Politik: Strategie

Züge in Baden-Württem­berg künftig ohne Diesel

Züge in Baden-Württemberg künftig ohne Diesel
Ein Zug steht auf einem Gleis.Bild: VM BW

[VM B-W] – Baden-Württemberg läutet das Ende des Diesel­antriebs auf der Schiene ein. Das Land plant, neue elektrische und batterie­elek­trische Züge zu kaufen. Ab 2029 sollen die ersten Fahrzeuge landesweit zum Einsatz kommen.

Das Ministerium für Verkehr und die Landesanstalt für Schienen­fahr­zeuge Baden-Württemberg (SFBW) haben das Vergabe­verfahren für 120 elektrische und batterie­elek­trische Triebzüge gestartet.

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Nicht nur auf der Straße, auch auf der Schiene muss der Diesel­antrieb möglichst bald der Vergangenheit angehören, damit wir auch im Schienen­per­sonen­verkehr klimaneutral fahren. Dafür benötigen wir aber auch die ent­sprechen­den Züge. Daher haben wir jetzt die Ausschreibung zur Beschaffung der Großflotte gestartet.“

Ab 2029 (batterie-)elektrische Großflotte landesweit unterwegs
Ein Teil der neuen Fahrzeuge wird mit einem kon­ventio­nellen elektrischen Antrieb (EMU), der andere Teil mit einem batterie­elek­trischen Antrieb (BEMU) ausgerüstet werden. Der Zuschlag an den Hersteller wird 2025 vergeben. Die ersten Fahrzeuge kommen dann ab 2029 landesweit zum Einsatz. Bei Bedarf hat das Land die Möglichkeit, bis zu 200 zusätzliche Fahrzeuge nachzubestellen. Die Beschaffung erfolgt außerdem über den „Lifecycle-Ansatz“. Damit sorgt der Hersteller über 30 Jahre für Wartung und Pflege der Fahrzeuge.

Fahrzeuge fit für die Digitali­sierung der Schiene
„Im Koalitionsvertrag ist Baden-Württem­bergs Vor­reiter­stellung bei der Digitali­sierung verankert. Von ETCS (European Train Control System) bis ATO (Automatic Train Operation) – die neuen Elektro­züge erfüllen alle technischen Voraus­setzungen für die ‚Digitale Schiene Deutschland‘ (DSD) und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Digi­tali­sierung der Schiene“, so Minister Hermann weiter.

Ausbau der Lade­infrastruktur gefordert
Parallel zur Fahrzeugbe­schaffung wird auch der Ausbau der Lade­infra­struktur für die batterie­elek­trischen Züge im Land voran­ge­trieben. Minister Winfried Hermann betonte: „Beim Ausbau der Lade­infra­struktur für die batterie­elek­trischen Züge ist vor allem die neue Infra­struktur­sparte der Deutschen Bahn (DB) – die DB InfraGO – gefordert. Sie muss Lade­infra­struktur im ländlichen Raum in den nächsten zehn Jahren kräftig voranbringen.“

Technische Informationen
Unterschiedliche Fahrzeugvarianten für den Einsatz als S-Bahn oder als Expresszug.

  • S-Bahn-Fahrzeuge mit deutlich mehr Türen für flüssigeren Ein- und Ausstieg. So werden Fahrzeiten eingehalten, das führt zu pünktlicheren Verbindungen. Expresszug-Variante sind dafür mit mehr Komfort für längere Strecken ausgestattet.
  • Genügend Platz für Fahrgäste während der Stoßzeiten: Alle Fahrzeuge sollen daher miteinander kuppelbar sein. Bei 170 bis 200 Sitzplätzen pro Fahrzeug kann auch über Mehr­fach­traktionen genügend Kapazität für den Bahnverkehr von Morgen hergestellt werden.
  • Fit für die digitale Schiene: ausgestattet mit dem European Train Control System (ETCS), dem hoch­automati­sierten Fahrbetrieb (ATO) im Automati­sierungs­grad 2 (GoA 2), dem „Future Railway Mobile Communication System“ (FRMCS) inklusive der neuesten TSI ZZS 2023 mit der Systemversion 3.0.
  • Modernes Design mit hohem Fahrgastkomfort: Viel Platz für Fahr­räder und starkes WLAN für produktives Arbeiten. Je nach Einsatzzweck soll das Fahrzeug ausgestattet werden mit einer bequemeren ersten Klasse mit verstellbaren Sitzen, einem Ruhebereich auch in der zweiten Klasse und weiteren Sitz­land­schaften. Damit setzt das Land Baden-Württemberg Rückmeldungen der Fahrgäste beispielsweise aus der Sitztest-Aktion von 2022 und 2023 um und setzt neue Meilensteine für den Fahrgastkomfort.

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