Logistik: Projekte

KI – Drei Thesen über Künstliche Intelligenz in der LKW-Logistik

Künstliche Intelligenz KI
Quelle: pixabay.de

Ausblick in das Transportwesen der Zukunft

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) haben weitreichende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Mit der rasanten Weiterentwicklung der Technik übernehmen intelligente Systeme immer mehr Aufgaben – auch in der LKW-Logistik.

Dazu drei Thesen von Professor Dr.-Ing. Josef Decker, Experte für Systeme und Prozesse in der Logistik an der IUBH Internationalen Hochschule, über aktuelle Entwicklungen und mögliche Zukunftsszenarien.

These 1: LKW werden in den kommenden 10 Jahren autonom auf unseren Autobahnen fahren

Schon heute gibt es bereits eine Menge Beispiele, wie Autos den Fahrer im Alltag unterstützen. Im Logistikbereich sind die Fortschritte noch dramatischer. Auf hessischen Autobahnen fahren zum Beispiel schon jetzt LKW des Herstellers MAN, bei denen kein Mensch mehr am Steuer sitzt. Stattdessen folgt der Laster autonom einem vorausfahrenden Fahrzeug, das ihn noch durch unübersichtliche Abschnitte wie Baustellen leitet.

Auch Hersteller wie Daimler, Tesla und Scania haben bereits erste autonom fahrende Trucks auf die Straße gebracht. Auf Firmengrundstücken, wo gesetzliche Regelungen zum autonomen Fahren nicht greifen, fahren Fahrzeuge sogar schon vollkommen eigenständig von A nach B, etwa um Lager zu be- und entladen. Scania verschifft beispielsweise gerade den ersten komplett autonomen LKW für einen Kunden nach Afrika, wo er in einer Mine fahrerlos seinen Dienst verrichten soll.

„Vollautotomatisierte LKW könnten tatsächlich in zehn Jahren auf unseren Straßen fahren. Dazu müssen aber Technik und Politik mitspielen. Ethische Fragen gilt es ebenfalls zu klären“, so Professor Decker. Die Politik ist schon auf Kurs: Nach dem Bundestag hat auch Bundesrat den Weg frei gemacht für hoch- und vollautomatisiertes Fahren. Im Straßenverkehr wird in Kürze der Computer dem menschlichen Fahrer gleichgestellt.

These 2: Intelligente Plattformen werden Staus verhindern

Alleine in Deutschland rollen im Durchschnitt rund 500.000 schwere LKW jeden Tag über die Straßen (Sattelschlepper, Gliederzüge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 12 t). Knapp ein Drittel davon sind Leerfahrten und tragen damit zu hohem Verkehrsaufkommen und Staus bei. Die Zukunft verspricht freiere Straßen durch Künstliche Intelligenz. Dafür sprechen zwei Entwicklungen:

  • Autonom fahrende, vernetzte Fahrzeuge verursachen in Zeiten großen Verkehrsaufkommens durch ihr Fahrverhalten weniger Staus. Da Schlafpausen auf Rasthöfen durch autonom fahrende LKW entfallen, lassen sich darüber hinaus Transporte auch nachts durchführen. Das entzerrt den Verkehr zusätzlich.
  • Zentrale Plattformen koordinieren Aufträge und Routen effizienter. Dadurch sind einerseits weniger Fahrzeuge nötig und andererseits werden Leerfahrten deutlich reduziert. Fortschrittliche Logistikprogramme  berücksichtigen überdies Variablen wie Verkehrslage und Wetter und leiten die LKW-Ströme effizienter über die Straßen.

„Da Politik und Wirtschaft sehr gut kooperieren, lassen sich gesellschaftliche Anforderungen durch den Einsatz smarter Technologien – nicht nur an den Güterverkehr – viel besser erfüllen. Weit entwickelte Systeme führen zu optimaler Nutzung der verfügbaren physischen und personellen Ressourcen“, so Josef Decker.

These 3: Neue Geschäftsmodelle revolutionieren die Speditionsbranche

Der globale Markt für KI-basierte Dienstleistungen, Software und Hardware wächst jährlich um bis zu 25% und wird bis 2025 voraussichtlich 130 Mrd. USD erreichen. Die Branche ist schon jetzt durch sehr viele Klein-Unternehmen geprägt und immer mehr Start-Ups kommen dazu. Getrieben wird der Markt von milliardenschweren Investitionen, zum Beispiel von Alibaba und Uber. Unternehmen wie Cargonexx zeigen, was schon heute dank künstlicher Intelligenz möglich ist: Ein selbstlernender Algorithmus sorgt für optimale Auslastung von LKW, Vermeidung von Leerfahrten und transparente Preise.

„Wir nennen es One-Click-Trucking“, erläutert Cargonexx-Gründer Rolf-Dieter Lafrenz, „denn der Transport von Waren wird mit unserem System so einfach wie Taxifahren oder Online-Shopping.“ Beispiel Kostenkalkulation: Diese übernehmen bei Cargonexx moderne Vorhersagemodelle, die tagtäglich dazulernen und in Sekundenbruchteilen den fairsten Preis errechnen. „Schon bald können wir für Transportunternehmen nicht aktuelle Touren optimieren, sondern auch eine Auslastung für die kommenden Tage garantieren“, so Lafrenz weiter. So wird der stetig weiterentwickelte Algorithmus in wenigen Jahren in der Lage sein, den Verkehr intelligent zu führen.

Künstliche Intelligenz – ein Fazit

Viele merken es auf dem täglichen Weg zur Arbeit: Die Steigerung des Güterverkehrs passt mit der heutigen Organisation nicht mehr auf unsere Straßen. Neue Technologien haben das Potenzial, die Situation in den nächsten Jahren spürbar zu verbessern. Das entsprechende Wissen ist bereits vorhanden. Nun gilt es, dieses buchstäblich auf die Straßen zu bringen. Die ökonomischen wie  ökologischen Vorteile wären immens, der Verkehr insgesamt sicherer und besser:
• Freiere Straßen: Durch weniger Leerfahrten würde das LKW-Aufkommen auf den Straßen spürbar reduziert.
• Sinkende Unfallgefahr: Die Gefahr von Auffahrunfällen durch eingenickte LKW-Fahrer wäre gebannt, aktuell ist das die häufigste Unfallursache.
• Sinkende Kosten: Derzeit entfallen im Transportgewerbe zwischen 40 und 45 % der Betriebskosten auf die Mitarbeiter am Steuer. Menschliche Fahrer müssen darüber hinaus viele pausieren und dürfen nur begrenzt fahren, die Flotten sind deshalb nicht optimal ausgelastet. Autonom fahrende LKW versprechen die Kosten deutlich zu senken.
• Sichere Versorgung: Der akute Fahrer-Mangel würde keine Gefahr mehr für Versorgungsengpässe und somit negative Auswirkungen auf die Wirtschaft darstellen.

©IUBH

Professor Dr.-Ing. Josef Decker,
IUBH Internationalen Hochschule | Duales Studium,
Studiengangsleiter Logistik,
Lehrgebiet Systeme und Prozesse in der Logistik,
Tel.: 0421-166985-20, j.decker@iubh-dualesstudium.de


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