Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanzierte Forschungsprojekt „PendlerRatD“ zielt darauf ab, den Fahrradpendleranteil zu erhöhen. Durch den Abbau von Hemmnissen und gezielte Anreizsetzung sollen einstige MIV-Pendelnde zum Umstieg auf das Fahrrad und andere nachhaltige Mobilitätsalternativen motiviert werden. Zur Realisierung dieses Ziels kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz, unter anderem die Durchführung von einmonatigen Pilotphasen mit Leih-E-Bikes. Die Ergebnisse der nach Abschluss der Pilotphasen durchgeführten Nachbefragung werden hier in Kurzform dargelegt, der ausführliche Bericht wird in der Februar-Ausgabe von Internationales Verkehrswesen (1/2024) veröffentlicht [*].
Methodischer Aufbau
Bei PendlerRatD kommt ein mehrstufiges Vorgehen mit insgesamt vier Studienphasen zum Einsatz. Nach Studienphase 1, dem Projekt Set-up und dem Aufbau des Projektpartnernetzwerks, wird in Studienphase 2 eine Mobilitätsbefragung bei den Projektpartnern durchgeführt. Studienphase 3 beinhaltet die Durchführung von acht einmonatigen Pilotphasen (zwischen April und Oktober 2022) an verschiedenen Standorten, vornehmlich im süddeutschen Raum. Für die Pilotphasen wurden interessierten Teilnehmenden (die Interessensbekundung erfolgte in der Mobilitätsbefragung) ein Leih-E-Bike und Basisequipment (Helm, Fahrradtasche, Smartphonehalterung und Regenponcho) zur Verfügung gestellt. Sie sollten möglichst täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln. Studienphase 4 enthält die Nachbefragung, die im Anschluss an die Pilotphase durchgeführt wurde und die Einstellungen zum Pendeln mit dem Fahrrad und das veränderte Pendelverhalten abfragt.
Ergebnisse der Nachbefragung
Pendelnde, die das Fahrrad nutzen, sind zufriedener als Autofahrer, insbesondere in Bezug auf Gesundheit, Umwelt und Kosten. Insgesamt bereitete den Teilnehmenden das Pendeln mit dem E-Bike viel Freude und sie fühlten sich besser, wenn sie das Fahrrad an Stelle des Autos nutzten. Die Umstiegsbereitschaft auf das Fahrrad stieg auf 71 %, und der Anteil der Fahrradnutzer als Hauptverkehrsmittel erhöhte sich von 3 % auf 2 3%. Bereits 31 % der Teilnehmenden haben sich noch während der Pilotphase ein E-Bike gekauft oder geleast, um auch zukünftig nachhaltig pendeln zu können. Weitere 40 % der Teilnehmenden haben Interesse am Kauf bzw. am Leasing eine (E-)Bikes.
Rolle der Arbeitgeber und Fahrradinfrastruktur
Die Studie betont die Bedeutung von Arbeitgebern bei der Förderung des Fahrradpendelverkehrs und fordert die Bereitstellung von Fahrradleasing-Optionen und eine arbeitnehmerfreundliche Radinfrastruktur wie Fahrradstellplätze und Duschen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (56 %) hat Anregungen zum Ausbau der Infrastruktur beim Arbeitgeber, 27 % fordern ihren Arbeitgeber auf, Fahrradleasing anzubieten. Zudem ist der Ausbau der Fahrradinfrastruktur in Städten und Kommunen entscheidend, mehr als 60 % der Teilnehmenden sehen hier Verbesserungspotenziale.
Limitationen der Studie
Die Auswahl der Pilotphasen-Teilnehmenden erfolgte auf Basis einer Interessensbekundung. MIV-Pendelnde, die eine grundlegend negative Einstellung gegenüber dem Radverkehr haben, konnten somit nicht erreicht werden, da sie sich nicht zur Teilnahme bereit erklärten. Dies führt zu einer Verzerrung der Stichprobe. Da die Ergebnisse an allen acht Pilotphasen-Standorten jedoch ähnlich sind und sich mit anderen nationalen und internationalen Forschungsergebnissen decken, ist davon auszugehen, dass sie sowohl wissenschaftliche als auch praktische Relevanz aufweisen.
Fazit und Ausblick
Die Studie verdeutlicht, dass das Fahrradpendeln das Wohlbefinden steigert und die Umstiegsbereitschaft fördert. Dabei spielen Arbeitgeber und die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur eine entscheidende Rolle in der Mobilitätswende. Das kostenlose Bereitstellen von Fahrrädern hilft dabei, Bedenken abzubauen und den Fahrradpendelverkehr zu fördern. Die Studie leistet einen Beitrag zur Bewusstseinsänderung und zur Steigerung des Radverkehrsanteils und betont die Notwendigkeit von Anreizen und Verbesserungen in der Fahrradinfrastruktur für nachhaltige Mobilität.
Der ausführliche Beitrag ist in der Februar-Ausgabe von Internationales Verkehrswesen (1/2024) zu lesen.
[*] Autorinnen: Prof. Dr. Jana Heimel, Isabell Balzer, Fakultät International Business, Hochschule Heilbronn