[PTV] – Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) haben die PTV Group und das Fraunhofer ISI unter Koordination der ifok GmbH maßgeblich an den Ideen zum Nationalen Radverkehrsplan 3.0 mitgewirkt. In einem Dialogforum wurden dabei Ansätze für die weitere Radverkehrsförderung in Deutschland entwickelt. Diese sind in den Radverkehrsplan eingeflossen und sollen das Land bis 2030 zu einem Fahrradland machen. Der Plan wurde beim Nationalen Radverkehrskongress (NRVK) durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorgestellt.
Eine Verdopplung der mit dem Rad zurückgelegten Kilometer und deutlich weniger Tote dank einer sicheren Infrastruktur – diese und andere Ziele benennt der Nationale Radverkehrsplan (NRVP) 3.0. Damit diese bis 2030 umgesetzt werden, entwickelten Expert*innen verschiedenster Bereiche in einem von der ifok GmbH organisierten und von der PTV Group und dem Fraunhofer ISI wissenschaftlich begleiteten Dialogforum Ansätze für eine weitergehende Radverkehrsförderung. Dabei wurden Leitziele des Bundes sowie Themen, die auch über eine zuvor organisierte Online-Bürgerbeteiligung eingereicht werden konnten, diskutiert.
Mit diesem breiten und offenen Dialogprozess, der Formulierung konkreter und messbarer Ziele sowie der klaren Benennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu deren Erreichung hebt sich der NRVP 3.0 von seinen Vorgängern ab. „Das Fahrrad wird im Nationalen Radverkehrsplan sehr umfassend gedacht und behandelt – von seiner Verankerung in Politik und Gesellschaft, über die Planung und Umsetzung guter Infrastruktur bis hin zu Aspekten der Mobilitätsbildung und der Fahrradwirtschaft. Damit hat er großes Potenzial die richtigen Weichen in Sachen Radverkehr zu stellen“, sagt Annette Kindl, die die Erarbeitung des Nationalen Radverkehrsplans 3.0 seitens der PTV Group maßgeblich wissenschaftlich begleitet hat.
Das Dialogforum hat folgende Grundsätze einer aktiven Radverkehrsförderung identifiziert: Zunächst braucht es einen politischen und gesellschaftlichen Paradigmenwechsel, damit sich die mit dem Rad zurückgelegten Kilometer in Deutschland bis 2030 gegenüber 2017 mehr als verdoppeln können. Dazu gehört auch, die Verkehrspolitik und -planung neu und integriert über einzelne Disziplinen hinweg zu denken, um den durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen, nachhaltigen Mobilitätstrend zu verstetigen. Ein lückenloser und sicherer Radverkehr durch eine optimierte Radverkehrsinfrastruktur, etwa über mehr Radschnellverbindungen und sichere Knotenpunkte sowie gut zugängliche und hochwertige Abstellmöglichkeiten an zentralen Orten und den Verknüpfungspunkten mit dem ÖPNV spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Mehr Radverkehr stärkt Klima- und Umweltziele – und die Fahrradwirtschaft
Damit das Fahrrad in Zukunft in allen Bevölkerungsgruppen als selbstverständliches Alltagsverkehrsmittel genutzt wird, sind zudem Aufklärungsarbeit über den gesundheitlichen Nutzen des Radfahrens sowie Mobilitätsbildung wichtig – insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen, um diese schon früh für das Radfahren zu begeistern. Gelingt dies, kann auch die Fahrradwirtschaft in Deutschland hiervon profitieren: Durch innovative Produkte und Dienstleistungen im Fahrradbereich, aber auch durch einen verstärkten Radtourismus, neue Logistikkonzepte und eine Förderung des Fahrrads als ideales Pendler*innen-Verkehrsmittel profitiert insgesamt auch der Wirtschaftsstandort Deutschland. Nicht zuletzt trägt der Ausbau des emissionsfreien Radverkehrs auch zur Erreichung der nationalen Umwelt- und Klimaschutzziele sowie der Nachhaltigkeitssiele der Vereinten Nationen bei.
Neben diesen Grundsätzen einer aktiven Radverkehrsförderung formuliert der nationale Radverkehrsplan über die vier Säulen
- Fahrrad & Politik,
- Fahrrad & Infrastruktur,
- Fahrrad & Mensch und
- Fahrrad & Wirtschaft
konkrete Ziele und Maßnahmen, um die Leitziele zu erreichen. Zwei übergreifende Aktionsfelder runden die Themen ab: Zum einen müssen sowohl der städtische wie der ländliche Raum mitgedacht werden, damit der Radverkehr im Zusammenspiel mit fahrradfreundlichen Siedlungsstrukturen einen Aufschwung erleben kann. Dabei spielen hochwertige Infrastrukturen eine Schlüsselrolle. Zum anderen gilt es moderne Technologien und digitale Lösungen im Sinne eines zukunftsfähigen und vernetzten Radverkehrs einzusetzen und insbesondere flächendeckend aktuelle Daten zur Radverkehrsplanung zur Verfügung zu stellen. Dies verbessert Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Komfort des Radverkehrs.
Annette Kindl ergänzt: „Der Nationale Radverkehrsplan 3.0 bildet nun die Basis für eine breite Radverkehrsförderung in Deutschland. Nun gilt es, die Ideen, Konzepte und Maßnahmen vor Ort so umzusetzen, dass die Radfahrer*innen davon profitieren und das Fahrrad im Fahrradland Deutschland für immer mehr Menschen selbstverständlich wird.“
Weitere Informationen
- Nationaler Radverkehrsplan 3.0 zum Download
- Zukunft Radverkehr – Ergebnisse des Dialogforums
- BMVI Radverkehr
- Nationaler Radverkehrskongress (NRVK) 2021