Infrastruktur

Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken wirkt sich positiv aus

Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken wirkt positiv
© Sofie Layla Thal | pixabay

[BBSR] Die Wiederbelebung stillgelegter Eisenbahn­strecken in ländlichen Räumen trägt dazu bei, Mobilität zu verbessern, Regionen aufzuwerten und sie als Wohnort, Unter­nehmens­­standort und touristisches Ziel attraktiver zu machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichte Studie.

Reaktivierungsprojekte wirken sich der Forschungsarbeit zufolge positiv auf die Bevölkerungs­entwicklung in einer Region aus, da die Vorteile des ländlichen Wohnens mit dem nun erreichbaren Arbeitsplatz- und Freizeit­angeboten umliegender Städte kombiniert werden können. Für diese Schluss­folgerung geben die untersuchten Projekte deutliche Hinweise. Die Wieder­belebung der Schienen­strecken nimmt somit Druck von den Wohnungs­märkten der Großstädte. Siedlungs- und Gewerbe­standorte im ländlichen Raum werden attraktiver und sichern eine nachhaltige Nachfrage auf dem lokalen Wohnungs- und Immobilien­markt.

Eine reaktivierte Schienen­strecke kann zudem eine regionale Marke bilden, den Bekanntheits­grad einer Region steigern und sie für den Tourismus attraktiver machen. Straßen und Schienenwege, insbesondere in Ballungs- und Tourismus­gebieten, werden entlastest. Im Gegensatz zum Bau neuer Straßen oder Eisenbahn­strecken lässt sich mit der Reaktivierung von Bahnstrecken die weitere Zerschneidung der Landschaft und der Flächen­verbrauch für neue Verkehrswege verringern. Zudem trägt die Reaktivierung dazu bei, Regionen umwelt­verträglich zu erschließen.

„Seit dem Jahr 1994 wurden in Deutschland mehr als 5.000 Strecken­kilometer stillgelegt und gleich­zeitig nur etwas mehr als 1.000 Strecken­kilometer reaktiviert. Dabei hat die Wiederbelebung von Strecken eine Signal­wirkung. Sie ist eine Investition in die Zukunfts­fähigkeit einer Region“, sagt der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges. „Neben struktur­politischen Motiven können die Länder durch die Reaktivierung stillgelegter Eisen­bahn­strecken den Verkehrs­träger Schiene stärken. Das ist ein wichtiger Teil der Mobilitätswende.“

Um Reaktivierungsprojekte zu fördern, sollten Bund und Länder der Studie von PricewaterhouseCoopers GmbH WPG (PwC) zufolge Planungs­prozesse vereinfachen und beschleunigen. Neben reinen Wirtschaft­lichkeits­unter­suchungen sollten darüber hinaus immer auch mögliche Effekte auf die Entwicklung einer Region bei Reaktivierungs­projekten in die Entscheidung einbezogen werden. Zudem sollten Länder und regionale Planungs­verbände möglichst hochwertige Verkehrsleistungen im Wettbewerbs­verfahren ausschreiben. Es gilt, Bahnhöfe an den Strecken zu Mobilitäts­stationen auszubauen, um die Anschluss­mobilität zu stärken und Angebote zu bündeln, zum Beispiel Stationen für Car- und Bikesharing.

Die Forschungsarbeit „Räumliche Effekte reaktivierter Schienenstrecken im ländlichen Raum“ ist hier abrufbar.