Infrastruktur: Wissenschaft

Wasserstofftransport-Netz aufbauen: Neue Machbarkeits-Studie

Wasserstofftransport-Netz aufbauen – Machbarkeits-Studie
Maria Kray | pixabay

[Fraunhofer IEG] – Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG stellten Mitte Februar die Machbarkeitsstudie zum „Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Wasserstofftransport-Netzes in Brandenburg“ vor.

Im Rahmen der Studie wurde eine umfangreiche Analyse erstellt, um die zukünftigen Wasserstoff­verbräuche und -erzeugungspotenziale bis zum Jahr 2045 zu prognostizieren. Anschließend wurden daraus bedarfsorientierte, kosteneffiziente Trassenverläufe abgeleitet. Ziel ist die Entwicklung eines übergeordneten Wasserstofftransport-Netzes, das regionale Wasserstofferzeuger, -speicher und ­-endverbraucher miteinander verbindet und sich in eine deutschlandweite Wasserstoff­infrastruktur einfügt.

„Eine leistungsfähige Wasserstofftransport-Infrastruktur ist das Rückgrat der zukünftigen Wasserstoff­wirtschaft. Denn nur mit ihr kann man die Wasserstoff­mengen transportieren, die unsere Industrie benötigt. Wir haben nun ein Konzept für ein Brandenburger Wasserstoff­startnetz inklusive konkreter Trassenverläufe in den verschiedenen Zeit­abschnitten vorliegen“, so der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, Jörg Steinbach, bei der Vorstellung der Studie.

Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG, der die Studie koordinierte, erklärt: „Brandenburg ist nicht nur ein wichtiges Transitland, das die nördlichen Wasser­stoff­import- und ­-erzeugungs­standorte mit den südlichen Bundes­ländern verbindet, sondern hat selbst ein erhebliches Potenzial für die Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff sowie dessen Verwertung.“ Überschüssige Strom­mengen können in Form von Wasserstoff gespeichert und später rückverstromt oder anderen Sektoren zugeführt werden. Langfristig könnte die regionale Wasserstoff­erzeugung auf über 20 TWh steigen, wobei ehemalige Kohletagebaustätten ein besonders hohes Potenzial aufweisen. „Die Verfügbarkeit von Wasserstoff ist eine wichtige Voraussetzung für die Dekarbonisierung der regionalen Grundstoff­industrie“, so Spillmann weiter. Langfristig wurde eine potenzielle regionale Wasserstoff­nachfrage von etwa 40 TWh ermittelt, mehr als zwei Drittel davon aus der Industrie.

Erarbeitet wurde die Studie von einem Konsortium aus der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovations­forschung ISI, dem Reiner Lemoine Institut (RLI) und der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg. Die Studie liefert eine solide Basis zum Aufbau einer Wasserstoff­wirtschaft und konnte zeigen, wie sich Wasserstoff­bedarfe und Wasserstoff­erzeugung in Brandenburg entwickeln, wie ein zukünftiges Wasserstoff­netz in Brandenburg aussehen kann und welcher Investitions­rahmen notwendig ist. Sie wird als Basis für zukünftige Planungen von Produzenten, Netzbetreibern und Verbrauchern dienen.

Florian Temmler, Planungsingenieur und Projekt­manager bei der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG: „Im Rahmen der Studie haben wir ein Wasserstoff­netz für Brandenburg konzipiert, mit dem die prognostizierten Mengen sicher von den Wasser­stoff­­quellen zu den Anwendern transportiert werden können. Es hat eine Gesamtlänge von rund 1.100 Kilometern. Davon sind rund 600 Kilometer (54 %) umgestellte Erdgas­leitungen und etwa 500 Kilometer (46 %) Neubaustrecken. Damit ist ein wirtschaftlich sinnvoller Netzaufbau gewährleistet.“ Die aufgezeigten Möglichkeiten, auf bestehende Erdgas­infrastruktur zurückzugreifen und Trassen zu bündeln, zeigen, dass etwa 55 Prozent der notwendigen Investitions­kosten gegenüber reinen Neubau­trassen eingespart werden können.