Mobilität Technologie: Projekte

Wissenschaftlich begleitet: Teststrecke für Oberleitungs-LKW im Murgtal

Oberleitungs-LKW
Bundesministerin Hendricks bei der Übergabe des Förderbescheids. Bild: BMUB/Inga Wagner

Dritte deutsche Teststrecke für Oberleitungs-LKW

Der schwere Straßengüterverkehr rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussionen um eine Verkehrswende: Er trägt einen relevanten Anteil zu Klimagas- und lokalen Emissionen bei und wächst zunehmend. Eine interessante Alternative zu den heutigen Diesel-LKW sind Oberleitungs-LKW. Im Rahmen des Projekts eWayBW fördert das Bundesumweltministerium ab September 2017 den Aufbau einer Teststrecke im Murgtal bei Karlsruhe. Allerdings sind für ihren Betrieb noch viele Fragen offen, vor allem im Hinblick auf die Themen der Akzeptanz und der energiewirtschaftlichen Auswirkungen. Ein Konsortium unter der Leitung des Fraunhofer ISI untersucht innerhalb der wissenschaftlichen Begleitforschung diese und andere Forschungsfragen.

Pilotstrecke Oberleitungs-LKW

Streckenverlauf der Pilotstrecke

Die bisher geplanten deutschen Teststrecken für Oberleitungs-LKW in Schleswig-Holstein und Hessen sollen auf Autobahnen errichtet werden. Das Projekt in Baden-Württemberg, welches unter der Leitung des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg mit einer Reihe von Praxispartnern durchgeführt wird, ist dagegen auf der vielbefahrenen Bundesstraße B462 zwischen Gernsbach und Kuppenheim im Schwarzwald vorgesehen.

Hier findet sich auch Widerstand der Bevölkerung gegen den LKW-Verkehr vor allem im Hinblick auf den Lärm. Ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitforschung des Projekts eWayBW ist deshalb die Begleitung der verkehrlichen Auswirkungen, zum Beispiel durch Verkehrssicherheitsanalysen und Lärmmessung. Unter der Koordination des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI arbeiten die PTV Transport Consult GmbH, das Fraunhofer ICT und das Forschungszentrum Informatik (FZI) im Rahmen der Begleitforschung dabei eng zusammen.

Neben den direkten verkehrlichen Auswirkungen spielt die Akzeptanz eine Rolle: Unter anderem wird die örtliche Bevölkerung durch Workshops und Befragungen in das Projekt eingebunden, um die Akzeptanz der Oberleitungs-Infrastruktur durch Anwohner und Straßennutzer zu ermitteln und Maßnahmen zur Akzeptanzerhöhung zu ergreifen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Begleitforschung ist die Analyse der energiewirtschaftlichen Auswirkungen: Welche Auswirkungen haben die Oberleitungs-LKW auf die Stromnachfrage? Wie kann der Strom mit einer möglichst guten Umweltbilanz hergestellt werden? Kann eine bessere Integration der Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen gelingen? Welche Auswirkungen ergeben sich auf die örtlichen Stromverteilnetze?

Weiterhin wird in der Begleitforschung untersucht, ob sich das Konzept der Oberleitungs-LKW auf andere Strecken in Baden-Württemberg ausdehnen lässt. Zu weiteren Leitfragen gehören: Welche Infrastrukturaufbaukosten sind damit verbunden? Inwieweit kann damit ein Beitrag zur Energiewende geleistet werden? Mit welchen Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr ist zu rechnen? Wie lassen sich Oberleitungs-LKW in ein Verkehrskonzept für Baden-Württemberg einbinden?

Alle Institutionen der Begleitforschung des Projekts eWayBW arbeiten im Leistungszentrum „Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe“ eng zusammen und können im Projektverlauf auf weitere Partner des Leistungszentrums zurückgreifen. Das FZI ist zudem im „Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ eingebunden und leistet damit einen wichtigen Brückenschlag: Auch bei Oberleitungs-LKW könnten durch autonomes Fahren gegebenenfalls ökonomische und energiewirtschaftliche Effizienzgewinne erzielt werden. Karlsruhe baut mit dem Projekt eWayBW und der Koordination mit anderen laufenden Projekten seine führende Rolle im Bereich der Mobilitätsforschung weiter aus.

Das Bundesumweltministerium fördert bereits seit Jahresbeginn den Aufbau von zwei Teststrecken für Elektro-LKW in Hessen und Schleswig-Holstein. Die neue Teststrecke wird helfen, das Erfahrungsspektrum nochmals deutlich auszuweiten. Hierzu Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Jede der drei Pilotstrecken hat ihre eigene Strecken- und Verkehrscharakteristik. In Baden-Württemberg wird das System erstmals auf einer Bundesstraße mit Ortsdurchfahrten erprobt. Die B 462 zeichnet sich zudem durch eine besondere Tallage aus. Die Teststrecke steht daher exemplarisch für die besonderen Anforderungen auf Bundesstraßen mit teilweise sehr anspruchsvollen straßenbaulichen Verhältnissen.“

Das Verkehrsministerium in Stuttgart als Vorhabenträger kooperiert bei diesem Pilotprojekt mit der Südwestdeutschen Verkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG), dem Regierungspräsidium Karlsruhe, dem Landkreis Rastatt sowie dem Konsortium Forschung e-WayBW, das aus dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, der PTV Transport Consult GmbH, dem FZI Forschungszentrum Informatik und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht. Über diese acht Projektpartner hinaus gibt es neun weitere Projektbeteiligte, die als assoziierte Partner in eWayBW eingebunden sind – dies sind die Spedition Fahrner GmbH, die Huettemann Logistics GmbH, die Casimir Kast Verpackung und Display GmbH, die Mayr-Melnhof Gernsbach GmbH, die Smurfit Kappa Baden Board GmbH, die Netze BW GmbH, die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH sowie der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg.


Weitere Informationen:
Streckenverlauf der Pilotstrecke
Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg
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