­*innen der Befragung nennen das Strategie­ziel der Markt­führer­schaft in diesem Bereich. Die deutschen Teilnehmer­*innen planen die Aufnahme von AMS ins Angebots­port­folio als Neben­produkt oder optionale Leistung. Etwa die Hälfte aller befragten Unter­nehmen schätzt die Rentabilität für alle Auto­nomie­grade als hoch oder sehr hoch ein.

An der Branchenumfrage beteilig­ten sich 52 Unter­nehmen, mit den meisten Rück­meldungen aus den Teil­segmenten Schiff­fahrt, Zulie­ferer und Häfen. Aus den Segmenten Offshore, Schiffbau und (Hinterland-) Logistik meldeten sich kaum Branchen­teil­nehmer zurück. Um eine hin­reich­ende Aussage­kraft für alle Teil­segmente zu ermög­lichen, wurden die Ergeb­nisse um Experten­ein­schätzungen ergänzt.

Aus der Branchenumfrage ergeben sich drei zentrale Markt­eintritts­hürden:

  1. fehlende gesetzliche Rahmen und Regularien;
  2. Fachkräftemangel und hohe Kapitalintensität;
  3. technologische Unsicherheiten wie hoher Forschungs- und Entwick­lungs­aufwand.

Auf Basis der Umfrageergebnisse wurden Hand­lungs­empfehlungen für Politik, Adminis­tration und Wirtschaft entwickelt:

  • Einrichtung einer nationalen Spiegel­gruppe und Ver­stärkung der aktiven AMS-Standardi­sie­rungs-Akti­vi­täten,
  • Vereinheit­lichung der Regulatorik und Genehmi­gungs­ver­fahren auf europäischer Ebene
  • Anpassung maritimer Studien­gänge um den AMS-Aspekt
  • Synergien mit anderen Branchen schaffen, die AMS nutzen.

Hintergrund
Die aktuelle Studie schließt an die vom DMZ beauftragte Studie „Inter­natio­nale Umfeld­analyse zu Anwendungs­fällen von Auto­nomen Mari­timen Systemen“ von 2022 an. Diese theo­retische externe Betrachtung wird nun um die interne Sicht der Markt­teil­nehmer sowie um die teil­auto­nomen und fern­ge­steuerten AMS der IMO-Autonomiegrade 2 bis 4 ergänzt.