[RR PS | red] – Wasserstoff ist der Treibstoff der Zukunft. Nur: Wo sollen die immensen Mengen herkommen, die man braucht, um der Klimakrise Herr zu werden? Die Lösung: Elektrolyse im ganz großen Stil. Mit diesem elektrochemischen Verfahren wird mit elektrischer Energie Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Es schafft auch die Möglichkeit, Solar- und Windstrom zu speichern und zu nutzen, und somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Das Prinzip
Mit dem Elektrolyse-Experiment aus dem Physik- oder Chemieunterricht, bei dem zwei Elektroden in einem Wasserbad hängen, hat die großtechnische Elektrolyse das Prinzip gemeinsam: In einem Elektrolyseur wird Wasser durch eine elektrochemische Reaktion in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) zerlegt. Im Unterschied zum Elektrolyseexperiment aus dem Physik- oder Chemieunterricht wird hier statt Elektroden aber mit einer Membran gearbeitet. Über diese Membran wird Strom ins Wasser geleitet, wobei an der negativen Kathode Wasserstoff und an der positiven Anode Sauerstoff entsteht. Dieser Prozess findet in einer sogenannten Zelle statt, von denen hunderte so aufeinandergestapelt sind, dass sie die benötigte Menge an Wasserstoff möglichst wirtschaftlich und effektiv produzieren.
Hintergrund-Informationen auf dieser Webseite – laufend aktualisiert:
- Zu Wasserstoff allgemein
- Mehr zu Elektrolyse
- Mehr zu „grünem Wasserstoff“
- Mehr zu Speichertechnologie
Expertengespräche und Videos (extern | YouTube):
- Grüner Wasserstoff – Der Experten-Vortrag
- Grüner Wasserstoff statt Erdgas (DE)
- Green Hydrogen Supplants Natural Gas (EN)
Warum Wasserstoff?
Weil Wasserstoff keinen Kohlenstoff enthält, kann auch kein klimaschädliches CO2 entstehen, wenn er in Brennstoffzellen oder in Motoren als Kraftstoff dient. Allerdings darf auch bei der Produktion kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) anfallen, wie das teilweise der Fall ist, wenn man H2 aus Erdgas gewinnt.
Alternativ kann der „grüne Wasserstoff“ in der Industrie verwendet werden und den sogenannten „grauen Wasserstoff“ – also Wasserstoff aus Methan(CH4)-reichem ↗ Erdgas – ersetzen.
(Informationen zum Thema Produktion weiter unten am Schluss des Artikels)
Hintergrund-Informationen und Fachbeiträge zu
- Grüner Wasserstoff und die H2-Farbenlehre
- Grüner Wasserstoff – Energie aus Abfall
- Grüne Wasserstoffproduktion
- Ammoniak – der übersehene Energieträger
- Mit grünem Wasserstoff und Wärmespeicher zur Energie- und Wärmewende
lesen Sie in »Transforming Cities« – Ausgabe 4 | 2022 ↗
Grüner Treibstoff für klimaneutrale Verbrennungsmotoren
Eine weitere Möglichkeit: Mit Hilfe weiterer Energie aus erneuerbaren Quellen kann aus Wasserstoff und CO2 aus der Luft ↗ Methanol (CH4O) hergestellt werden. Wird dieses Methanol in einem Methanolmotor verwendet, wird wieder CO2 abgegeben. Da das abgegebene CO2 der Luft jedoch bei der Herstellung des Kraftstoffs vorher entnommen wurde, ist der gesamte Prozess CO2-neutral. Auch die Synthese anderer nachhaltiger Kraftstoffe wie E-Kerosin oder E-Diesel ist mit Wasserstoff möglich. Somit können auch weitere Sektoren wie der Schwerlastverkehr oder die Luftfahrt dekarbonisiert werden.
Basistext von Lucie Maluck / Rolls-Royce Power Systems | Überarbeitung: ebl
Stabile Stromerzeugung mit Wind und Sonne
Grüner Wasserstoff und Brennstoffzelle bieten eine von mehreren Möglichkeiten, die volatile Stromerzeugung mit Wind und Sonne zu stabilisieren – und können Teil einer integrierten, kompletten Notstromlösung sein. Zu dieser gehören ein Brennstoffzellensystem, ein UPS-System, Batterien sowie die Wasserstoffinfrastruktur. Der Grundstrombedarf könnte also statt durch Gas- oder Kohlekraftwerke durch eine Solar- und Windkraftanlage abgedeckt werden. Aus dem Strom lässt sich per Elektrolyse Wasserstoff herstellen, der
- vor Ort gespeichert wird und Brennstoffzellen versorgt,
- oder über ein Fern-Versorgungsnetz, etwa das schon vorhandene und ertüchtigte Erdgasnetz, über weite Strecken zu entfernten Brennstoffzellensystemen transportiert wird.
Hintergrundinformation und Studien zum Thema Produktion
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH: Metaanalyse zu Wasserstoffkosten und -bedarfen für die CO2-neutrale Transformation. Studie für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V. (LEE NRW).
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH: H2CoDem – Wasserstoffkosten und -bedarfe für die CO2-neutrale Transformation
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH: H2ImpProCon – Bewertung der Vor- und Nachteile von Wasserstoffimporten im Vergleich zur heimischen Erzeugung