Technologie: Wissenschaft

Rohstoffgipfel 2018 zeigt Potenzial nicht-fossiler Ressourcen auf

Rpsfeld Symbolbild zum Rohstoffgipfel
Rapsfeld. ©_pixabay

Chemie sieht Alternativen zum Erdöl

Nachhaltige Rohstoffe aus Pflanzen und CO2 kommen für die Herstellung von chemischen Produkten zunehmend als Alternative zu Erdöl in Frage. Unternehmen und Investoren sowie Wissenschaft und Politik sehen hier vielversprechende Perspektiven. Dies zeigte der Rohstoffgipfel 2018, der am 25. Juni an der Technischen Universität Berlin unter Schirmherrschaft des Bundesforschungsministeriums stattfand.

Die Teilnehmer riefen dazu auf, Entwicklung und Einsatz nicht-fossiler Ressourcen weiter voranzutreiben, um die Chemie nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen. Insbesondere junge Unternehmen könnten hierzu viel beitragen. Fünf Start-ups aus drei Kontinenten wurden auf dem Rohstoffgipfel zu den „Resource Innovators 2018“ gekürt.

Die Veranstaltung wurde erneut gemeinsam von der Technischen Universität Berlin, der Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie sowie dem Werkstoffhersteller Covestro ausgerichtet. Sie verdeutlichte die führende Rolle, die Deutschland als Innovationsstandort für alternative Rohstoffe in der Chemie- und Kunststoffindustrie besitzt.

Zahlreiche neue Produkte auf Basis von pflanzlicher Biomasse und CO2 wurden hier in der jüngsten Zeit auf den Markt gebracht, etwa Komponenten für hochwertige Schaumstoffe. So lassen sich fossile Ressourcen wie Erdöl einsparen und die Nachhaltigkeitsbilanzen von Chemieproduzenten und zahlreichen nachgelagerten Industrien verbessern.

Gezielte Forschungsförderung durch Politik

„Die Energie- und Rohstoffwende gehört zu den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Deutschland will und muss zeigen, dass dieser Veränderungsprozess gelingen kann und dabei unser Wohlstand erhalten bleibt“, so Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Bildung. „Innovative Technologien ermöglichen es schon heute, nachhaltige Chemikalien und Kraftstoffe der Zukunft herzustellen. Wir unterstützen den Ersatz fossiler Rohstoffe durch gezielte Forschungsförderung im Bereich der Bioökonomie und der Nutzung von CO2. So sichern wir auch unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit.“

Auch Dr. Erika Bellmann, Policy Advisor bei der Umweltorganisation WWF Deutschland, forderte eine Abkehr von fossilen Quellen: „Mit der Fokussierung auf Kohle, Gas und Öl haben wir in den vergangenen Jahrzehnten schwere Schäden verursacht. Mit ihnen haben wir die Klimakrise ausgelöst und heizen sie noch immer weiter an. Deshalb müssen wir weg von den fossilen Rohstoffen und hin zu neuen. Aber neu ist nicht automatisch besser. Nachhaltigkeit muss ein Schlüsselkriterium bei der Entwicklung neuer Rohstoffe sein.“

Auf der Veranstaltung wurde auch die Rolle Berlins als Forschungsstandort für Grüne Chemie betont. So bietet etwa die neue Chemical Invention Factory, die auf dem Campus der Technischen Universität entsteht, neue Möglichkeiten für Unternehmensgründungen im universitären Umfeld und für den direkten Transfer von Wissenschaft in die Wirtschaft.

Neue Ideen im Wettbewerb

Ein Signal für mehr Gründerspirit setzte der Rohstoffgipfel zudem mit einem internationalen Ideenwettbewerb: Fünf Start-ups aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Litauen und den USA stellten Projekte vor, bei denen Pflanzen und CO2 als Kohlenstoffquellen anstatt von Erdöl genutzt werden. Auf den ersten Platz kam die australische Firma Mineral Carbonation International, die aus CO2 und Mineralien Baumaterialien und andere Industriegüter herstellt.

Professor Kurt Wagemann, Geschäftsführer Dechema, hob auf dem Rohstoffgipfel die Bedeutung solcher junger Unternehmen hervor: „Wir müssen es als Aufgabe der chemischen Industrie sehen, mehrere Technologien zusammen zu bringen, um so nachhaltigere Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Dabei spielen Start-ups eine entscheidende Rolle.“

Geeignetes Innovationsklima schaffen

Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender Covestro, unterstrich, gute Ideen müssten schnell in konkrete nachhaltige Produkte münden. „Das ist nur durch den Schulterschluss innerhalb der Wirtschaft und anwendungsorientierte Kooperationen mit wissenschaftlichen Partnern möglich. Und wir brauchen ein geeignetes Innovationsklima mit mehr Mut auch zum Risiko.“

Prof. Dr. Dieter Jahn, Beirat des High-Tech Gründerfonds‘, bemängelte, dass es in der Chemie noch verhältnismäßig wenige Start-ups gebe. „Doch das muss sich ändern, denn die Chemie ist Grundlage für viele andere Branchen, und Innovationen werden in immer kürzerer Zeit benötigt. Dafür brauchen Gründer die entsprechende Infrastruktur durch Wirtschaft und Politik.“

Prof. Dr. Reinhard Schomäcker vom Institut für Chemie an der Technischen Universität Berlin sprach sich dafür aus, auch in der Hochschullandschaft zeitgemäße Stukturen und Prozesse einzurichten, um den engen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu ermöglichen.


Weitere Informationen bei Prof. Dr. Reinhard Schomäcker, TU Berlin, schomaecker@tu-berlin.de


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