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Bombardier und TU Berlin: Innovativer Batteriezug ab 2019 im Testbetrieb

Batteriezug BEMU-Projekt
Für das BEMU-Projekt umgerüsteter Talent-Triebzug ©_Bombardier

Rund 40 Prozent des deutschen Schienennetzes sind nicht elektrifiziert. Die Bahnen sind hier auf Dieselfahrzeuge angewiesen. Der Schienenverkehr soll jedoch umweltfreundlicher werden, Züge in Zukunft mit Strom fahren – und das auch auf Strecken ohne Oberleitung. Die Technische Universität Berlin arbeitet daher gemeinsam mit Bombardier Transportation an einem Batteriezug.

Für das Verbundprojekt BEMU (battery electric multiple unit) mit Bombardier Transportation wurde ein Talent-Elektrotriebwagen mit Traktionsbatterien ausgestattet. Dieser Batteriezug kann unter Oberleitung zwar als Elektrotriebzug fahren, ist jedoch auf keine externe Stromleitung angewiesen. In 2019 sollen bereits Strecken von bis zu 100 Kilometern alleine durch den Batterieantrieb bewältigt werden.

Der emissionsfreie Batteriezug setzt dabei mit einem Wirkungsgrad von rund 90 Prozent Maßstäbe für einen energieeffizienten Bahnbetrieb. Er ist außerdem zu 90 Prozent recyclebar und ermöglicht somit einen umweltfreundlichen Lebenszyklus der Fahrzeuge. Die Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzung werden nun einem Härtetest unterzogen. Die Deutsche Bahn beginnt im kommenden Jahr einen zwölfmonatigen Testbetrieb mit Fahrgästen in der Region Alb-Bodensee.

TU Berlin nimmt Wirtschaftlichkeit und Umweltbilanz der Technologie in den Blick

Die Technische Universität Berlin übernimmt dabei die wissenschaftliche Begleitung des Projektes. Ziel der Forschung, angesiedelt am Fachgebiet Schienenfahrwege und Bahnbetrieb sowie am Fachgebiet Methoden der Produktentwicklung und Mechatronik, ist eine umfassende Anwendungs- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Technologie, auf deren Basis Handlungsempfehlungen für Partner in der Industrie und im ÖPNV abgeleitet werden.

Konkret arbeitet das Team der TU Berlin um Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht und Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich noch bis Mitte 2020 an Einsatzszenarien sowie Fahrzeit- und Energieverbrauchssimulationen. Außerdem wird eine Umweltbilanz und Lebenszykluskostenbetrachtung der Technologie vorgenommen. Um Akzeptanz für die neue Antriebstechnik zu schaffen, werden zudem Befragungen bei Triebfahrzeugführern, Fahrgästen und weiteren Stakeholdern ausgewertet.

Ulrich Zimmermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Schienenfahrwege und Bahnbetrieb über das Potenzial des Verbundprojekts: „Die Analyse des deutschen Schienennetzes hat klar gezeigt, dass ein großes Einsatzpotential für Batteriefahrzeuge im Schienenpersonennahverkehr besteht. Insbesondere die Möglichkeit neuer Linienverknüpfungen kann die Anbindungen der Fläche an die Zentren deutlich verbessern.“

Der neue Batteriezug hatte seine Jungfernfahrt, an der auch Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und zudem Bundesbeauftragter für den Schienenverkehr, teilnahm, am Produktionsstandort von Bombardier in Hennigsdorf.

Gefördert wird das Forschungsprojekt durch das Bundesverkehrsministerium im Rahmen eines Innovationsprogramms für Elektromobilität mit 4 Mio. EUR.


Weitere Informationen zum Projekt auf der Webseite der TU Berlin


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