Mobilität: Projekte

Linie 12: Mit Allrad-Shuttle und Weltpremiere wieder unterwegs

Das Shuttle der Linie 12 am Rheinfallbecken.
Das Shuttle der Linie 12 am Rheinfallbecken. ©_SwissTransitLab

Das Projekt „Linie 12“ rund um den selbstfahrenden Bus des Swiss Transit Labs im schweizerischen Kanton Schaffhausen hat einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung fahrplanmäßiger Linienverkehr gemacht: Das 11-plätzige Fahrzeug – ein neues Shuttle mit 4×4-Antrieb – fährt nun offiziell die komplette Strecke zwischen Neuhausen Zentrum und dem Rheinfallbecken. Damit verbunden ist auch die steilste ÖV-Strecke der Welt, die jemals von einem selbstfahrenden Fahrzeug bewältigt wurde. Dies, nachdem sich am 2. Juni ein bedauernswerter Vorfall zwischen dem selbstfahrenden Bus und einer Fahrradfahrerin ereignet hat. Dieser Vorfall wurde gründlich analysiert und die Freigabe für den Weiterbetrieb erteilt.

Seit März 2018 verkehrt im Swiss Transit Lab im Kanton Schaffhausen ein selbstfahrendes Fahrzeug auf der „Linie 12“ im Linienverkehr der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH). Es war dies die weltweit erste Integration eines selbstfahrenden Fahrzeugs in ein bestehendes Betriebsleitsystem des öffentlichen Verkehrs. Nach einem ersten erfolgreichen Jahr mit rund 30.000 beförderten Fahrgästen erfolgt nun ein weiterer Meilenstein im Projekt der „Linie 12“: Die Strecke wurde zum Rheinfallbecken erweitert und bedient damit auf einer Gesamtlänge von rund einem Kilometer sieben Haltestellen.

Neuer Streckenabschnitt, 4×4, max. 15% und bidirektional
Mit der Erweiterung an den Rheinfall geht auch ein neues, weiterentwickeltes Fahrzeug in Betrieb. Um die Höhendifferenz von knapp 60 Metern mit einer maximalen Steigung von 15% bewältigen zu können, hat der Fahrzeughersteller eine stärkere Variante des Shuttles konzipiert. Dieses besitzt zwei Elektromotoren und einen Vierradantrieb und wird am Rheinfall erstmals überhaupt auf der Strasse eingesetzt. Bei der Bewältigung einer Steigung von rund 15% durch ein selbstfahrendes Fahrzeug im öffentlichen Verkehr handelt es sich wiederum um eine Weltpremiere.

Das Fahrzeug wird auf dem Abschnitt zwischen Industrieplatz und Rheinfallbecken bidirektional eingesetzt, fährt also ohne zu wenden hin und wieder zurück. „Der untere Streckenabschnitt birgt andere Herausforderungen als der obere Teil. Zwar ist der Zubringerverkehr minimal. Aufgrund der engen Platzverhältnisse und der Steigung war es aber nicht einfach, die Fahrspur und die Haltepositionen optimal festzulegen und zu programmieren. Nun können wir Touristen, Gästen sowie Einwohnerinnen und Einwohnern von Neuhausen am Rheinfall ein einmaliges Erlebnis bieten“, freut sich Tobias Vonarburg, Projektleiter bei der AMoTech GmbH.

Alles rund um die Mobilität der Zukunft (und der Vergangenheit)
Das Swiss Transit Lab ist ein Kompetenzzentrum für die Mobilität der Zukunft. Das Projekt der „Linie 12“ greift nur einen Teilaspekt heraus. Auf der nun erweiterten Strecke werden in Form eines kurzen Mobilitätspostenlaufs an den insgesamt sieben Haltestellen verschiedene Themen rund um die Mobilität im Vergleich von gestern und heute beleuchtet. „Mobilität ist eine der Fokusindustrien des Kantons Schaffhausen. Wir freuen uns über die vielen Erfolge des Swiss Transit Labs, sind aber gleichzeitig auch stolz auf unsere anderen historischen Errungenschaften – von der Infrastruktur hin bis zum Angebot“, so Patrick Schenk, Leiter der Regional- und Standortentwicklung des Kantons.

Lösungen für Smart Cities
Im Versuchsgelände in Neuhausen am Rheinfall wird die Entwicklung von Dienstleistungen und Lösungen rund um die Mobilität von morgen vorangetrieben. So wurde das Swiss Transit Lab denn auch kürzlich mit dem Smart City Innovation Award ausgezeichnet. Prämiert wurde die Projektidee eines nahtlosen und nachhaltigen Mobilitätskonzepts zwischen den Aufzügen zum Rheinfall und dem selbstfahrenden Shuttle. „Wir sehen dank der Linie 12 im Swiss Transit Lab viele Anwendungsbereiche für den ÖV der Zukunft – mit aus diesem Grund engagieren wir uns im Projekt“, erklärt Peter Schneck, CEO der Trapeze Switzerland GmbH.

In erster Linie konzentrieren sich die Projektpartner nun auf die weitere Einbindung des selbstfahrenden Busses sowie auf die Umsetzung weiterer Projektideen in der Smart City. Der Bus verkehrt täglich von 13 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Aufgrund der verlängerten Strecke wird nun von einem 10- auf einen 30-Minutentakt gewechselt. Da weiter interne Tests durchgeführt werden, wird der Shuttle nicht an allen Tagen für Passagiere zur Verfügung stehen, weshalb der genaue Fahrplan jeweils auf www.swisstransitlab.com publiziert wird.

Analysen zum Vorfall des 2. Juni abgeschlossen, Freigabe für Wiederaufnahme erteilt
Nach dem Vorfall zwischen dem selbstfahrenden Bus und einer Fahrradfahrerin, wurde das Ereignis gründlich analysiert. Diese Untersuchung ist mittlerweile abgeschlossen und in der Folge wurde die Freigabe für die Wiederaufnahme des Testbetriebs bereits wieder erteilt. Weiterhin steht für die Verantwortlichen des Swiss Transit Lab die Sicherheit aller Beteiligten an oberster Stelle. Erwähnte Analysen haben ergeben, dass kein Sicherheitsrisiko für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer besteht. Details zur Analyse und zur Schuldfrage werden nach Abschluss des polizeilichen Verfahrens bekanntgegeben, das noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.


Das Swiss Transit Lab ist eine gemeinsame Initiative des weltweiten Systemlieferanten Trapeze, dessen Tochterunternehmen AMoTech, der Verkehrsbetriebe Schaffhausen VBSH und der Regional- und Standortentwicklung (RSE) des Kantons Schaffhausen. Die Initiatoren des Swiss Transit Labs haben sich im Mai 2019 neu in Form eines Vereins organisiert. Durch die Rechtsform soll der steigenden Bedeutung des Swiss Transit Labs Rechnung getragen werden. Ausserdem erlaubt die Struktur eines Vereins neuen Unternehmen einfacheren Zugang. Jüngst haben sich zwei neue Mitgliedsfirmen dem Swiss Transit Lab angeschlossen. Es sind dies die p2data GmbH und PhotoGnosis GmbH. Bruno Schwager, Direktor der VBSH und Präsident des Swiss Transit Labs, freut sich über die Neuzugänge und lädt weitere Interessierte zur Kooperation ein: „Der Verein Swiss Transit Lab ist bewusst sehr offen gestaltet. Zusammen mit weiteren Unternehmen möchten wir die Zukunft der Mobilität noch kundenorientierter gestalten.“


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