Logistik

Telematik-Schnittstelle soll Standard in der Logistikbranche werden

Telematik-Schnittstelle soll Branchen-Standard werden
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Unter den Adressen www.telematik-schnittstelle.de und www.telematics-interface.com steht ab sofort eine umfangreiche Telematik-Schnittstelle mit einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung. Das kostenlose Angebot wird bereits heute von mehreren Herstellern genutzt, um einen störungsfreien Datenfluss zwischen Transportmanagement- und Telematiksystemen zu gewährleisten. Durch den Zugriff auf eine gemeinsame Schnittstelle ersparen sich Software- und Systemhäuser die eigene Programmierung, was Projektlaufzeiten und -kosten verringert. Die jetzt veröffentlichte XML-Schnittstelle enthält die Erfahrungen aus rund 20jähriger Entwicklungsarbeit und zahlreichen IT-Projekten der Logistikbranche.

„Durch einen Schnittstellenstandard ergibt sich eine Interoperabilität, von der letztlich die gesamte Logistikbranche profitiert“, ist Professor Heinz-Leo Dudek von der Dualen Hochschule Baden Württemberg überzeugt. Wenn sich eine Schnittstellendefinition, wie etwa die jetzt angebotene XML-Schnittstelle als Standard durchsetze, wäre dies „ein wichtiger Durchbruch für die gesamte Telematik-Branche“, betont Dudek.

Schnittstellen beschreiben notwendige Datenfelder mit eindeutigen Bezeichnungen, Feldlängen und Eigenschaften. Durch die einheitliche Definition von Datenfeldern gelingt der störungsfreie Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Anwendungen. So können zum Beispiel die aktuellen Fahrzeugpositionen aus einem Telematiksystem an die Speditionssoftware übertragen und dort auf einer Karte angezeigt werden.

Urheber der Telematik-Schnittstelle ist die auf mobile Telematiklösungen für Lager und Transport spezialisierte TIS GmbH. „Das branchenweite Teilen von Wissen und Erfahrung ist heute wichtiger denn je, um den steigenden Anforderungen an IT-Projekte besser gerecht zu werden“, meint TIS-Geschäftsführer Markus Vinke.

Durch das unabhängige Programmieren und Pflegen von Schnittstellen durch konkurrierende Software- und Systemhäuser würden kostbare Entwickler-Ressourcen verschwendet. Das Ergebnis sei eine „fragmentierte Lösungs-Landschaft, für die letztlich der Kunde die Zeche zahlt“, stellt Vinke fest. Schließlich entstehe der Mehraufwand nicht nur beim Programmieren der Schnittstelle, sondern auch bei jeder späteren Anpassung im Zuge von Release-Wechseln.

Um die Telematik-Schnittstelle für eigene Softwareprojekte nutzen zu können, ist lediglich eine Registrierung auf der Website www.telematik-schnittstelle.de erforderlich. Neben der Zustimmung zu den Lizenzbedingungen wird damit sichergestellt, dass alle Nutzer über neue Versionen der Schnittstelle informiert werden.

Die Angst vor Wettbewerbsnachteilen durch eine gemeinsame Schnittstellen-Entwicklung halten Prof. Dudek und Vinke für unbegründet. „Neue Ideen und Funktionen, die im Rahmen eines Kundenprojekts entstehen, müssen nicht ohne Zeitverzug veröffentlicht werden“, erklärt Dudek. Es sei jedoch im Interesse aller beteiligten Unternehmen, dass die um neue Datenfelder und Definitionen ergänzte Schnittstelle wieder auf die Plattform zurückgespielt werde, damit die Innovationen ebenfalls zum Standard werden können. Ob sich dieser Standard „top-down durch Definition in einem Standardisierungsgremium oder de-facto durch das vielfache Verwenden eines sinnvollen Vorschlags aus den Reihen der Marktteilnehmer ergibt, spielt ja letztlich keine Rolle“, so Dudek.


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