Politik: Strategie

reFuels BW: International kooperieren für klimaneutralen Kraftstoff

reFuels BW: Internationale Zusammenarbeit bei klimaneutralen Kraftstoffen
Symbolbild: Michael Gaida | pixabay

[The Länd] Das Land Baden-Württemberg bereitet eine internationale Zusammenarbeit bei der Herstellung klimaneutraler Kraftstoffe vor. Das Kabinett hat mit der Roadmap reFuels BW einen Fahrplan für weitere Schritte bei deren Produktion und Einsatz beschlossen. Erneuerbare Kraftstoffe sind wichtig für die Erreichung der Klimaziele, vor allem im Flugverkehr.

Baden-Württemberg will bei der Produktion und dem Einsatz synthetischer Kraftstoffe, welche aus erneuerbaren Energien hergestellt werden (reFuels) mit anderen Ländern – vor allem mit wind- und sonnenreichen Regionen – zusammenarbeiten. Dies ist ein wichtiger Teil der Roadmap reFuels BW des Verkehrsministeriums, die das Landeskabinett am 26. Juli 2022 gebilligt hat. Zu diesem Fahrplan zählt unter anderem auch ein Vorhaben aus Heilbronn, in Andalusien mit Hilfe von Solarstrom Wasserstoff und als Folgeprodukt Methanol herzustellen und diesen in der zweitgrößten deutschen Raffinerie MiRO in Karlsruhe zu verschiedenen Kraftstoffen wie Kerosin und Benzin weiterzuverarbeiten.

Klimaneutrale Kraftstoffe für den Klimaschutz
Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Das Kabinett hat die Roadmap reFuels BW beschlossen, die erste dieser Art in Deutschland, wahrscheinlich sogar international. Wir arbeiten seit mehreren Jahren intensiv am Thema reFuels und haben aus einem ersten Projekt ein Programm mit wegweisenden strategischen Projekten aufgebaut. Baden-Württemberg ist wie ganz Deutschland ein Energieimportland und wird es auch bleiben. Daher arbeiten wir gerade intensiv an Länderkooperationen. Mit Kalifornien haben wir bereits eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit im Klimaschutz, im Herbst soll ein Letter of Intent mit Andalusien für eine Klima- und Energiepartnerschaft unterzeichnet werden.“ Auch mit Schottland und weiteren Ländern würden gerade Möglichkeiten ausgelotet, bei den Themen klimaneutrale Kraftstoffe und Wasserstoff zu kooperieren.

Verkehrsminister Winfried Hermann erklärt: „Wichtigstes Ziel der Roadmap reFuels BW ist es, mit einem nennenswerten Anteil klimaneutraler Kraftstoffe im Verkehrssektor zum Erreichen der Klimaschutzziele beizutragen. Insbesondere in Bereichen wie Flugverkehr, Schifffahrt und Langstreckentransporten sind synthetische Kraftstoffe wichtig, weil batterieelektrische Lösungen nicht in Sicht sind.“ Aufgrund der politischen Lage seien zudem Versorgungssicherheit und die breite Streuung von Lieferbeziehungen verstärkt in den Fokus gerückt.

Minister Hermann: „Die Roadmap enthält neben Vorschlägen für den Einsatz der Kraft­stoffe im Land konkrete Projekte, mit denen wir die Produktion von reFuels vom For­schungs­maßstab in den industriellen Maßstab heben wollen. Bei der MiRO in Karlsruhe wollen wir eine Demonstrationsanlage anstoßen, die vor allem Kerosin klimaneutral produzieren kann. Aufgrund der geplanten europäischen Rechtsetzung zu Wasserstoff gibt es jetzt Überlegungen, grüne Vorprodukte zu importieren.“ Dabei spiele das Thema Länderkooperationen eine zunehmend wichtige Rolle.

Studie für Kerosinproduktion an Zementstandort
In einem weiteren Projekt soll unter Federführung des Flughafens Stuttgart zusammen mit Schwenk Zement und SkyNRG Germany eine Kerosin­produktion an einem Zement­standort errichtet werden, sofern die laufende Durchführ­barkeits­studie eine Wirt­schaft­lichkeit nachweist. Hierfür soll das prozessbedingte Kohlenstoffdioxid (CO2) des Zement­werks genutzt werden. Für eine Forschungs- und Entwicklungs­anlage zur CO2-Abscheid­ung tritt Schwenk mit Wettbewerbern bereits mit einer Investition in dreistelliger Millionen­höhe in Vorleistung.

Nach Einschätzung des Verkehrsministeriums ist jedoch das aktuell geplante europäische Recht zur Treibhausgasminderung für das Vorhaben nicht hilfreich. „Wenn die Europäische Union (EU) das CO2 von Zementwerken ab 2035 nicht mehr auf die Kraft­stoff­produktion anrechnen will, wird diesem Projekt die gemeinsame Basis entzogen. Gleichzeitig ginge das Geschäfts­modell verloren und der Beitrag zum Klimaschutz entfiele. Auch für biogenes CO2 müssten strenge Nachhaltig­keits­kriterien gelten“, sagte Minister Hermann. „Baden-Württemberg wird sich daher sowohl auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene weiter für eine sinnvolle Regelung im Bereich nachhaltiger Flug­kraft­stoffe (Sustainable Aviation Fuels/SAF) einsetzen.“