[dbh Logistics IT] – Das Forschungsprojekt SchleusenNOK40 hat mit dem Abschluss der Analyse- und Konzeptionsphase den ersten Meilenstein erfolgreich absolviert und befindet sich auf dem Kurs zum nächsten Projekthöhepunkt. Das ergab das Meilenstein Meeting am 12.08.2021, das online stattfand. Inhalt des Projektes ist die Einführung eines intelligenten Planungs- und Informationssystems für den Nord-Ostsee-Kanal.
Gestartet am 06. April 2020, soll das Projekt bis zum 30. Juni 2023 fertiggestellt werden. Neben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes als assoziierter Partner gehören dbh Logistics IT AG, Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS und TTS TRIMODE Transport Solutions GmbH zu den Projektteilnehmern.
Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals und SchleusenNOK40 bieten viel Potential
Der Nord-Ostsee-Kanal ist für die Anwendung von funktionalen IT-Systemen prädestiniert. Als eine der weltweit am häufigsten befahrenen Wasserstraßen profitiert er signifikant von einem digitalen Schleusenmanagement. Dies ergibt die Erfolgserwartungsanalyse von TTS Trimode. „Es wird nicht nur mit mehr Schiffsbewegungen, sondern auch mit einer Vergrößerung der Schiffe insbesondere im Transitverkehr gerechnet. Hinzu kommt die potenzielle Verlagerung des Schiffsverkehrs vom Skagerrak in den NOK“, erläutert Stefanos Kotzagiorgis von TTS Trimode.
Umfangreiche Analyse- und Konzeptionsphase mit bewusst praxisorientiertem Ansatz
Im Rahmen des ersten Meilensteins wurden umfangreiche Interviews mit Schleusenexperten der WSV und diversen Verkehrsbeteiligten, wie zum Beispiel Linienreeder, Trampreeder, Schleusenmeister und Makler durchgeführt. Karin Steffen Witt, Gesamtprojektleiterin der dbh Logistics IT AG, sagt: „Das hohe Interesse und die aktive Beteiligung der Verkehrsbeteiligten hat uns sehr geholfen, eine belastbare Anforderungsanalyse durchzuführen. “ So konnten im ersten Meilenstein neben funktionalen und nicht funktionalen Anforderungen auch Entscheidungszeitpunkte und -abhängigkeiten identifiziert werden.
Gleichwohl ergaben die Interviews auch Risiken wie die Schwierigkeit, eine verlässliche, vollständige Schleusenplanung zu schaffen, da Wetterbedingungen oder Besonderheiten der Schiffe kurzfristige Revidierungen wahrscheinlich machen. Um das System hier möglichst optimal aufzustellen, müssen viele unterschiedliche Quellen und Datenbestände (Wetter, Klima, Geodaten, Navigation usw.) im System zusammengeführt und ergänzt werden. Gemeinsam mit gewünschten Verbesserungen wie transparenten und leicht zugänglichen Schleusungsinformationen sind alle erforderlichen Informationen und benötigten Daten in das umfangreiche Lastenheft eingeflossen – laut Armin Wolf (Fraunhofer FOKUS) die Grundlage für alle weiteren Schritte. Gleichzeitig wurden im ersten Meilenstein auch ein erster Systementwurf abgeschlossen und ein umfangreiches Sicherheitskonzept erstellt. „Nach diesem Meilenstein sind wir sehr gespannt auf die weiteren Ergebnisse des Forschungsprojektes“, ergänzt Dagmar Karsten (Dezernat Verkehrsmanagement See / Schifffahrtspolizei). Der Träger des Projekts, der mFund des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, zeigte sich entsprechend zufrieden mit dem Projekt im Allgemeinen und dem derzeitigen Stand.
Projekt setzt Kurs auf die Praxis
Bis zum nächsten Meilenstein warten anspruchsvolle Aufgaben auf die Projektteilnehmer. So gilt es, die erste prototypischemplementierung der Planungsintelligenz und Prognose in den Planungsdienst vorzunehmen. Ziel ist das Erstellen einer Basisversion, die anschließend getestet und schrittweise verbessert werden soll. Auch diese Phase soll gleich von Beginn an einen Bezug zur Praxis erhalten und die Anwender dementsprechend frühzeitig in die Prozesse einbinden. Datenstrukturen, Systemkomponenten, Schnittstellen und Benutzeroberflächen stehen auf dem Arbeitsplan, ebenso wie die Anpassung und die Nutzung von Optimierungs- und Planverfahren. Der Abschluss der Implementierungsphase ist für den 30. September 2022 geplant. Eine öffentliche Präsentation eines ersten Prototypen soll jedoch bereits im Frühling 2022 erfolgen.
Das Projekt SchleusenNOK40: Die Nutzung des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) als einer der meist befahrenen Wasserstraßen der Welt reduziert Fahrstecke, Fahrzeit und auch Treibstoffbedarf der Schiffe auf dem Weg zwischen Nord- und Ostsee. Die Entscheidungen der Schleusenmeister/-innen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes beruhen auf langjährigen Erfahrungen. Aufgrund ständiger Änderungen der Verkehrsströme wird die eigene (kurzfristige) Vorplanung einer Schleusenreihenfolge immer wieder verändert, da es keine Datenbasis über aktuelles Verkehrsaufkommen im Sinne einer langfristigen, verlässlichen Voranmeldung und Planung gibt. Wesentliches Ziel des Vorhabens SchleusenNOK40 ist ein verbessertes Schleusenmanagement durch datenbasierte Verkehrsprognosen sowie darauf aufbauende wissensbasierte Planungs- und Optimierungsverfahren. Das Schleusenpersonal soll dadurch bei seinen Entscheidungen besser unterstützt werden. Verkehrsteilnehmer sollen für ihre eigene Planung genauere Informationen über zu erwartende Warte- und Abfertigungszeiten an den Schleusen erhalten. Durch die Zusammenführung möglichst umfassender Datenbestände/-quellen (Wetter- und Klimadaten, Navigations- und Geodaten etc.) sollen Prognosen mittels maschineller Lernverfahren und stochastischer Analyseverfahren erstellt werden. Das Erfahrungswissen des Schleusenpersonals fließt in das zu erstellende Planungstool ein. SchleusenNOK40 wird im Rahmen des mFUND des BMVI mit 2,8 Mio. Euro gefördert und hat eine Projektlaufzeit vom 06.04.2020-31.03.2023.