Infrastruktur

Lärmkartierung für das Eisenbahn-Bundesamt abgeschlossen

EU-Lärmkartierung 2023
Bild: Bernd Waelz pixabay

[Cision] – Konsortium entwickelt für die EU-Lärmkartierung, eines der größten Geo­daten­manage­ment­projekte Deutschlands, einen datenbankgestützten Lösungsansatz.

In Kooperation mit dem Eisenbahn-Bundesamt und unter Führung der Disy Informationssysteme GmbH hat das Konsortium aus den Unternehmen Disy, AFRY und SoundPLAN die EU-Umgebungs­lärm­kartier­ung Runde 4 abgeschlossen. Mit dem Lösungsansatz zur datenbank­gestützten Ablauf­steuerung wurde sichergestellt, dass die Verarbeitung riesiger Geodaten­mengen zu Lärmkarten termingerecht erfolgt.

Automatisiertes Geo­daten­manage­ment für Lärmkartierung Runde 4
„Trotz aller Herausforderungen ist es uns gemeinsam gelungen, für das Eisenbahn-Bundesamt eines der größten deutschlandweiten Geo­daten­manage­ment­projekte termingerecht abzuschließen. Ein derart komplexes Projekt erfordert auch ein professionelles Projektmanagement. Durch die Bündelung erfahrener Lärmexperten, Qualitätsmanager und Daten­spezialisten konnte das eingespielte Kompetenz­team Risiken bewerten und pass­genaue Lösungen entwickeln“, blickt Claus Hofmann, Geschäftsführer von Disy Informationssysteme, auf die gut zweijährige Projekt­laufzeit zurück. Der für die Lärmkartierung entwickelte Lösungs­ansatz ist in dieser Form einmalig und auf andere Frage­stellungen im Geo­daten­manage­ment übertragbar.

Datenbankgestützte Ablaufsteuerung garantiert termingerechte Lärmberechnung
In die Berechnung der Lärmbelastung gingen über 33.000 Schienen­kilometer, rund 25.000 Brücken, 700 Tunnel, 14.000 Bahnübergänge, tausende Kilometer Schall­schutz­wände, 60 Millionen Gebäude, zehntausende Quadrat­kilo­meter Gelände­modell und weitere Daten­quellen ein. Dieses heterogene Daten­volumen kann nur noch mit automati­sierten Prozessen geprüft, homogenisiert und aufbereitet werden.

Herzstück der hierfür entwickelten datenbank­gestützten Ablauf­steuerung ist die Disy Spatial Workbench (DSW). Um die automatische Bearbeitung durch die DSW steuern zu können, wurden einerseits alle erforder­lichen Prozess­schritte und Prozess­reihen­folgen mit Hilfe von graphischen Ablauf­dia­grammen definiert und dokumentiert. Anderer­seits erfolgte eine Unter­teilung in Berech­nungs­gebiete, um die deutschland­weite Daten­menge auch gebiets­weise verarbeiten zu können.

Diese Vorgehensweise beschleunigte nicht nur die Bear­beitung, sondern gewähr­leistete zugleich die Wiederhol­bar­keit von Berech­nungen sowie die termin­gerechte Nach­bearbeitung geänderter Eingangs­daten. Da die Berech­nungs­ergebnisse von der Eingangs­daten­qualität abhängen, trägt AFRY durch die professio­nelle Qualitäts­sicherung und Daten­auf­bereitung sowie die gründliche Prüfung der Berechnungs­ergebnisse maßgeblich mit zum Projekterfolg bei. Der Projektpartner SoundPLAN verantwortete den gesamten lärm­technisch relevanten Bereich von der Aufbereitung des digitalen Gelände­modells und des schall­tech­nischen Modells bis zur eigent­lichen Lärm­berechnung und stellte die benötigte Rechen­leistung für die erfolg­reiche Durchführung bereit.

Herausforderung durch doppelten Kartierungsumfang
Dieser datenbankbasierte Lösungsansatz löste auch weitere Heraus­forderungen im Projektverlauf. Eine bestand im doppelten Kartierungs­umfang für Runde 4 und das dadurch zu bearbeitende Datenvolumen. Zusätzlich zur gesetzlich vor­geschriebenen Kartierungs­pflicht nach EU-Umgebungs­lärm­richt­linie mit rund 17.000 Strecken­kilo­metern wurde der Umfang für die Runde 4 auf alle Eisen­bahn­strecken des Bundes mit über 33.000 Kilometern ausgeweitet. Auslöser dieser Änderung war die Anforderung, mit den Ergeb­nissen der Lärmkartierung zugleich die Grundlage für die Priori­sierung in der Lärm­sanie­rung zu schaffen.

Erstmalige Lärmberechnung nach CNOSSOS
Die datenbankgestützte Ablaufsteuerung löste auch die Heraus­forderungen durch die neue Berechnungs­methode CNOSSOS, die in Runde 4 verbindlich anzuwenden war. Die Abkürzung steht für „Common Noise Assessment Methods in Europe“ und bezeichnet die seit 2015 in der EU geltenden Vorschriften für die Lärmberechnung.

Wegen des Datenvolumens und verpflichten­den Veröffent­lichungs­termins startete bereits im Sommer 2020 Runde 4 der Lärmkartierung. Für ein ausge­wähltes Gebiet folgten im Frühjahr 2021 erste Berechnungen, um die Daten­verar­beitung zu testen. Als es dann im Dezember 2021 zur nach­träg­lichen Über­arbeitung relevanter Berechnungs­vorschriften kam, mussten alle bis dahin vorgenommenen Lärm­berech­nungen erneut durchgeführt werden.

Aber auch an anderen Stellen wirkte sich CNOSSOS in der Umsetzung aus. So sind beispiels­weise einige Ergebnisse nicht mehr mit den Vorgänger­runden vergleichbar. Das erhöhte auch den Auf­wand in der Qualitäts­sicherung, da Ursachen für große Abweich­ungen gefunden und erklärt werden mussten.


Hintergrundinformationen zur Lärmkartierung
Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ist dafür zuständig, im Fünf-Jahres-Rhythmus die Lärmkarten für die Schienenwege von Eisenbahnen des Bundes nach den Vorgaben der Umgebungslärmrichtlinie (2002/49/EG) auszuarbeiten. Die Lärmkartierung, die für alle Mitglieds­staaten nach gemein­samen Bewertungs­methoden ermittelt wird, soll die Belastung durch Umgebungs­lärm berechnen und die Öffentlichkeit darüber informieren. Sie dient auch als Grund­lage für die Lärm­aktionsplanung. Die Ergeb­nisse der abge­schlosse­nen Lärmkartierung Runde 4 wurden am 30.06.2022 veröffentlicht und stehen im Geoportal des EBA bereit. Das Konsortium der Unternehmen Disy, AFRY und SoundPLAN hat gemeinsam neben Runde 4 auch bereits die Kartierungsrunden 2 und 3 mit dem EBA erfolgreich umgesetzt.