Mobilität: Wissenschaft

Projekt Renewbility – Dreiklang für Klimaschutz im Verkehr

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Foto: Pixabay

Effizienz und erneuerbare Energien sind die Hauptstrategien für einen vollständig treibhausgasfreien Verkehr. Und der ist wichtige Voraussetzung, sollen die mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens gesteckten Klimaschutzziele in Deutschland erreicht werden. Diese können kostengünstig realisiert werden, wenn vor allem in den Städten alternative Verkehrsmittel unterwegs sind – und weniger Verkehr vom Verbrennungsmotor abhängt. So kann der Verkehrssektor in Deutschland bis zum Jahr 2050 CO2-frei werden, die Lebensqualität in Städten steigen.

Renewbility: Effiziente Fahrzeuge, CO2-freie Kraftstoffe und nachhaltige Mobilität

Dass  das  bei  gleichzeitig  positiven  Auswirkungen  für  die  Volkswirtschaft machbar ist, zeigt das Projekt Renewbility, in dem das Öko-Institut in Zusammenarbeit mit dem Institut für Verkehrsforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg und INFRAS Zürich Optionen für eine Dekarbonisierung des Verkehrssektors erforscht hat. Auftraggeber der Studie ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).

Elektromobilität – Hebel für weniger Treibhausgase und Schadstoffe

Dr. Wiebke Zimmer,  Projektleiterin von Renewbility am Öko-Institut: „Unsere Szenarien machen deutlich, dass weiterführende Maßnahmen nötig sind, die über geringfügige Effizienzsteigerung hier oder einen moderaten Anstieg der Elektromobilität dort hinausgehen, um die Klimaschutzziele bis 2050 zu erreichen.“ Und Frank Dünnebeil  vom ifeu ergänzt: „Eine zentrale Rolle beim Klimaschutz muss der maximale Einsatz von Elektromobilität spielen, als Voraussetzung für die effiziente direkte Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom im Verkehr.“ So fährt man in einem Elektrofahrzeug mit einer Kilowattstunde Strom sechs bis zehnmal weiter als mit einem Verbrenner-Fahrzeug, das strombasierte Kraftstoffe einsetzt.

Der wichtigste Ansatzpunkt, um diese Entwicklung zu fördern, ist nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Grenzwerte für den Kohlendioxidausstoß von PKW konsequent fortzuschreiben. Das bedeutet, dass Autos im Personenverkehr ihre Emissionen von heute 95 g CO2 auf maximal 10 g im Jahr 2050 senken müssen. Gleichzeitig hält das Forschungsteam auch die Anpassung der Kraftstoffpreise für notwendig, damit sich umweltfreundliche Mobilität stärker lohnt.

Positive Effekte für die Volkswirtschaft

Die gute Nachricht zu den volkswirtschaftlichen Folgen: „Bei einer starken Marktdurchdringung der Elektromobilität, dem Einsatz strombasierter Kraftstoffe, Attraktivitätssteigerungen im öffentlichen Verkehr und einer Ertüchtigung des Schienengüterverkehrs kann langfristig ein positives volkswirtschaftliches Ergebnis erreicht werden“, resümiert Martin Peter  von Infras.

Strombasierte Kraftstoffe: Ja, aber…

Renewbility zeigt zugleich: Strombasierte Kraftstoffe sind wichtig, haben jedoch ihre Grenzen. Denn: Würden vorrangig strombasierte Kraftstoffe anstelle von mehr Elektrofahrzeugen eingesetzt, stiege der gesamte Strombedarf des Verkehrs in Deutschland bis 2050 massiv an. Der Hintergrund: Für die Herstellung von strombasierten Kraftstoffen für den herkömmlichen Verbrennungsmotor wird sehr viel Energie benötigt. Der Stromverbrauch des Verkehrs läge dann im Jahr 2050 laut Szenario „Fokus Kraftstoffe“ 40 % über der heutigen Bruttostromerzeugung in Deutschland. Deshalb fordert das Forschungsteam, dass strombasierte Kraftstoffe nur dort verwendung finden, wo ein direkter Stromeinsatz (Elektromobilität) voraussichtlich nicht möglich ist – etwa im Luft- und Seeverkehr.

Lebensqualität in Städten steigern

Mit Renewbility lässt sich auch die Wirkung von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in Innenstädten zeigen. Zum Beispiel

  • kurze Wege durch mehr Mischnutzungen,
  • emissionsfreie Innenstädte mit entsprechenden Zufahrtsbeschränkungen,
  • Carsharing-Angebote und die
  • Steigerung der Attraktivität  von  öffentlichem,  Rad-  und  Fußgängerverkehr.

Die  Ergebnisse des Szenarios „Effizienz plus Lebensqualität“ belegen: Die PKW-Nutzung kann in den Städten um rund 50 % zurückgehen. Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität tragen darüber hinaus dazu bei, Kosten in anderen Bereichen der Gesellschaft (etwa der Gesundheitsversorgung) oder negative externe Effekte zu senken.

„Den öffentlichen Verkehr sowie den Fuß- und Radverkehr aktiv zu fördern, zahlt sich aus“, sagt Rita Cyganski  vom DLR. „Solche Maßnahmen steigern die Lebensqualität in den Städten und tragen zum Klimaschutz bei. Gleichzeitig können weitere negative Umweltauswirkungen in den Innenstädten wie der Schadstoffausstoß, Lärm und Unfälle verringert werden.“ Flankierend zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Umweltverbund ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die Kommunen eine umfassende Parkraumbewirtschaftung mit steigenden Gebühren.


Weitere Informationen:
  1. Broschüre Renewbility III – Optionen einer Dekarbonisierung des Verkehrssektors unter der Leitung des Öko-Instituts und in Zusammenarbeit mit Institut für Verkehrsforschung im DLR, ifeu–Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, Infras Zürich
  2. Flyer „Klimaschutz im Verkehr“ des Renewbility III-Projektteams unter der Leitung des Öko-Instituts
  3. Interaktives Ergebnistool „Renewbility
  4. Alle Informationen zum Projekt, News und Ergebnisse auf der Projektwebsite

Kontakte:
  • Öko-Institut (Büro Berlin): Dr. Wiebke Zimmer, Stellv. Leiterin des Institutsbereichs Ressourcen & Mobilität, T.: +49 30 405085-363, w.zimmer@oeko.de
  • Institut für Verkehrsforschung im  DLR: Rita Cyganski, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, T.: +49 30 67055-147, rita.cyganski@dlr.de
  • ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg: Frank Dünnebeil, Themenleiter im Fachbereich Verkehr und Umwelt, T.: +49 6221 4767-61, frank.duennebeil@ifeu.de
  • Infras Zürich: Martin Peter, Bereichsleiter Wirtschaft und Umwelt, T.: +41 44 20595-05, martin.peter@infras.ch