Infrastruktur

Flachstellen-Messung: Akustische Bewertung kann Kosten sparen

Güterzüge überholen
Symbolbild: Erich Westendarp | pixabay

[RailWatch] Die Flachstelle ist ein leidiges Thema für Anwohner an Bahnstrecken, aber auch für alle Akteure aus dem Schienenverkehr. Flachstellen können laut sein, ihre Beseitigung kann sehr teuer werden. Das UBA (Umweltbundesamt) setzt sich für eine akustische Bewertung der Flachstelle nach Lärmintensität ein. Die Behörde hat eine neue Studie veröffentlicht. Diese zeigt: durch eine frühzeitige Instand­haltung können Kosten reduziert werden.

Flachstellen akustisch erfassen

Flachstelle. © RailWatch

Die Flachstelle ist eine Unrundheit am Rad, die für Anwohner regelmäßig eine große Lärmbelästigung und für Instand­haltungs­verant­wortliche einen großen Kostenfaktor darstellt. Nach AVV (Allgemeiner Vertrag für die Verwendung von Güterwagen) wird eine Flachstelle nach der Länge der abgeflachten Stelle beurteilt. Ab einen bestimmten Grenz­wert wird die Unrundheit als Flachstelle detektiert. Die Flachstelle gehört zu einem der wichtigsten Instand­haltungskriterien im AVV und kann sogar einen Güterwagen aussetzen.

Im Auftrag des UBA führte Möhler + Partner 2021 eine Studie durch. Das UBA fordert nun im Rechtsrahmen die Bewertung der akustischen Flachstelle als Instand­haltungs­krite­rium.[*] Ausgangspunkt der Studie ist das Ziel vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie der Deutschen Bahn AG, die Hälfte aller Anwohner an Bahnstrecken von Schienenlärm zu entlasten. Um eine stärkere Lärmminderung zu garantieren, soll die Flachstelle künftig auch akustisch bewertet werden. Dafür wird ermittelt, bis zu welchem Pegel eine Flachstelle für Anwohner nicht mehr ertragbar ist. Daraus leitet sich das Instand­haltungskriterium ab. Ziel ist, akustisch besonders auffällige Flachstellen zu entfernen und für einen reibungslosen Schienenverkehr zu sorgen. Denn Flachstellen können zu Schäden an der Infrastruktur und sogar zu Unfällen führen.

Monitoring ist die Lösung
Für die Umsetzung der Flachstellen-Detektion werden in der Studie Monitoring Stationen vorgeschlagen. Gewünscht wird von den in der Studie befragten Infra­struktur­unter­nehmen auch, Rundlauf-Ortungen einzuführen, welche über einen ECM-Automatismus (Entity in Charge of Maintenance, zuständige Stelle für die pflichtgemäße Instand­haltung) in den Instand­haltungs­prozess eingespeist werden soll.

Mit 15 Wayside Monitoring Messstationen in Deutschland, die an allen wichtigen Rail Freight-Korridoren stehen, ist RailWatch der größte Anbieter Instand­haltungs-relevanter Daten. Mit ihrer Messstation, Pulsar genannt, erkennt RailWatch sicherheitsrelevante Schäden wagengenau und während Zugvorbeifahrt. Seit Dezember 2019 misst das Unternehmen Flachstellen mittels akustischer Sensoren. Die Bewertung einer Flachstelle wird anhand der Lärmintensität beurteilt. Im Juni 2022 wurden von 141.696 gemessen Wagen 5.102 (3,6%) kritische Flachstellen und 16.030 (11,3%) Warnungen festgestellt. Detektiert werden die Flachstellen anhand aufgenommener Audio-Dateien.

Flachstellen akustisch erfassen

Messstation Bremerhaven. © RailWatch

Der Pulsar wird neben der Schiene errichtet. Mit hochauflösenden Kameras und feinster akustischer Sensorik werden verschiedenste Zustände erfasst. So werden neben der Flachstelle auch Bremssohlen und deren Dicke, Wagenanschriften, äußeres Erschei­nungs­bild und Gefahrgut erfasst. Aktuell arbeitet das Unternehmen daran, mittels Wärmebildkameras thermische Zustände an Bremsen, Achslagern und Laufflächen zu erfassen. Dies alles misst der Pulsar, wenn der Zug mit bis zu 100 km/h an der Station vorbeifährt. Die erfassten Daten werden in der Cloud verarbeitet und den Kunden über ein Portal oder eine Schnittstelle aufbereitet dargestellt.

Der Aufbau der Station benötigt keinen Eingriff in den Bahnverkehr und ist innerhalb eines Tages erledigt. Mit den erfassten Zustandsdaten lässt sich die Instand­haltung optimal planen. „Flachstellen sind seit einigen Jahren das Thema der Branche und der größte Streitpunkt und Kostenfaktor. Wir wollen den Schienen­güter­verkehr für alle, egal ob Akteure oder Anwohner, akzeptabel machen, um so für Zusammenhalt zu sorgen. Und aus einem bereits sicheren und funktionierenden Schienen­güter­verkehr eine noch bessere und modernere Branche zu machen“, sagt Michael Breuer, geschäftsführender Gesellschafter von RailWatch.


[*] Quelle: RailBusiness 06.06.2022, Seite 1 und Bericht „Messung von Flachstellen und Ermittlung eines akustischen Instand­haltungskriterium“.
RailWatch verfolgt die Mission, den Schienen­güter­verkehr wettbewerbsfähig zum LKW zu machen. Ein reibungsloser und sicherer Schienen­güter­verkehr führt zu mehr Verfügbarkeit der Wagen, weniger Kosten bei Eisenbahn­verkehrs­unter­nehmen, Güterwagen­haltern und Infra­struktur­unter­nehmen. So kann dem Endkunden, der seine Güter transportiert haben möchte, einen kostengünstigeren, effizienteren, umweltfreundlicheren und pünktlicheren Transport angeboten werden. Mittels Transparenz soll der Schienen­güter­verkehr in effizientere Prozesse geführt werden. Im Juli 2022 wird die Plattform TrainSnap auf den Markt kommen. Die Plattform ist für das Jahr 2022 kostenlos und zeigt den letzten gemessenen Zustand des gewünschten Wagens. „Mit TrainSnap möchten wir den Markt unterstützen und ihm das Potenzial von Digitalisierung näherbringen. Der Markt muss miteinander arbeiten, um an Attraktivität zu gewinnen“, so Breuer.