Infrastruktur: Projekte

KIMONO-EF: Mehr Verkehrs­sicherheit bei Mobilitäts­einschränkung

Forschungsprojekt KIMONO-EF: Installation von Sensoren in Erfurt
Forschungsprojekt KIMONO-EF: Installation von Sensoren in Erfurt am Knotenpunkt Maximilian-Welsch-Straße / Theaterplatz.
Bild: Juri Golanov | htw saar

[FH Erfurt] – Die Schaffung einer barriere­freien Mobilitäts­infra­struktur ist die Grundlage zur Entwicklung einer inklusiven Gesell­schaft mit dem Recht auf Mobilität für alle. Die Realität zeigt jedoch, dass die Mobilität für mobilitäts­einge­schränkte Menschen häufig mit großen Heraus­for­derungen verbunden ist. Das vom Bundes­ministerium für Digitales und Verkehr in der Förder­richt­linie „Ein zukunfts­fähiges, nach­haltiges Mobilitäts­system durch auto­mati­­sier­tes Fahren und Vernetzung“ geförderte Projekt KIMONO-EF an der Fachhoch­schule Erfurt widmet sich der Verminderung solcher Hürden mithilfe technischer Systeme.

Ziel des Projekts KIMONO-EF ist die Erhöhung der Verkehrs­sicher­heit und des Komforts mobili­täts­einge­schränkter Menschen durch eine automa­tische Erkennung an licht­signal­geregelten Knoten­punkten und an den Übergängen vom nicht­motori­sierten Indivi­dual­verkehr zum öffent­lichen Verkehr. Das Projekt wird vom Institut Verkehr und Raum der FH Erfurt zusammen mit der Stadt Erfurt, der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes sowie zwei Verkehrs­ingenieur­büros bearbeitet.

Das Projektteam der FH Erfurt unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Carsten Kühnel, Professor für Intelligente Verkehrssysteme an der Fakultät Wirtschaft-Logistik-Verkehr, ist mit der Entwicklung von Lösungen beschäftigt, die es ermöglichen, mobilitäts­einge­schränkte Personen automatisch KI-basiert mithilfe von Sensoren zu identi­fizieren. Auf Basis dieser Informationen werden konkrete unter­stützende Maßnahmen eingeleitet, wie bspw. Verlängerung der Grünzeit, Auslösung von Signalen für Menschen mit Seh­behinde­rungen oder Infor­mations­weiter­gabe an den ÖPNV und andere Verkehrsteilnehmende. Perspek­tiv­isch wird eine solche Art von Information auch essenziell für automati­sierte Fahrzeuge sein.

Konkretes Beispiel:
Eine Person im Rollstuhl oder mit Rollator quert die Straße an der Fuß­gänger­ampel. Aufgrund der geringeren Fort­bewegungs­geschwin­digkeit würde die Person es nicht bei „Grün“ über die Straße schaffen. Das im Projekt KIMONO-EF entwickelte System reagiert entsprechend und verlängert die Grünzeit.

Installation in Erfurt:
Die ersten Sensoren wurden bereits an den Knotenpunkten Theaterplatz / Mainzer­hofplatz und Theaterplatz / Maximilian-Welsch-Straße installiert. Sie befinden sich an den Licht­signal­masten, welche die Stadt Erfurt hierfür zur Verfügung stellt. Am heutigen Donnerstag, 23.11.2023, werden die letzten Geräte installiert. Danach beginnt die Trainings­phase der KI.

Projektpartnerschaften bei KIMONO-EF:

  • Institut Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt
  • Landeshauptstadt Erfurt
  • Forschungsgruppe Verkehrstelematik der htw saar
  • INVER GmbH
  • pwp-systems GmbH

Assoziierte Partner:

  • Erfurter Verkehrsbetriebe AG
  • Thüringer Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen

Hintergrund
Mit Hilfe der Sensoren werden die Daten erfasst, entsprechend angeschlossene Computer­systeme werten sie aus und mittels einer künstlichen Intelligenz (KI) werden Objekte erkannt und entschieden, ob es sich grund­sätzlich um Menschen mit Mobilitäts­ein­schränkungen handelt.

Für die Objekterkennung werden sowohl die Daten der einzelnen Sensoren als auch eine Kombination der Daten („Sensor­daten­fusion“) genutzt. Auf Basis der Objekt­erkennung erfolgen dann entsprech­ende Aktionen, um den Komfort und die Verkehrs­sicher­heit von Menschen mit Mobilitäts­ein­schränkungen zu verbessern.

Bei Menschen mit Mobilitäts­einschränkungen handelt es sich grundsätz­lich um alle Personen, die sich aus individuellen Gründen anders, meist langsamer, im Verkehr bewegen. Oftmals kann das aufgrund von Behinderungen oder Alter sein. Mobilitäts­ein­schränkungen können aber auch aufgrund eines geschobenen Kinderwagens oder eines getragenen Gepäck­stücks hervorerufen werden.

Es geht ausdrücklich nur um die Erkennung von Objekten – nicht um die Erkennung von Personen. Der KI ist es egal, ob es sich bei den Objekten um einen Baum, einen Hund, ein Auto oder eine Person etc. handelt. Die KI führt nur die Befehle aus. Es ist technisch nicht möglich und auch nicht die Intention des Projektes, Personen zu identifizieren. Es werden keine persönlichen Daten und personen­bezieh­baren Daten erfasst. Die genannten Sensoren sind hierzu gar nicht in der Lage. Datenschutz spielt für das Forschungs­projekt KIMONO-EF eine große Rolle.