Infrastruktur

Starkregen: Entscheidungs­unter­stützung für sicheren Schiffs­betrieb

Starkregen: Entscheidungsunterstützung für sicheren Schiffsbetrieb
Symbolbild: 4073527 | pixabay

[BAW] – In urbanen Regionen kommt es aufgrund der hohen Versiegelung bei Starkregen-Ereignissen zu hohen Abflüssen. Bestehende Rück­halte­becken können überlastet werden, sodass größere Nieder­schlags­mengen direkt in das Gewässer eingeleitet werden. Was bedeutet das für die Schifffahrt?

Solche Einleitungen können die Wasserstände in stau­geregel­ten Wasserstraßen sprunghaft ansteigen lassen. Insbesondere bei sommer­lichen Niedrig­wasser­abflüssen kann die Einleitung ein Vielfaches des Abflusses in der Wasser­straße betragen. Auf diese schnellen Abfluss­änderungen muss im Betrieb der unter­halb liegenden Stau­anlagen voraus­schauend reagiert werden, da ansonsten für die Schiff­fahrt die Gefahr von Brücken­anfahrungen oder Grund­berührungen besteht.

Durch den Klimawandel werden lokale Wetter­extreme absehbar zunehmen. Um auch künftig einen sicheren Schiffs­betrieb zu garantieren, gewinnt die Forschung zum Thema ‚Klima und Verkehr‘ an Bedeutung. Das BMDV-Experten­netzwerk bietet sieben Ressort­forschungs­einrich­tungen und Fachbehörden des Bundes­minis­teriums für Digi­tales und Verkehr (BMDV) seit dem Jahr 2016 die Möglichkeit, sich inter­diszi­plinär zu vernetzen und gemeinsam an den Verkehrs­fragen der Zukunft zu arbeiten. Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) ist von Beginn an Teil dieses Netzwerkes und arbeitet beim Thema ‚Klima und Verkehr‘ u. a. eng mit dem Deutschen Wetter­dienst (DWD) zusammen.

Im Rahmen des BMDV-Experten­netzwerks haben beide Institutionen ein Pilot­projekt entwickelt, das die Innen­stadt von Stuttgart und den Neckar im Fokus hat. Bei Starkregen werden größere Mengen an Misch­wasser aus Stuttgart in den Neckar einleitet. Etwa sechs Kilometer unterhalb der Einlei­tungs­stelle liegt die Neckar-Staustufe Hofen, bei der auf diese Einleitung reagiert werden muss. Die BAW hat hierfür ein Prognose­system auf Basis von hoch­auflö­senden Nieder­schlags­prognosen des DWD imple­mentiert.

Mit Hilfe eines computer­gestützten Modells der Stuttgarter Kanali­sation werden regen­indu­zierte Einleitungen in den Neckar vorhersagt. Diese Vorhersage wird dem Betriebs­personal der Stauhaltung Hofen zur Verfügung gestellt und ermöglicht ihm, frühzeitig auf die ankommende Abfluss­welle zu reagieren und die Wasser­stands­schwankungen auf ein unschädliches Maß zu begrenzen. Das Prognose­system wird noch bis Ende des Jahres 2026 getestet und anschließend evaluiert.


Einen vertieften Einblick in das Prognose­system geben BAW und DWD in einem gemeinsamen Vortrag am 26. Oktober 2023 im Rahmen der 2. Verkehrs- und Infra­struktur­tagung (VIT) des BMDV-Experten­netz­werks im Allianz Forum in Berlin. Auch weitere Ergebnisse und Koopera­tionen der BAW im Rahmen des BMDV-Experten­netz­werks werden dort präsentiert. Entsprechend dem Leitspruch der 2. VIT: „Forschung für resiliente, vernetzte und umwelt­gerechte Verkehrs­träger“, ist die BAW aktiv daran beteiligt, die drängenden Verkehrs­fragen der Zukunft zu erforschen und durch Innovationen eine resiliente und umwelt­gerechte Gestaltung der Verkehrsträger zu ermöglichen.