Das Transportmittel der Zukunft für Innenstädte könnte die Seilbahn sein – leise, umweltfreundlich und billiger als die U-Bahn. Metropolen wie Ankara, La Paz oder Portland nutzen Seilbahnen bereits als Verkehrsmittel. Auch in München steht dies zur Diskussion.
Der Verkehrsexperte Prof. Klaus Bogenberger von der Universität der Bundeswehr München untersuchte mit seinem Team die Akzeptanz von urbanen Seilbahnen bei den Einwohnern im Großraum München. Die Umfrage wurde vom 02.05.2018 bis 15.06.2018 online durchgeführt. Insgesamt nahmen mehr als 700 Personen an der Umfrage teil, von denen 70% angegeben haben, in München zu wohnen oder zu arbeiten. Zwischen 9 und 86 Jahren waren alle Altersgruppen vertreten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 40,7 Jahren.
Eine große Mehrheit von 87% gab an, urbane Seilbahnen nutzen zu wollen. 7,3% der Befragten gaben an, im Allgemeinen nicht dazu bereit zu sein, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Zudem gaben weitere 5,7% an, im Allgemeinen nicht bereit zu sein, eine urbane Seilbahn zu nutzen.
Als Hauptgründe für die Ablehnung einer Seilbahn wurden die Zerstörung des Stadtbilds sowie Angst (Höhenangst und Klaustrophobie [1]) genannt. Den übrigen Teilnehmern wurden verschiedene Szenarien vorgestellt, in denen sie sich zwischen zwei Routenvorschlägen entscheiden müssten: eine mit Seilbahn und eine ohne. Die Szenarien unterschieden sich neben den Transportmodi auch in Fahrtzeit und in Anzahl der Umstiege.
Lieber Seilbahnen als Busse
Derzeit wird der Streckenabschnitt zwischen Oberwiesenfeld und Studentenstadt von verschiedenen Bussen bedient. Im direkten Vergleich zwischen einer Strecke mit dem Bus oder mit einer Seilbahn haben 85% der Teilnehmer angegeben, dass sie bei gleicher Reisezeit eine Seilbahnfahrt einer Busfahrt vorziehen würden. Selbst wenn der Bus bis zu sechs Minuten schneller ist als die Seilbahn, würden die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Seilbahn bevorzugen.
Knapp ein Drittel (32,7%) der Teilnehmer gab an, sogar einen zusätzlichen Umstieg (von Seilbahn auf Tram oder U-Bahn) in Kauf zu nehmen, um eine Busfahrt bei gleicher Reisedauer zu vermeiden.
Wenn durch die Seilbahnfahrt ein Umstieg vermieden werden kann (z.B. von U-Bahn zu U-Bahn, oder von Tram zu U-Bahn) würden bei gleicher Reisezeit 90,8% die Seilbahn bevorzugen. Bei einer Zeitdifferenz bis knapp 8 Minuten ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrgast die Seilbahn nutzt gleich der Wahrscheinlichkeit, dass er eine Alternativroute wählt, bei der er von U-Bahn zu U-Bahn wechseln muss.
[*] Klaustrophobie (umgangssprachlich, aber falsch als „Platzangst“ bezeichnet, korrekt „Raumangst“): von lateinisch claustrum „Verschluss, Riegel, Schloss“, vgl. engl. „close“, und griechisch phóbos „Furcht“, „Phobie“) = Angst vor dem tatsächlichen oder gefühlten Eingesperrtsein in engen oder abgeschlossenen Räumen. – Dagegen Platzangst = Agoraphobie: Angst vor weiten Plätzen.
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