Internationales Verkehrswesen 2/2019 – Foto: Jana Kay
Ein Statement von Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH sowie Mitglied im Herausgebergremium von Internationales Verkehrswesen.
Wohnen, Bildung und Mobilität sind die drei Topthemen, welche die Menschen aktuell bewegen. Neben der Sorge um eine bezahlbare Wohnung oder die geeignete Schule für die Kinder nimmt die Mobilität einen immer größeren Platz in ihrem Lebensalltag ein. Der damit einhergehende Wandel im Mobilitätsverhalten (Multi- und Intermodalität), die gestiegenen Anforderungen an Dienstleistungen sowie das stetig steigende Fahrgastaufkommen durch den vermehrten Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die allgemeine Bevölkerungsentwicklung und die Zunahme der Pendlerströme müssen in der Angebotsgestaltung von Verkehrsdienstleistungen berücksichtigt werden.
Ein wichtiger Baustein zur Verbesserung und Weiterentwicklung des gesamten Verkehrssystems ist der Einsatz neuer Technologien. Insbesondere der ÖPNV muss sich sinnvollen Innovationen vorbehaltlos öffnen, um seiner Funktion als Rückgrat eines nachhaltigen und integrierten Mobilitätssystems der Zukunft gerecht werden zu können. Grundvoraussetzung für ein kunden- und serviceorientiertes Nahverkehrssystem ist neben Pünktlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit eben auch seine Innovationskraft. Und diese Chance müssen wir ergreifen – auch und vor allem durch Kooperationen. Viele Pilotprojekte werden deutschlandweit bereits durchgeführt: autonomes und vernetztes Fahren, On-demand-Verkehre und mehr. Doch wir agieren häufig zu kleinteilig. Die Mobilitätsakteure müssen endlich alte Hürden überwinden und auch im Innovationsbereich zusammenarbeiten – und das zeitnah und mit umfassender Unterstützung der Politik. Dass das gelingen kann, zeigt der ÖPNV mit seiner Initiative „Mobility Inside“, einer deutschlandweiten Vernetzung der Nahverkehrsangebote auf einer intermodalen Plattform.
Technologische Entwicklungen spielen eine große Rolle bei der Gestaltung eines zukunftsfähigen Verkehrssystems. Doch diese sollten keinen Selbstzweck erfüllen, sondern zielgerichtet und kundenorientiert eingesetzt werden. Denn nicht was technisch machbar, sondern nur was sinnvoll und ausgereift ist, führt zu einer Angebotsverbesserung. Technologische Innovationen müssen also Teil von intelligenten und vor allem ganzheitlichen Mobilitätskonzepten sein. Sie sind eine große Chance für die gesamte Mobilitätsbranche, wenn sie mit Mut, aber auch Augenmaß eingesetzt werden.
Ausgabe 2/2019 von Internationales Verkehrswesen beschäftigt sich mit unterschiedlichsten technologischen Entwicklungen. Das Spektrum der Themen reicht dabei von Smartphone-Apps bis hin zu digitalen Logistikketten. Bei der Lektüre der spannenden, erkenntnisreichen Beiträge wünsche ich Ihnen viel Freude.
Veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen (71), Heft 2/2019