Mobilität: Wissenschaft

Nachbefragung im Projekt PendlerRatD: Fahrrad­pendel­verkehr

Bild: U_d7hddm5o | pixabay

Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanzierte Forschungs­projekt „PendlerRatD“ zielt darauf ab, den Fahrrad­pendler­anteil zu erhöhen. Durch den Abbau von Hemmnissen und gezielte Anreiz­setzung sollen einstige MIV-Pendelnde zum Umstieg auf das Fahrrad und andere nach­haltige Mobili­täts­alter­nativen motiviert werden. Zur Realisierung dieses Ziels kommen verschie­dene Maßnahmen zum Einsatz, unter anderem die Durchführung von ein­monatigen Pilot­phasen mit Leih-E-Bikes. Die Ergebnisse der nach Abschluss der Pilotphasen durchgeführten Nachbefragung werden hier in Kurzform dargelegt, der ausführliche Bericht wird in der Februar-Ausgabe von Internationales Verkehrswesen (1/2024) veröffentlicht [*].

Methodischer Aufbau
Bei PendlerRatD kommt ein mehrstufiges Vorgehen mit insgesamt vier Studien­phasen zum Einsatz. Nach Studien­phase 1, dem Projekt Set-up und dem Aufbau des Projekt­partner­netz­werks, wird in Studien­phase 2 eine Mobili­täts­befragung bei den Projekt­partnern durchgeführt. Studien­phase 3 beinhaltet die Durchführung von acht ein­monat­igen Pilotphasen (zwischen April und Oktober 2022) an verschiedenen Standorten, vornehmlich im süddeutschen Raum. Für die Pilotphasen wurden interessierten Teil­­nehmen­den (die Interessens­bekun­dung erfolgte in der Mobili­täts­befragung) ein Leih-E-Bike und Basis­equipment (Helm, Fahrradtasche, Smart­phone­halterung und Regen­poncho) zur Verfügung gestellt. Sie sollten möglichst täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln. Studien­phase 4 enthält die Nach­befragung, die im Anschluss an die Pilotphase durch­ge­führt wurde und die Ein­stellungen zum Pendeln mit dem Fahrrad und das veränderte Pendel­verhalten abfragt.

Ergebnisse der Nachbefragung
Pendelnde, die das Fahrrad nutzen, sind zufriedener als Auto­fahrer, insbe­sondere in Bezug auf Gesund­heit, Umwelt und Kosten. Insgesamt bereitete den Teil­­nehmen­­den das Pendeln mit dem E-Bike viel Freude und sie fühlten sich besser, wenn sie das Fahrrad an Stelle des Autos nutzten. Die Umstiegs­bereit­schaft auf das Fahrrad stieg auf 71 %, und der Anteil der Fahrrad­nutzer als Haupt­verkehrs­mittel erhöhte sich von 3 % auf 2 3%. Bereits 31 % der Teil­nehmen­den haben sich noch während der Pilotphase ein E-Bike gekauft oder geleast, um auch zukünf­tig nachhaltig pendeln zu können. Weitere 40 % der Teil­nehmen­den haben Interesse am Kauf bzw. am Leasing eine (E-)Bikes.

Rolle der Arbeitgeber und Fahrradinfrastruktur
Die Studie betont die Bedeutung von Arbeit­gebern bei der Förderung des Fahrrad­pendel­verkehrs und fordert die Bereit­stellung von Fahrrad­leasing-Optionen und eine arbeit­nehmer­freund­liche Rad­infra­struktur wie Fahrrad­stell­plätze und Duschen. Mehr als die Hälfte der Teil­nehmen­den (56 %) hat Anregungen zum Ausbau der Infra­struk­tur beim Arbeit­geber, 27 % fordern ihren Arbeit­geber auf, Fahrrad­leasing anzubieten. Zudem ist der Ausbau der Fahrrad­infra­struk­tur in Städten und Kommunen entscheidend, mehr als 60 % der Teil­nehmen­den sehen hier Ver­besserungs­potenziale.

Nachbefragung im Projekt PendlerRatD

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Limitationen der Studie
Die Auswahl der Pilotphasen-Teil­neh­men­­den erfolgte auf Basis einer Inter­essens­bekundung. MIV-Pendelnde, die eine grund­legend negative Einstellung gegenüber dem Rad­verkehr haben, konnten somit nicht erreicht werden, da sie sich nicht zur Teilnahme bereit erklärten. Dies führt zu einer Verzerrung der Stich­probe. Da die Ergeb­nisse an allen acht Pilotphasen-Standorten jedoch ähnlich sind und sich mit anderen nationalen und inter­natio­nalen Forschungs­ergeb­nissen decken, ist davon auszugehen, dass sie sowohl wissen­schaft­liche als auch praktische Relevanz aufweisen.

Fazit und Ausblick
Die Studie verdeutlicht, dass das Fahrrad­pendeln das Wohl­befin­den steigert und die Umstiegs­bereit­schaft fördert. Dabei spielen Arbeit­geber und die Verbesserung der Fahr­rad­infra­struktur eine entscheidende Rolle in der Mobilitäts­wende. Das kosten­lose Bereit­stellen von Fahrrädern hilft dabei, Bedenken abzubauen und den Fahrrad­pendel­verkehr zu fördern. Die Studie leistet einen Beitrag zur Bewusst­seins­änderung und zur Steigerung des Rad­verkehrs­anteils und betont die Not­wendig­keit von Anreizen und Ver­besse­rungen in der Fahrrad­infra­struk­tur für nachhaltige Mobilität.

Der ausführliche Beitrag ist in der Februar-Ausgabe von Internationales Verkehrswesen (1/2024) zu lesen.


[*]  Autorinnen: Prof. Dr. Jana Heimel, Isabell Balzer, Fakultät International Business, Hochschule Heilbronn