Technologie: Projekte

TUM Award 2016: Mit recycelter Energie zum Start-up-Erfolg

TUM Arcisstrasse
Foto: Albert Scharger/TUM

„TUM Presidential Entrepreneurship Award 2016“ vergeben

Abwärme in Strom umwandeln – Wissenschaftler der Technischen Universität München TUM haben ein Verfahren entwickelt, mit dem dies nicht nur in Großkraftwerken wirtschaftlich funktioniert, sondern auch in Anlagen mit niedrigen Temperaturen wie etwa Fahrzeugen. Die TUM-Wissenschaftler haben diese klimaschonende Technologie auch gleich mit einem eigenen Unternehmen selbst auf den Markt gebracht und wurden dafür mit dem Presidential Entrepreneurship Award der Universität ausgezeichnet.

Strom aus Wärme – auch in LKWs und auf Schiffen

Jeden Tag gehen auch im Verkehr riesige Mengen Energie ungenutzt verloren. Überall dort entsteht Abwärme. Um Wärme zu „recyceln“, hat ein Team der TUM eine neue Technologie entwickelt. Das Gerät arbeite nach dem Prinzip des Organic Rankine Cycle (ORC). Es funktioniert wie ein Dampfkraftwerk, bei dem statt Wasser ein organisches Fluid verwendet wird, und kann zur Stromerzeugung in Fabriken oder dezentralen Biogasanlagen, aber auch in Nutzfahrzeugen und Baumaschinen oder auf Schiffen eingesetzt werden.

Das ORC-Prinzip ist an sich nicht neu, sondern wird bereits bei Großkraftwerken und Geothermieanlagen eingesetzt (siehe [1]). Es fehlte aber bislang eine Technologie, die kleine Mengen  Abwärme mit niedriger Temperatur effizient nutzbar macht und die zudem ohne großen Aufwand betrieben werden kann und für eine große Anzahl an Nutzern finanzierbar ist.

Orcan Energy als TUM-Ausgründung

Richard Aumann, Dr. Andreas Sichert  und Dr. Andreas Schuster  haben seit 2004 am Lehrstuhl für Energiesysteme gleich mehrere Probleme der bisherigen Kraftwerkstechnik gelöst – 20 verschiedene Patente sind das Ergebnis. 2008 gründeten sie Orcan Energy [2], 2013 brachten sie ihr erstes Produkt auf den Markt. Inzwischen haben sie nicht nur einen bedeutenden Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley und einen großen Energieversorger als strategischen Partner überzeugt. Ihre Technologie wird bereits in mehreren europäischen Ländern eingesetzt.

Der Jury des TUM Presidential Entrepreneurship Awards imponierte, dass sich das Team vor dem Markteintritt bewusst viel Zeit für die Produktentwicklung auf der Basis seiner Forschungsergebnisse genommen hat. „Deshalb kann das Unternehmen nun ein Produkt mit einem hohen Qualitätsniveau anbieten, das eine bislang ungenutzte CO2-neutrale Energiequelle erschließt – mit immensem Potenzial für die Gesellschaft“, sagte Prof. Thomas Hofmann,  Vizepräsident der TUM für Forschung und Innovation, in seiner Laudatio.

Langlebige Batterien und Sensortechnik für smarte Fabriken

Für die Auszeichnung nominiert waren neben Orcan Energy auch Invenox und Kinexon (siehe Video zum „TUM Presidential Entrepreneurship Award 2016“).

Invenox [3] hat eine neue Bauweise für Energiespeicher entwickelt. Die Batteriemodule erreichen dadurch eine sehr große Energiedichte und eine hohe Lebensdauer. Die Produktion wird kostengünstiger, defekte Batteriezellen können leicht ausgetauscht werden.

Kinexon [4] hat Sensornetzwerke zur zentimetergenauen Ortung und Bewegungserfassung von Personen und Objekten entwickelt. Die kabellose Technologie und ein Analysetool machen Anwendungen in ganz unterschiedlichen Bereichen möglich, von Prozessbeobachtungen in der smarten Fabrik über Trainingsauswertungen im Sport bis hin zur Überwachung von Veranstaltungen.

800 Unternehmen ausgegründet

Die TUM verleiht den Presidential Entrepreneurship Award jährlich an ein herausragendes Spin-off, dessen Geschäftsidee maßgeblich auf Forschungsergebnissen beruht. Weitere Kriterien sind ein hohes Wachstumspotenzial und erste Finanzierungserfolge. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die vom Bund der Freunde der TUM gestiftet werden. Die Auszeichnung soll weitere Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine Firmengründung motivieren.

Die TUM unterstützt gemeinsam mit „UnternehmerTUM“, dem Zentrum für Innovation und Gründung, Start-ups über alle Phasen hinweg mit Beratung, Training und Infrastruktur. Laut dem jüngsten „Gründungsradar“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft fördert keine andere große Hochschule Unternehmensgründungen so gut. Seit 1990 sind mehr als 800 Unternehmen aus der TUM hervorgegangen, mehr als 70 allein im vergangenen Jahr.

Viele Gründerinnen und Gründer geben ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter. So kommen die Vorstände von Orcan Energy heute zu UnternehmerTUM-Veranstaltungen, mehrere Mitarbeiter sind Mentoren für Studierende.


Weitere Informationen: Entrepreneurship an der TUM


[1]   BINE Informationsdienst
[2]  Webseite Ocean Energy
[3]   Webseite Invenox
[4]   Webseite Kinexon