Infrastruktur

Brückenseile: Gut gewickelt – Geld und Staus gespart

Brückenseile: Gut gewickelt – Geld und Staus gespart
Umwicklung mit der roten Decklage auf der schwarzen Basislage. Bild: BASt

[BAST] Um die vorgesehene Lebensdauer von Schrägseilbrücken zu gewährleisten, müssen die Stahlelemente nachhaltig gegen Korrosion geschützt werden. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) begleitete ein Pilotprojekt, bei dem die Brückenseile in einem neuartigen Wickelverfahren beschichtet wurden. Der Einsatz der Methode sparte Kosten und Verkehrsbeeinträchtigungen konnten auf ein Minimum reduziert werden.

Das herkömmliche Auftragen des äußeren Korrosionsschutzes für Brückenseile ist aufwendig und arbeitsintensiv: Einrüstungen führen zu hohen Kosten, erforderliche Sperrungen behindern den Verkehrsfluss. Als Pilotanwendung wurde 2012 bei der 730 Meter langen Talbrücke Obere Argen an der BAB A 96 zwischen Memmingen und Lindau an 22 Schrägseilen der Korrosionsschutz mittels des Wickelverfahrens durch Butylkautschukbänder erneuert. Im Vergleich zu der bisher aufgebrachten Beschichtung erwies sich dieses Verfahren als mindestens gleichwertige Alternative.

Durch den Einsatz des neuen Verfahrens konnten mehr als 100.000 Euro eingespart und damit die Gesamtkosten der Maßnahme um etwa 10 Prozent gesenkt werden. Darüber hinaus konnte wegen der wegfallenden Gerüstbaumaßnahmen auf 40 Vollsperrungen des Verkehrs verzichtet werden. Die amtlichen Überprüfungen der Arbeiten ergaben eine insgesamt positive Beurteilung. Das Wickelverfahren wird aktuell in den entsprechenden Regelwerken integriert und kann zukünftig auch ohne spezielle Genehmigung eingesetzt werden.

Der Pilotanwendung im Zuständigkeitsbereich des BMVI ging der Einsatz der Technik im kommunalen Bereich voraus. So wurde in 2009/2010 die Köhlbrandbrücke in Hamburg mittels des Wickelverfahrens erneut gegen Korrosion geschützt. Bei der neu errichteten Geh- und Radwegbrücke „Passerelle des Deux Rives“, die zwischen Kehl und Straßburg den Rhein quert, wurde diese Technik ebenfalls angewendet. Die Ergebnisse belegten, dass das Korrosionsschutzverfahren mit Butylkautschukbändern gleichermaßen bei neuen wie bei bestehenden Schrägseilbrücken eingesetzt werden kann.

Das Korrosionsschutzsystem besteht aus zwei Lagen von Butylkautschukbändern, die jeweils mit 50-prozentiger Überlappung um das Seil gewickelt werden. Die Applikation erfolgt mithilfe eines selbstfahrenden Wickelroboters vollautomatisch. Gerüste, Hubsteiger, Einhausungen oder sonstige Maßnahmen sind nicht erforderlich. Dadurch können sich erhebliche Kosten- und Zeitvorteile ergeben. Bei den Anschlüssen an den Verankerungen im Anfangs- und Endbereich der Seile werden die Korrosionsschutzbänder mit einem Handwickelgerät aufgebracht. Der Zugang erfolgt mit Hilfsseilen, bei dem zertifizierte Höhenarbeiter innerhalb weniger Minuten zu jeder Stelle des Seiles gelangen können. Um die Haftung der Bänder auf der Seiloberfläche in diesen Bereichen zu optimieren, erfolgt hier in der Regel eine Grundbeschichtung mittels Primer.


BASt-Bericht B154: Korrosionsschutz von Brückenseilen
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