[TU Dresden] – Es ist ein tägliches Szenario auf deutschen Straßen: Radfahrende werden mit geringem Abstand durch Kraftfahrzeuge (KFZ) überholt – trotz der strengen Regelungen in der jüngsten StVO-Novelle. Das stellt eine belastende Situation für die Radfahrenden dar. Ihr subjektives Sicherheitsgefühl wird dadurch stark eingeschränkt. Für manche ist das sogar ein wichtiger Grund, das Fahrrad im Alltag weniger zu nutzen als eigentlich gewollt. Im Verbundprojekt „Space2Ride“ schauen Verkehrsplaner deshalb individuell in den Kommunen, wo durch bauliche Eingriffe in die Infrastruktur solch enger Kontakt zwischen Radfahrenden und Kraftfahrzeugen vermieden werden kann.
Doch dafür gilt es zunächst die Stellen in der Stadt zu identifizieren, an denen sich motorisierte und Rad fahrende Verkehrsteilnehmer (zu) nahekommen. Hier setzt ab Juli 2021 das Verbundprojekt „Space2Ride“ in Leipzig an. Dafür kommen an Fahrrädern Kameras mit integriertem Sensor zur Seitenabstandsmessung zum Einsatz. Sie schaffen eine Datenbasis zur seitlichen Überholentfernung von Radfahrenden durch KFZ. Das Projekt „Space2Ride“ wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 100.000 Euro gefördert. Die Projektlaufzeit erstreckt sich von Juli 2021 bis Juni 2022.
Kritische Infrastruktursituationen werden automatisiert sichtbar gemacht
Über die Auswertung der Daten lassen sich relevante Einflussfaktoren identifizieren und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig die Sicherheit der Radfahrenden signifikant verbessern. „Das Projekt soll dazu beitragen, kritische Infrastruktursituationen automatisiert sichtbar und damit den Radverkehr sicherer zu machen“, sagt Dipl.-Ing. Sven Lißner, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator an der Professur für Verkehrsökologie der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an der TU Dresden. „Space2Ride“ ist ein Verbundprojekt der Professur für Verkehrsökologie und der Dashfactory GmbH in Jena.
In einem ersten Schritt werden Probandinnen und Probanden im Untersuchungsgebiet Leipzig über eine Onlineumfrage ausgewählt. Angestrebt ist eine bevölkerungsrepräsentative Test-Gruppe von mindestens 200 Radfahrerinnen und Radfahrern. Anschließend werden die Sensoren („Dashbikes“) in Form eines Rücklichtes an die Probandinnen und Probanden verteilt. Es folgt eine mehrwöchige Feldphase. Dazu erklärt Lelia König, CEO bei der Dashfactory GmbH: „In der Feldphase führt jede Testperson den Sensor auf den alltäglichen Radfahrwegen mit und zeichnet dabei automatisch die seitlichen Überholabstände der vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge auf.“ Die aufgezeichneten Daten werden im Anschluss mit Raumstrukturmerkmalen verschnitten und mit Feldbeobachtungen verglichen. „Damit wollen wir Parameter identifizieren, die ein zu enges Überholen begünstigen“, so Sven Lißner. Die Ergebnisdaten werden auf der Urban-Data-Plattform der Stadt Leipzig veröffentlicht.
Weitere Informationen zum Projekt auf der Seite des BMVI
Der Termin für das Kick-Off-Treffen der Projektpartner und Möglichkeiten zur Teilnahme an der empirischen Studie werden auf der Projektseite der Professur für Verkehrsökologie der TU Dresden und über die Social-Media-Kanäle der Dashfactory GmbH bekanntgegeben
Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität 4.0. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und durch die Bereitstellung von offenen Daten auf dem Portal mCLOUD. Weitere Informationen unter: www.mfund.de