In Österreich ist das Teilen von Autos, Unterkünften, Musik sowie anderen Produkten und Dienstleistungen zu einem unverzichtbaren Teil des digitalen Lebensstils vieler Menschen geworden. Das zeigen die Ergebnisse der neuen PwC-Studie Share Economy. The New Business-Model, in der 4.500 Konsumenten aus Österreich und ganz Europa befragt wurden.
Share Economy: Wettbewerbsbedrohung für traditionelle Unternehmen
47 % der österreichischen Befragten haben im vergangenen Jahr mindesten einen Share Economy-Service genutzt. Im Durschnitt haben sie dabei 574 Euro ausgegeben. Am beliebtesten waren die Bereiche Medien & Unterhaltung (28 %), gefolgt von Hotels & Unterkünfte, Mobilität sowie Handel & Konsumgüter (zu je 20 %). Am wenigsten nutzen die Österreicher die Sharing-Angebote aus dem Finanzsektor.
Agatha Kalandra, Partnerin und Leiterin des Consulting Industries Teams von PwC Österreich: „Wie vor wenigen Jahren Smartphones die privat genutzten Film- und Fotokameras verdrängten, hat die Share Economy das disruptive Potenzial, den Stellenwert von Eigentum durch temporäre Produkt- und Servicenutzung zu verändern. Diese Entwicklung beobachten wir quer durch alle Branchen. Sie stellt somit auch eine entsprechende Bedrohung für traditionelle Geschäftsmodelle dar.“
Für das kommende Jahr 2018 wird in Österreich der höchste Anstieg in den Bereichen Dienstleistungen (plus 43 %) und Mobilität (plus 21 %) erwartet. Allerdings planen weniger Menschen als heute, geteilte Medien- und Unterhaltungsdienste zu nutzen (minus 11 %). Obwohl die allgemeine Nutzerquote voraussichtlich steigen wird (plus 3 %), wollen die Österreicher im kommenden Jahr weniger für die Share Economy ausgeben (minus 4 %).
Fast jeder Vierte bietet in Österreich bereits einen Sharing-Service an
Im letzten Jahr haben 23 % der Österreicher einen Share Economy-Service angeboten. 2018 planen bereits 28 %, selbst zum Anbieter zu werden. Bislang wurde die höchste Anbieterpräsenz in den Bereichen Handel & Konsumgüter (15 % – beispielsweise Ebay oder willhaben.at) sowie Dienstleistungen (9 % – z.B. FragNebenan) mit durchschnittlich 30 Serviceangeboten identifiziert – Tendenz steigend.
„Einer der entscheidenden Vorteile aus Sicht des Anbieters ist der monetäre Aspekt eines zusätzlichen Einkommens. Aber auch die Idee, nicht genutzt Produkte und verfügbare Zeit an andere weiterzugeben, spielt eine wichtige Rolle. Hier dürfen allerdings die rechtlichen Verpflichtungen nicht außer Acht gelassen werden: Haftungen, Steuerthemen und Regulierung können nachträglich zur Stolperfalle werden“, sagt Agatha Kalandra.
Preisvorteile treiben den Trend – Rechtsunsicherheiten als Bremse
Den größten Vorteil der Share Economy sehen die österreichischen Nutzer in einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis gegenüber klassischen Angeboten (54 %) sowie der steigenden Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit (31 %). In diesem Zusammenhang stimmen 82 % zu, dass die Nutzer am meisten von der Share Economy profitieren. Darüber hinaus werden die geringere Verschwendung von Material und der Gedanke des Teilens als positive Auswirkungen auf die Gesellschaft wahrgenommen.
Kritisch sehen die Nutzer allerdings die Unsicherheit hinsichtlich klar definierter Haftungen bei Problemen oder Schäden (54 %) sowie bei fehlenden Sicherheits- und Qualitätsmerkmalen. Attraktiver werden Angebote vor allem, wenn die Anbieter einen Versicherungsschutz für Schadensfälle (47 %) sowie eine glaubhafte Fachexpertise (41 Prozent) und Preistransparenz nachweisen können.
„Heute genießen traditionelle Anbieter meist noch ein höheres Kundenvertrauen als ihre Share Economy-Konkurrenz. Mehr Transparenz, persönliche Empfehlungen sowie positive, eigene Erfahrungen werden in Zukunft aber auch hier für mehr Attraktivität der Sharing-Dienste sorgen“, sagt die PwC-Expertin.
Share Economy – ein Trend der jungen, gebildeten Generation
Wie die Studie zeigt, sind mehr als die Hälfte der Nutzer zwischen 18 und 39 Jahren alt. Dies spiegelt sich auch in den Ausgaben der Share Economy wider: 56 % der gesamten Umsätze kommen aus dieser Zielgruppe. Zudem haben länderübergreifend 64 % (in Österreich 62 %) der Share Economy-Teilnehmer mindestens einen höheren Schulabschluss. Diese Gruppe der höher Ausgebildeten ist deutlich überrepräsentiert in den Bereichen Mobilität (73 %) sowie Hotels und Unterkünfte (70 %). Die Geschlechterverteilung unter den Share Economy-Nutzern in Österreich ist im Schnitt fast ausgeglichen (52 % Männer).
Download der Studie bei PWC