Mobilität: Wissenschaft

Elektromobilität für Wohnquartiere – wie Tetris mit Strom

Tetris
red

Forschungsprojekt WINNER der Universität Jena

Im 21. Jahrhundert denken immer mehr Menschen darüber nach, wie sie unseren Planeten entlasten können. Neben der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind Elektroautos heute eine Möglichkeit, eine übermäßige Umweltbelastung durch Schadstoffemissionen zu vermeiden. Auch das Zurückgreifen auf erneuerbare Energien, um Strom zu beziehen, ist längst Kennzeichen einer ressourcenschonenden, nachhaltigen Lebensweise.

Beide Ansätze verbindet nun das Forschungsprojekt WINNER, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über drei Jahre mit 2,5 Mio. EUR gefördert wird. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) realisiert das Projekt gemeinsam mit sechs Partnern aus Mitteldeutschland. „Wir wollen Elektromobilität direkt in Wohnquartiere bringen, indem wir Mietern Ladesäulen für Elektroautos bereitstellen“, berichtet Steffen Späthe,  Leiter des Teilprojekts „WINNER Potential“, das am Lehrstuhl für Softwaretechnik der FSU angesiedelt ist. Genau das wird nun erstmalig erprobt – und zwar keinesfalls nur theoretisch.

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WINNER-Prinzip zur Stromversorgung. Grafik: FSU

Im sächsischen Chemnitz wird derzeit ein Mehrfamilienhaus komplett saniert, das künftig „Demonstrator“ für das WINNER-Modell sein soll. „Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage angebracht und an den Parkplätzen werden vier Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge aufgestellt“, erzählt Späthe.  Hinzu kommen zwei Elektroautos, die die Anwohner gemeinsam nutzen können – umweltbewusstes Carsharing mit den Nachbarn. Der über das Dach produzierte Strom könne zusätzlich Heizungspumpen antreiben, Treppenhäuser oder Außenanlagen beleuchten oder zur Energieversorgung für die Mieter genutzt werden.

Spannend ist es für das Team von der Universität Jena vor allem, eine Energiebilanz zu erstellen und Einsparpotenziale bei der Energienutzung zu identifizieren. „Über einen längeren Zeitraum den Stromverbrauch eines Gebäudes mit 32 Mietparteien zu ermitteln, bietet vielversprechende Einsichten für uns als zentrale Messdatenstelle im Projekt. So können wir nachvollziehen, zu welchen Zeiten der Verbrauch besonderes hoch oder niedrig ist und regulierend eingreifen, wann der Strom aus dem Netz genommen wird und wann der vom Dach“, erklärt Steffen Späthe.

Nachts sei der Strom vom externen Versorger beispielsweise günstiger, dahingegen könnte zu teureren Zeiten der lokale, durch Lichtenergie produzierte Strom eingespeist werden. „Das ist dann wie Tetris mit Strom“, freut sich der Jenaer Informatiker auf die Tests zur Optimierung der Energiebilanz, die, wenn die Sanierung gut läuft, noch Ende 2017 beginnen können.

In der Langfassung steht WINNER für „Wohnungswirtschaftlich integrierte netzneutrale Elektromobilität in Quartier und Region“. Zu den Partnern gehören u. a. die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft eG, die Heos Energy GmbH und die Mobility Center GmbH. Das Projekt präsentierten die Forscher auf der CeBIT 2017 erstmals einem größeren Publikum.


Weitere Informationen: www.winner.uni-jena.de