Menschen, Vielfalt und Lebendigkeit in Straßenräumen erzeugen Urbanität und sind maßgeblich für die Qualität des sozialen Miteinanders der Städte. Aktive Mobilität – Radverkehr und Zufußgehen genauso wie bspw. Skateboard fahren und Inlineskaten – bietet in öffentlichen Räumen vielfältige Erlebnisse individueller wie gesellschaftlicher Art. Regelmäßige Bewegung verschafft einen Ausgleich zu häuslicher und beruflicher Arbeit, entspannt und ist gesund. Der Aufenthalt im öffentlichen Raum der Stadtquartiere fördert ein lebenswertes und menschenfreundliches Umfeld.
Entsprechend der Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt soll der Stadtverkehr in Einklang mit den Nutzungsansprüchen von Wohnen, Arbeiten, Umwelt und öffentlichen Räumen stehen. Geeignete Verkehrsnetze für den Fuß- und Radverkehr sollen eine klima-, umwelt- und sozialverträgliche Mobilität sowie einen angenehmen Aufenthalt im öffentlichen Raum ermöglichen. Dies umfasst speziell die Entwicklung und Optimierung neuer oder bestehender Infrastrukturen für den Fuß- und Radverkehr sowie Inter- und Multimodalität, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch städtebauliche Aufwertung sowie systematische Vorhaben der Information und Kommunikation.
Strukturen stärken, Belastungen reduzieren
So trägt die Förderung aktiver Mobilität in mehrfacher Hinsicht zur Aufwertung der Stadtquartiere bei, indem einerseits das Quartier und die dort bestehenden Strukturen Wohnen, Arbeiten, Versorgung gestärkt und andererseits die Belastungen durch den fließenden und ruhenden Autoverkehr – Schadstoffe, Lärmemissionen oder Platzverbrauch – reduziert werden. Aktive Mobilität betrifft die Ansprüche und Bedürfnisse einer sehr breiten Masse von Menschen und bedeutet selbstbestimmte Mobilität sowie Kommunikation im öffentlichen Raum. Die Förderung aktiver Mobilität unterstützt auch die Menschen, die auf sich selbst gestellt sind und ihren Alltag ohne Auto bewältigen (müssen), denn auch mobilitätseingeschränkte Menschen benutzen mittels Rollstuhl oder einer Gehhilfe Fußwege und sind auf deren Funktionsfähigkeit angewiesen.
Das ExWoSt-Forschungsfeld „Aktive Mobilität in städtischen Quartieren“ zeichnet sich durch die Themenstellung an der Schnittstelle zwischen Stadtentwicklung und Verkehrsplanung aus. Im Rahmen dessen sollen in voraussichtlich vier Modellvorhaben umsetzungsorientierte Mobilitätsangebote entwickelt und öffentliche Räume (besonders Verkehrsräume) so konzipiert, neu aufgeteilt und gestaltet werden, dass aktive Mobilität gefördert und die Stadtquartiere besser in das Stadt-und Regionalgefüge integriert werden. Bei der Entwicklung von Lösungsansätzen und Maßnahmen sollen die Anlieger und Nutzer durch innovative Bürgerbeteiligung und Partizipation umfassend in den Planungs- und Umsetzungsprozess eingebunden werden.
Vier Fragen als Rahmen für das Forschungsfeld
- Wie können Stadtentwicklungs- und Verkehrsplanung auf Stadtteil- und Quartiersebene im Sinne der Leipzig Charta und einer integrierten Stadtentwicklungs- und Mobilitätsplanung derart verknüpft werden, dass maßgebliche Effekte zur Verbesserung von Lebens- und Umweltqualität entstehen?
- Wie kann aktive Mobilität gestärkt werden, um einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Stadtquartieren zu erhöhen?
- Wie können öffentliche Verkehrsräume effizient und kostengünstig umgestaltet werden, um aktive Mobilität besser zu fördern?
- Wie können die Ansprüche aktiver Mobilitätsformen an die öffentlichen Verkehrsräume berücksichtigt werden, damit ein Beitrag zur Förderung aktiver Mobilität sowie der Qualität öffentlicher Räume geleistet wird?
Ziel des ExWoSt-Forschungsfeldes ist der Nachweis, dass durch integriertes Handeln ein intelligentes und stadtverträgliches Miteinander der unterschiedlichen Mobilitätsformen möglich ist und so eine positive städtebauliche Entwicklung angeregt werden kann.
Bewerbungs-Voraussetzungen für vorgesehene Modellvorhaben/Stadtquartiere
- Aussagen zur künftigen Stadt- und Verkehrsentwicklung des Quartiers sowie konkrete, politisch abgestimmte Zielsetzungen sollen vorliegen, z.B. durch Stadtentwicklungskonzept, Verkehrsentwicklungsplan / Masterplan Mobilität, o.ä. . Diese sollten ein grundsätzliches Verständnis und Aussagen zur Mobilitätsentwicklung und Straßenraumgestaltung des Quartiers enthalten.
- Eine explizite Strategie zur Förderung der aktiven Mobilität in Quartieren z.B. in Fußverkehrs-, Radverkehrs- oder Klimaschutzkonzepten etc.
- Die Maßnahmen sollen sich über weite Teile des definierten Quartiers erstrecken (“Netzcharakter”) und sollten sich nicht auf eine punktuelle Platzsituation oder einen einzelnen Streckenabschnitt beschränken.
- Strukturen einer aktiven Bürgerbeteiligung und Partizipation sind erwünscht.
- Aktive und produktive Einbindung von Stakeholdern in den Prozess der Entwicklung einer Maßnahme einschließlich der Nutzung durch stetigen Austausch und Möglichkeiten zur Einflussnahme.
Die Laufzeit der Modellvorhaben beginnt im Dezember 2016 und endet im Juni 2019.
Weitere Details und Bewerbungsformular HIER