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Löwenzahn statt Kautschuk – Spatenstich zum Taraxagum Lab

Taraxagum | Löwenzahn statt Kautschuk-Baum
Löwenzahn statt Kautschuk-Baum: Plan des Forschungs- und Versuchslabors Taraxagum Lab in Anklam. © Continental Reifen

Continental beginnt mit dem Bau des Forschungs- und Versuchslabors „Taraxagum Lab Anklam“

Die Continental Reifen Deutschland GmbH startete am 13. November 2017 mit einem symbolischen Spatenstich den Bau des Forschungs- und Versuchslabors „Taraxagum Lab Anklam“ in Mecklenburg-Vorpommern. Das Taraxagum Lab soll ab Herbst 2018 den Betrieb aufnehmen. Künftig soll dort der Anbau und die Verarbeitung von Russischem Löwenzahn als alternative Rohstoffquelle zum Kautschuk-Baum in den Tropen erforscht werden. Der Reifenhersteller plant, bei positiven Ergebnissen der Versuche den Rohstoff in seiner Serienproduktion einzusetzen, um künftig einen wachsenden Teil seines Naturkautschukbedarfs aus der Löwenzahnpflanze zu gewinnen.

Beim Spatenstich (von rechts): Dr. Carla Recker, Dr. Carsten Venz, Dr. Andreas Topp (alle Continental), Wirtschaftsminister Harry Glawe, Dr. Boris Mergell (Continental), Bürgermeister Michael Gallander und Dr. Katharina Herzog (Continental). © Continental

„Wir freuen uns sehr, dass wir nun einen Standort in Anklam gefunden haben, der für unsere Forschungs- und Versuchsanlage passend ist“, sagte Dr. Boris Mergell,  Leiter der Forschung und Entwicklung PKW-Reifen von Continental, beim Spatenstich. „Wir hoffen, durch die Weiterentwicklung des Anbaus von Löwenzahn und seiner Verarbeitung künftig einen Teil unseres Naturkautschuk-Bedarfs nachhaltiger decken zu können. Die Pflanzen für unseren ‚Taraxagum‘ genannten Löwenzahnkautschuk können auch in gemäßigten Breiten angebaut werden, so können Monokulturen und Brandrodung in den Tropen vermieden werden; auch die Transportwege zu unseren Reifenwerken sind deutlich kürzer als bisher.“

Continental hatte im August 2016 die Planungen für das Labor vorgestellt und kann nun im Zeitplan mit dem Bau auf dem Grundstück Lilienthalring 1 in Anklam beginnen. Künftig werden dort rund 20 Mitarbeiter tätig werden.

Die Forschungen zum Ersatz von Kautschuk aus den Tropen durch Pflanzen, die in gemäßigten Breiten angebaut wurden, hat der Reifenhersteller 2011 in Zusammenarbeit mit Fraunhofer Institut IME, Münster, dem Julius Kühn-Institut, Quedlinburg, sowie dem Züchtungsexperten ESKUSA, Parkstetten, und weiteren Partnern in verschiedenen Forschungsprojekten mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft begonnen. Continental investiert in das Forschungsvorhaben insgesamt 35 Mio. Euro. Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern unterstützt das Vorhaben für den Bau und die Forschung mit rund 11,6 Millionen Euro.

Löwenzahn statt Kautschuk-Baum – umweltfreundlicher Rohstofflieferant

Löwenzahn hat das Potenzial, als Nutzpflanze zu einer alternativen, umweltfreundlichen Rohstoffquelle entwickelt zu werden, und könnte so helfen, die Abhängigkeit von herkömmlich produziertem Naturkautschuk zu senken. Und nicht nur das: Da die Pflanze auch in Nord- und West-Europa angebaut werden kann, können lange Transportwege zu den europäischen Produktionsstätten deutlich reduziert und so nachhaltiger mit den vorhandenen Ressourcen umgegangen werden.

Dieses Potenzial hat Continental erkannt und brachte bereits 2014 das erste Muster eines Premium-Winterreifens mit einem Laufstreifen aus reinem Löwenzahnkautschuk auf die Straße. Im selben Jahr wurden die Planungen für die Produktion des ersten Nutzfahrzeugreifens aufgenommen, der mit 20 bis 25 kg Naturkautschuk nochmal deutlich mehr Rohstoff benötigt als ein PKW-Reifen mit einem bis drei Kilogramm. Ende 2015 testete ContiTech den neuen Rohstoff auch für die Schwingungstechnik. „Wir verlangen vom Naturkautschuk andere Eigenschaften als unsere Reifenkollegen“, erklärt Dr. Anna Misiun,  die bei ContiTech die Aktivitäten zum Thema Löwenzahnkautschuk leitet. „Unsere Produkte müssen beispielsweise sehr große dynamische Belastungen auch bei hohen Temperaturen aushalten.“

Die Tests der LKW-Reifen und Schwingungselemente aus Taraxagum waren äußerst vielversprechend und zeigten: Die Alternative zum traditionellen Naturkautschuk eignet sich hervorragend für den Nutzfahrzeugbereich und erfüllt die hohen Anforderungen im anspruchsvollen Güterverkehr. Der neue Taraxagum-Kautschuk soll in fünf bis zehn Jahren in die Produktion gehen und schrittweise in die Produkte einfließen.

Quelle: www.continental-reifen.de


Informationen rund um das Taraxagum-Projekt unter www.taraxagum.de
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