[Deutsches Maritimes Zentrum] – Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine führen uns vor Augen, wie abhängig ein Exportland wie Deutschland von funktionierenden Lieferketten ist. Stabile Lieferketten sichern die Souveränität eines Landes und garantieren die Versorgungssicherheit. Damit sie funktionieren, benötigen sie Kraftstoffe, die zur Erlangung der Klimaziele in den nächsten Jahren CO2-frei und klimaneutral sein müssen.
In einem intermodalen Austausch im Rahmen der Messe transport logistic 2023 in München diskutierten Teilnehmer*innen aus allen Bereichen der Transportkette gemeinsam über Ideen und Lösungsansätze für die einzelnen Transportsektoren (Schiene, Straße, Luft und Wasser).
Es zeigt sich, dass über ähnliche Lösungsansätze gesprochen wird, dass sich vieles voneinander lernen lässt und dass der sektorenübergreifende Austausch wichtig ist, um Entwicklungen voranzutreiben.
Entscheidend ist die Frage, welche Kraftstoffe in welchen Sektoren sinnvoll eingesetzt werden können. Prof. Dr. Stefan Ulreich (Hochschule Biberach) betonte, dass es nicht den „einen Kraftstoff“ z.B. für Binnen- und Seeschiffe geben werde. Dem Seeverkehr komme eine besondere Rolle zu, denn Schiffe seien nicht nur Verbraucher, sondern auch Distributoren von Kraftstoffen. Kai Miller (Kühne + Nagel) sagte, dass im Einsatz von Biokraftstoffen eine große Chance liege, die CO2-Emissionen signifikant zu senken und so die Klimaziele zu erreichen.
Auch Flugzeuge, LKW und Züge werden in ihren jeweiligen Sektoren unterschiedliche Kraftstoffe nutzen, sagten die Vertreter der verschiedenen Sektoren, Adrian Herberger (Airbus), Malte Schrader (Deutsche Bahn) und Moritz Tölke (Sovereign Speed). In allen Transport-Sektoren werden Multifuel-Angebote vonnöten sein, die z.B. im Falle der Schifffahrt auch unterschiedliche Bunkerstrategien erfordern. Aktuell sind die alternativen Kraftstoffe physisch an relevanten Standorten nicht in ausreichender Menge verfügbar.
Deutschland in der Umsetzung zu langsam
Bisher wird der Einsatz alternativer Kraftstoffe (wie Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff) in Pilotprojekten getestet. „Es wird nun wichtig, von der Pilotphase in den Regelbetrieb zu kommen“, sagt Runa Jörgens, Leiterin Themen und Projekte im Deutschen Maritimen Zentrum. Hier ist Deutschland nach Ansicht der Experten in der Umsetzung zu langsam.
„Der Knackpunkt ist, dass es bisher kein verlässliches Regelwerk für den Einsatz von und den Umgang mit den neuen Kraftstoffen gibt“, so Claus Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Maritimen Zentrums. Ohne ein verlässliches Regelwerk fehle die Sicherheit, um Investitionen zu tätigen.