Infrastruktur

Heilbronn: Welches Potential für die Industrieregion hat der Neckarhafen?

Hafen Heilbronn
Hafen Heilbronn

[HS Heilbronn] Heilbronner Forschungseinrichtungen erarbeiten Handlungsempfehlungen für den vom Strukturwandel geprägten Hafen Heilbronn. Wasserstoff wird als Alternative für Kohle diskutiert.

Der Hafen Heilbronn ist einer der 20 größten Binnenhäfen in Deutschland. Gemessen am wasserseitigen Umschlag ist der Hafen Heilbronn der größte Neckarhafen und liegt nach den Rheinhäfen Mannheim, Karlsruhe und Kehl auf Platz vier der umschlagstärksten Binnenhäfen in Baden-Württemberg. Durch die trimodale Anbindung, also die Umschlagmöglichkeit von Waren vom Wasser auf Wasser, Schiene und Straße, ist er eine wichtige Logistik-Drehscheibe für den Güterverkehr in der Industrieregion Heilbronn.

Bisher ist Steinkohle eines der wichtigsten Umschlaggüter. Mit dem Kohleausstieg fällt also eine wichtige Einnahmequelle weg, was einen umfangreichen Strukturwandel im Hafen erfordert. Gleichzeitig eröffnet die Energiewende aber auch zahlreiche neue Entwicklungsperspektiven. Das Ökosystem Wasserstoff kann eine Möglichkeit sein, den Strukturwandel in Häfen erfolgreich zu gestalten.

Die größte Schwierigkeit bei der Einführung eines neuen Energieträgers ist, dass sich Angebot und Nachfrage möglichst synchron entwickeln müssen, um beide Seiten zu Investitionen animieren zu können. Ziel der gemeinsamen Studie H2Hafen Heilbronn (H2HN) des Kompetenzzentrums LOGWERT an der Hochschule Heilbronn sowie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) ist es daher, in einem partizipativen Ansatz mit den Akteuren vor Ort auf Anbieter-, Abnehmer- und Transportseite konkrete Umsetzungspfade hin zu einer Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln, damit der Einstieg für alle Akteure möglichst rasch wirtschaftlich attraktiv wird. Das leistet dann nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern weist auch Perspektiven für den neuen Energieträger Wasserstoff auf. Ziel ist es, möglichst viele Ideen zu sammeln und zu koppeln.

Das Land Baden-Württemberg soll am Ende einen Leitfaden erhalten, wie der erfolgreiche Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft auch an anderen Hafenstandorten vorangetrieben werden kann und wie mit Wasserstoff, der je nach Aggregatszustand auch als Gefahrgut definiert wird, direkt im und um einen Hafen umgegangen werden muss.

Lösungsansatz und Forschungsbeitrag
Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO wurden seit Anfang Juli geeignete Akteure auf Angebots-, Transport- und Nachfrageseite identifiziert, um sie in Fachgesprächen und Workshops in den gesamten Prozess mit einzubinden. Der Workshop ist für den Oktober geplant. Der Vorteil in Heilbronn ist, dass die entsprechenden Akteure bereits lokal ansässig sind, was den gesamten Prozess und damit auch die Studie beschleunigt. Dabei werden potenzielle Verbrauchs- und Erzeugungsmengen im Ökosystem Wasserstoff und Ansätze für die Verteilung und Logistik von Wasserstoff berücksichtigt. Es werden digitale Simulationen erarbeitet, die die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft transparent machen und damit die Grundlage für die Umsetzungsszenarien bilden. Hieraus werden wiederum Handlungspfade für den Heilbronner Hafen entwickelt.

Die Ergebnisse der Untersuchung werden gleichzeitig so generisch gehalten, dass sie für die Entwicklung von Wasserstoff-Ökosystemen auf andere Hafenstandorte in Baden-Württemberg übertragen werden können. Dieser Wissenstransfer soll durch einen Leitfaden entstehen, der anderen Akteuren Chancen und Herausforderungen für die Entwicklung eines Hafenareals hinsichtlich der Anlandung, Distribution, Speicherung und Verwertung von Wasserstoff aufzeigt. Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.