Mobilität: Wissenschaft

Verkehrsberuhigung: Maß­nahmen ent­lasten den Straßenverkehr

Verkehrsberuhigung: Maßnahmen sorgen für Entlastung
Symbolbild: Chris | pixabay

[Deutsches Institut für Urbanistik] – Maßnahmen der Verkehrsberuhigung führen oft zu erheblichen Diskussionen. Eine Difu-Analyse diverser Studien aus dem In- und Ausland entkräftet die These des nur verlagerten Verkehrs­kollapses. Im Gegenteil, Verkehrsberuhigung führt sogar zu Entlastungs­effekten im Straßenverkehr.

Aktuell umgesetzte Maß­nahmen zur Verkehrsberuhigung sind sehr erfolgreich, aber heftig umstritten. Oft wird argumentiert, dass der Verkehr durch die Maßnahmen nicht abnimmt, sondern das benachbarte Straßennetz nur zusätzlich belastet. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat daher empirisch belegte Befunde aus zahlreichen nationalen und internationalen Projekten ausgewertet und seine Analyse nun als Difu Policy Paper „Verkehrsberuhigung: Entlastung statt Kollaps“ veröffentlicht. „Die Difu-Analyse zeigt, dass die durch Verkehrsberuhigung befürchteten Auswirkungen in der Regel nicht eintreten“, so Projektleiterin Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik. Die Analysen sind im Rahmen des von der Europäischen Union und dem Bundes­forschungs­minis­terium geförderten Forschungs­projekts „TuneOurBlock“ entstanden.

Verkehrsberuhigung: Maßnahmen sorgen für Entlastung

Symbolbild: Wolfgang Eckert | pixabay

Es zeigte sich, dass vielmehr das Gegenteil der befürchteten Aus­wirkungen auftritt: Wer Straßen für den PKW-Verkehr (aus)baut, erntet Verkehr, wer Straßen in verkehrs­beruhigte Zonen umbaut, erntet Lebensqualität und zugleich Mobilität. Fast alle Erhebungen bestätigen das Phänomen der „traffic evaporation“, für das es bisher im Deutschen keinen treffenden Fachbegriff gibt. Es besagt, dass das Verkehrs­aufkommen nicht wie Flüssigkeit eins zu eins an anderer Stelle abfließt, sondern sich insgesamt – im Anschluss an die Inter­vention und Straßen­umgestaltung – verringert.

Die Größenordnung der Verringerung liegt in den analysierten Verkehrs­beruhigungs­projekten in der Fläche zwischen 15 und 28 Prozent, bei Innenstädten zwischen 25 und 69 Prozent und im Umfeld einzelner umgestalteter Straßen zwischen 4 und 52 Prozent. Die Zahlen variieren je nach Projekt und Bezugsrahmen. Und obgleich die Messungen durchaus Verlagerungs­effekte in angrenzende Straßen zeigen, so sind diese meist moderat, der befürchtete Verkehrs­kollaps bleibt fast immer aus. Dies liegt daran, dass nachweisbar mehr zu Fuß gegangen oder Fahrrad gefahren wird. Sind weniger Autos unterwegs, so wird der verbleibende Verkehr flüssiger und führt damit zu einem Gewinn für alle Verkehrsträger.

„Die Untersuchung zeigt, dass Maßnahmen, die den Autoverkehr in den Kommunen zähmen, im erwünschtem Sinne wirken: Mehr Lebensqualität und zugleich Mobilität. Daher gilt es, diese Ergebnisse auch in Kommunalpolitik und -verwaltung stärker zu berücksichtigen. Insbesondere in der Modellierung von Maß­nahmen zur Verkehrs­beruhigung sollten die beschriebenen Effekte berücksichtigt werden“, so Difu-Wissenschaftlerin Uta Bauer.