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Vernetzte Mobilitätsservices – Bosch gründet neuen Geschäftsbereich

Mobilitätsservices Bosch
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Wachstumsmarkt: Mobilität als Dienstleistung

Die Robert Bosch GmbH treibt den Wandel hin zum Anbieter von Mobilitätsservices weiter voran. Im neuen Geschäftsbereich Connected Mobility Solutions entwickeln und vertreiben mehr als 600 Mitarbeiter künftig digitale Mobilitätsdienstleistungen. Dazu gehören Sharing-Angebote, Mitfahrservices und auf Vernetzung basierende Service-Angebote für Autofahrer.

„Vernetzung wird die Art, wie wir uns fortbewegen, grundlegend verändern und dabei helfen, die Verkehrsprobleme von heute zu lösen“, sagte Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, anlässlich der IoT-Konferenz Bosch ConnectedWorld 2018 in Berlin. „Mit ihr wird unsere Vision einer emissionsfreien, stressfreien und unfallfreien Mobilität Realität.“

Das Geschäftspotenzial erscheint enorm. Bis 2025 werden mehr als 470 Mio. vernetzte Fahrzeuge weltweit unterwegs sein (Quelle: PwC). Bereits in vier Jahren soll das Marktvolumen für Mobilitätsdienste und digitale Services 140 Mrd. EUR betragen (Quelle: PwC). „Das vernetzte Fahren ist für Bosch ein Wachstumsfeld. Bosch strebt mit seinen Lösungen ein deutlich zweistelliges Wachstum an“, so Denner.

Der neue Geschäftsbereich soll das bestehende Service-Portfolio weiter ausbauen. Mobilitätsservices von Bosch warnen beispielsweise Autofahrer vor Falschfahrern oder machen das Smartphone zum Autoschlüssel. Jüngster Neuzugang ist der Mitfahrservice des von Bosch übernommenen US-Start-ups Splitting Fares Inc. (SPLT).

Denner stellte in Berlin zudem „system!e“ vor: Vernetzte Services für Elektromobilität sollen die Alltagstauglichkeit des elektrischen Fahrens für den Massenmarkt weiter steigern.

Bosch steigt ins Geschäft mit Mitfahrservices ein

Ein Wachstumsmarkt im Bereich der vernetzten Mobilität ist das Ride Sharing – Online-Dienste und Apps für Fahrgemeinschaften sowie zur Vermittlung von Fahrdiensten und Taxis. Bis 2022 soll die Anzahl der Nutzer von Ride Sharing weltweit um 60 % auf 685 Millionen steigen (Quelle: Statista). Bisher wenden sich die Angebote zumeist direkt an Menschen, die zufällig in die gleiche Richtung fahren oder spontan eine Fahrt buchen möchten; Unternehmen und Pendler sind dagegen weniger im Fokus.

Genau hier setzt SPLT an. Das von Bosch übernommene US-Start-up hat eine Plattform entwickelt, mit der Unternehmen, Universitäten oder Stadtverwaltungen Fahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter organisieren können. Mit dem B2B-Ansatz werden somit gezielt Pendler erreicht. Konkret bringt SPLT via App Menschen zusammen, die den Weg zum gleichen Arbeits- oder Studienort gemeinsam zurücklegen wollen. Ein Vorteil: Die Fahrgemeinschaft wird von Kollegen gebildet. Mitfahrer müssen somit nicht zu völlig Fremden ins Auto steigen.

Binnen Sekunden findet ein Algorithmus die passende Fahrgemeinschaft, berechnet den schnellsten Weg durch den Verkehr und übernimmt die früher aufwändige Koordination von Abfahrtsort, Abfahrtszeit, bester Strecke und Mitfahrern. Gemeinsam fahren schont somit Nerven, Geldbeutel und nicht zuletzt die Umwelt. Zudem leisten Unternehmen so einen Beitrag, das Verkehrsaufkommen zu mindern. „Mit der Vernetzung denken wir nicht nur Autos neu, sondern auch die Art, wie wir Verkehrsmittel nutzen“, so Denner.

Digitale Mobilitätsservices für die Elektrofahrzeuge

Bereits seit 2016 verleiht die Bosch-Tochter Coup Elektroroller in Berlin. Nach Paris im vergangenen Jahr geht das eScooter-Sharing dieses Jahr auch in Madrid an den Start. In Summe sind dann 3.500 Elektroflitzer unterwegs. Denner ist überzeugt: „Digitale Services werden das elektrische Fahren beschleunigen.“

Der Bosch-Chef präsentierte auf der IoT-Konferenz „system!e“ als Gesamtsystem aus vernetzten elektrifizierten Antriebskomponenten und neuen Mobilitätsservices für Elektroautos. Technisch verknüpft Bosch dafür den elektrischen Antrieb mit der Bosch Automotive Cloud Suite. Auf Basis dieses Zusammenspiels entwickelt das Unternehmen internetbasierte Services. Das intelligente Elektroauto weiß beispielsweise künftig ganz genau, wann ihm der Strom ausgeht, aber auch, wo neuer Strom zu holen ist.

Gegen die „Reichweiten-Angst“: Services für Alltagstauglichkeit

Nach wie vor ist die Sorge, mit dem Elektroauto liegen zu bleiben, für viele Käufer ein K.O.-Kriterium. Bei „system!e“ ermöglichst die Vernetzung des Elektroantriebs mit der Cloud beispielsweise die „erweiterte Reichweitenprognose“. Ein Algorithmus berücksichtigt Fahrzeugdaten wie aktuellen Batterieladestand, Energieverbrauch für Heizung oder Klimaanlage sowie Fahrstil des Fahrers und Informationen aus der Umgebung. Dazu zählen topografische Daten der vorausliegenden Strecke und die aktuelle Verkehrssituation. Auf Basis dieser Informationen berechnet der Service zuverlässig und genau die Reichweite.

Geht es mit dem Elektroauto auf große Fahrt, wird die erweiterte Reichweitenprognose um den „Lade-Assistenten“ ergänzt. Er kennt alle Ladestationen beispielsweise auf einer Fahrt von München nach Hamburg, plant erforderliche Ladestopps vorausschauend ein und wickelt den Zahlvorgang komplett ab. Dank zusätzlicher Informationen wie Restaurants, Cafés oder Einkaufsmöglichkeiten können Autofahrer die Zeit, in der das Fahrzeug lädt, entspannt für andere Dinge nutzen.

Ein dritter Service hilft, beim Laden im intelligenten Zuhause die Energiebilanz zu verbessern. Das Elektroauto wird dafür ins Stromnetz des Smart Home integriert, seine Batterie ergänzt den stationären Stromspeicher für die Photovoltaik-Anlage. Überschüssiger Solarstrom wird tagsüber vom Auto aufgenommen und nachts bei Bedarf wieder eingespeist. „Für Bosch geht Mobilität über das Auto hinaus. Mit unserer breiten Technikkompetenz in zahlreichen Bereichen können wir wie kein anderes Unternehmen anwendungsübergreifende Ökosysteme entwickeln und betreiben“, sagte Denner.


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