Auf der CES 2017 vom 5.-8. Januar in Las Vegas demonstriert HERE, Entwickler und Anbieter cloudbasierter Kartendienste, die neue HERE Electronic Horizon-Software für selbstfahrende Autos. Mit Hilfe dieser Software erfahren hochautomatisierte Fahrzeuge, was vor ihnen auf der Strecke passiert, und können sich ohne aktives Eingreifen des Fahrers zeitnah darauf einstellen. Die Software komplementiert das Gesamtpaket an Fahrzeugtechnologie von HERE, das die Entwicklung von Diensten und Lösungen für Autohersteller vereinfacht und verkürzt. Es erfüllt sowohl heutige Anforderungen als auch zukünftige für das autonome Fahren.
Vertrauen der Fahrer ist entscheidend
„Damit Fahrer bereit sind, das Lenkrad loszulassen, ist Vertrauen entscheidend“, sagte Ralf Herrtwich, Leiter des Automotive-Bereichs bei HERE. „Diese neue Software informiert Fahrzeuge über vor ihnen liegende Streckenabschnitte und verbessert ihre Fähigkeit, selbständig zu fahren.“ Darüber hinaus bringe sie auch Vorteile für Fahrzeugentwickler, die bislang oft mit Software verschiedener Zulieferer arbeiten müssen. Herrtwich: „Durch die Kombination der HERE Electronic Horizon-Software mit unseren digitalen Karten und weiteren Diensten können sie jetzt von einer kompletten und zukunftssicheren Lösung aus einer Hand für das Auto rund um das Thema Navigation und ortsbezogene Dienste profitieren, die sich schnell implementieren lässt.“
Funktionsweise
HERE Electronic Horizon lädt Kartendaten und dynamische Informationen über Straßenverhältnisse aus der Cloud, um ein vereinfachtes Modell der vor einem Fahrzeug liegenden Strecke zu erstellen. Die Reichweite beträgt einige hundert Meter bis hin zu mehreren Kilometern. Anschließend fließen diese Informationen in das Fahrerassistenzsystem (Advanced Driver Assistance System, ADAS) ein, um die Leistung des Motors und der Sicherheitssysteme zu optimieren – ohne dass der Fahrer aktiv wird. Dazu gehören beispielsweise die vorausschauende Kontrolle des Antriebsstranges für eine effiziente Kraftstoffnutzung, der Abstandsregeltempomat, die adapative Lichtsteuerung inklusive Nachtsicht und die Objekterkennung. Falls keine Internetverbindung besteht, greift die Software auf zwischengespeicherte Kartendaten zurück.
Hochautomatisiertes Fahren und selbstfahrende Autos unterstützen
Zur Markteinführung Anfang 2017 wird HERE Electronic Horizon voraussichtlich als erste Software ihrer Art die künftige dritte Version der ADASIS (Advanced Driver Assistance Systems Interface Specifications) unterstützen. Das bedeutet, dass sie auch mit HD-Karten funktioniert. Sie lässt sich daher einfach mit der HERE HD Live Map (s. Infobox unten) verbinden, die hochpräzise Karten und Informationen über Straßenverhältnisse sowie Fahrverhalten bereitstellt, um Autos bei der Positionierung, Lokalisierung und Planung ihrer Fahrstrategie zu unterstützen. Die Software könnte bereits in diesem Jahr in Serienfahrzeugen eingesetzt werden.
Intel wird neuer Anteilseigner und Technologiepartner
Im Vorfeld der CES hat sich das Technologie-Unternehmen Intel mit den derzeitigen indirekten Anteilseignern Audi, BMW und Daimler geeinigt, eine 15-prozentige Beteiligung an HERE zu erwerben. Der Abschluß der Transaktion wird im ersten Quartal 2017 erwartet.
Intel und HERE haben außerdem vereinbart, ein „Proof of Concept“ für eine hochskalierbare Software-Architektur zu entwickeln. Diese soll echtzeitnahe Aktualisierungen hochauflösender Karten für das hoch- und vollautomatisierte Fahren ermöglichen. Darüber hinaus wollen beide Unternehmen strategische Optionen im Zusammenspiel von ortsbezogenen Informationen mit Edge-Computing-Geräten erörtern.
Künftig auch breiter angelegte Zusammenarbeit mit NVIDIA
Auch erweitern HERE und der kalifornische Mikroelektronik-Hersteller NVIDIA ihre bisherige Zusammenarbeit, um die HERE HD Live Map in die führende Lösung für echtzeitnahe und hochauflösende Karten zur Unterstützung selbstfahrender Autos zu entwickeln.
Diese Zusammenarbeit soll sich auf drei Kernbereiche fokussieren:
- HERE nutzt die NVIDIA MapWorks-Technologie für Künstliche Intelligenz (KI), um die Entwicklung der HERE HD Live Map zu beschleunigen.
- NVIDIA entwickelt auf Basis der HERE HD Live Map Lokalisierungstechnologie im Rahmen seiner NVIDIA DriveWorks-Software. Jeder Autohersteller, der die NVIDIA DRIVE PX 2-Plattform nutzt, kann davon profitieren.
- HERE und NVIDIA beabsichtigen, gemeinsam eine auf der HERE HD Live Map basierende Lösung für Fahrzeuge zu entwickeln, mittels derer Veränderungen im Straßenbild erkannt und Karten über die Cloud entsprechend aktualisiert werden können.
Dazu HERE-CEO Edzard Overbeek: „Selbstfahrende Fahrzeuge müssen in der Lage sein, über die ständigen Veränderungen im Straßenbild im Bilde zu sein, um bessere Fahrentscheidungen treffen zu können. Die HERE HD Live Map ermöglicht dies bereits. Durch unsere Zusammenarbeit mit NVIDIA stellen wir sicher, dass jeder Autohersteller, der auf die NVIDIA DRIVE-Plattform setzt, problemlos auch die HERE HD Live Map im Fahrzeug nutzen kann.“
Jen-Hsun Huang, Gründer und CEO von NVIDIA: „HD-Karten sind für selbstfahrende Autos von entscheidender Bedeutung. Dadurch, dass HERE unsere Deep Learning-Technologie für sein Kartensystem nutzt, das sich vom Fahrzeug bis hin zur Cloud spannt, können Autohersteller schneller selbstfahrende Fahrzeuge auf die Straße bringen.“
INFOBOX
Die HERE HD Live Map ist ein cloudbasierter Dienst, der alle Level der Fahrzeugautomatisierung unterstützt. Sie ist bereits für Nordamerika und Westeuropa kommerziell verfügbar. Durch verschiedene Arten der Aggregation und Verarbeitung von Sensordaten ist sie in der Lage, sich selbst zu aktualisieren. Sie besteht aus verschiedenen Datenschichten, die ein Fahrzeug bei der Positionierung, Lokalisierung und Planung der Fahrstrategie unterstützen.
Am Stand von HERE auf der CES in Las Vegas zeigen NVIDIA und HERE die HERE HD Live Map-basierte Lokalisierungstechnologie auf dem NVIDIA DRIVE PX 2-Computer für Künstliche Intelligenz. Unter Einsatz von Deep Learning ermöglicht sie, die Position eines Fahrzeugs auf der Straße zentimetergenau zu lokalisieren und eventuelle Abweichungen zwischen der aktuellen Fahrzeugumgebung und der aktuell genutzten Karten festzustellen. In diesem Zusammenhang laufen auch bereits erste Feldtests.