Logistik

Vor der Logistik-Revolution: „digitaler“ und „smarter“

Automatisierung in der Logistik
©_Bernd Dittrich | Unsplash

[CM Log]Nachhaltigkeit, Automatisierung, künstliche Intelligenz und Autonomisierung – auch in der Logistik sind diese Buzzwords keine Fremdwörter mehr. Und 2020 setzt sich der Trend fort.

Noch digitaler und smarter soll die Logistik werden. „Herausfordernd wirken sich dabei die Faktoren Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit auf die Branche aus, die den Sektor auch über dieses Jahr hinaus weiter mitbestimmen“, bemerkt Alexander Heine, Geschäftsführer der CM Logistik Gruppe. „Nachhaltige Lösungen betreffen hierbei vor allem die Transportlogistik. Hier muss ganzheitlich eine sukzessive Anpassung an die neuen Umweltstandards erfolgen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Eine entscheidende Disruption in diesem Bereich lässt jedoch noch auf sich warten: autonom fahrende Elektro-Trucks. Sie gelten bereits vor ihrer Markteinführung als besonders nachhaltig und sicher für den Straßenverkehr: Emissionsfrei und automatisiert bedeuten selbstfahrende E-LKW einen großen Entwicklungsschritt für die Logistikbranche. Im Zuge stärkeren Umweltbewusstseins und zunehmender Restriktionen bei Treibstoffen treffen sie den Nerv der Zeit. Doch sowohl die Umsetzung von Elektromobilität als auch von autonomem Fahren erweist sich bei Lastwagen als schwierig.

„Aktuell befindet sich die Technik noch nicht auf einem marktreifen Stand. Ein um etwa 50 Prozent höherer Anschaffungspreis, eine noch nicht ausgereifte Akku-Technologie und eine fehlende Ladeinfrastruktur verzögern den Durchbruch beider Innovationen“, so Heine. Nicht nur aufgrund von Größe und Gewicht, sondern auch wegen der hohen zu bewältigenden Reichweiten stellen LKW ganz andere Anforderungen an autonomes Fahren und Elektromobilität.

„Alternativ bietet beispielsweise das Flüssigerdgas liquefied natural gas (LNG) bereits eine Möglichkeit [1]. Feinstaub- und Schwefeloxidemissionen entfallen im Gegensatz zum Diesel beinahe komplett. Auch der Ausstoß von Stickoxid und CO2 liegt im Vergleich unter den durch Diesel hervorgerufenen Werten“, hebt Heine hervor. Aber auch für LNG existiert in Deutschland noch kein ausgereiftes Tankstellennetz.

Smarte Lösungen für intelligente Daten
Informationen, so weit das Auge reicht: In einer Branche, die stark von Geräten und Technologien zur Organisation und Lokalisierung von Objekten abhängt, fällt eine Fülle von Daten an. Daher profitiert die Logistik insbesondere von neuen Methoden, die die Datenauswertung und -evaluierung vereinfachen. „Zur Strukturierung digitaler Informationen bieten Cloud-Technologien bereits eine Möglichkeit. Hilfsmittel zur Datenerfassung wie eine Kombination aus 2D-Barcodes, maschinellem Sehen und RFID sollen diesen Prozess noch weiter vereinfachen“, weiß Heine.

Smart Data, also strukturierte Daten, lassen sich damit nicht nur in einem höheren Umfang erheben, sondern auch schneller auswerten. Darüber hinaus geht es darum, die einzelnen Prozesse auf der Transportkette stärker miteinander zu vernetzen. Die daraus hervorgehende Transparenzsteigerung zwischen Logistikern, Kooperationspartnern und Kunden führt zu einer verbesserten und ressourcenschonenderen Geschäftsabwicklung. Indem intelligente Lösungen die virtuelle und reale Welt immer stärker zusammenbringen, lassen sich Kommunikations- und Transportwege verkürzen und optimieren.

Kleine Veränderungen, große Wirkung
Als Maßnahme zur Reduktion des Schwefelgehalts in Treibstoffen von Schiffen trat am 1. Januar dieses Jahres das „MARPOL-Übereinkommen IMO 2020“ in Kraft. Solche Initiativen sind beispielhaft für die steigenden Herausforderungen, mit der sich die Logistikbranche über den Horizont dieses Jahres hinaus konfrontiert sieht. Allerdings zieht die generelle Umstellung hin zu nachhaltigeren Alternativen einen Kostenanstieg für den Sektor nach sich. Um das Wachstum der Branche voranzutreiben und wettbewerbsfähig zu bleiben, bedarf es neuer, nachhaltiger Lösungen. Erste Ansätze bieten die Digitalisierung und der damit verbundene Trend zu einer zunehmenden Ressourceneffizienz. Kleine Stellschrauben wie beispielsweise die Umstellung auf kraftstoffsparende Reifen oder die Reduzierung der Geschwindigkeit erzielen schließlich schon kurzfristig eine Hebelwirkung.

In diesem Zusammenhang rückt auch das Thema „ungenutzter LKW und Container“ stärker in den Vordergrund. „Nicht nur nehmen leere Behälter beispielsweise mehr Platz im Frachtbereich von Schiffen ein – durch ihr zusätzliches Gewicht verbrauchen Transportfahrzeuge auch mehr Treibstoff, was wiederum einem höheren CO2-Ausstoß gleichkommt“, so der Experte für Container-Logistik. „Bestrebungen hinsichtlich der Reduzierung von Leerfahrten gehören folglich zu den Feldern, die es 2020 weiter auszubauen gilt. Smarte Lösungen hin zu einer effizienteren Fahrtenplanung, Sendungsabwicklung sowie der Bereitstellung flexibler Fahrgestelle beim Containertransport liefert hier auch die Digitalisierung.“


[1]    Siehe auch Beitrag in Internationales Verkehrswesen (71) Heft 1 2019  [↑]