Der Hafen von Amsterdam gehört mit etwa 34.900 Angestellten und mehr als 81 Mio. t Güterumschlag im Jahr zu den größten Logistikzentren Europas. Aufgrund der weit hörbaren Fahrzeugwarnsignale beschwerten sich allerdings die Bewohner der angrenzenden Gebiete über den kontinuierlichen Lärm. Diese herkömmlichen Systeme waren bis Ende 2015 mit gewöhnlichen Pieptonalarmen ausgestattet, die auch außerhalb des Gefahrenbereichs hörbar waren. Im Rahmen der Kampagne „Hoorbaar Minder“ stattete der Hafen Amsterdam deshalb 332 Fahrzeuge mit verschiedenen Modellen des Breitbandtonwarners bbs-tek der Brigade Electronics Plc aus. Dieses System erzeugt sogenanntes Weißes Rauschen, ein deutlich weniger störendes Geräusch als traditionelle Rückfahrwarnsysteme, und ist dennoch im Gefahrenbereich besonders gut zu vernehmen.
Mehr Sicherheit im Hafen Amsterdam
Weißes Rauschen ist nur in der Risikozone zu hören und ermöglicht gleichzeitig eine präzisere Lokalisation der Richtung eines zurückfahrenden Fahrzeugs. Außerdem wird es selbst mit Gehörschutz wahrgenommen und Hörgeschädigte können die Breitbandfrequenzen ebenfalls besser orten. Auf diese Weise konnte der Hafen nicht nur den störenden Geräuschpegel reduzieren, sondern auch die Sicherheit erhöhen.
„Bis vor drei Jahren nutzten die Betriebe des Hafens Amsterdam noch schrille Pieptonalarme für rückwärtsfahrende Fahrzeuge, wodurch sich die Anwohner ständig belästigt fühlten“, berichtet Huib Slijkhuis, Managing Director BeNeLux bei Brigade Electronics Plc. „Besonders das aufreibende Warnsignal von Gabelstaplern, Lastkraftwagen und Schaufelbaggern war über eine große Distanz zu hören – auch in der Nacht. Diese Pieptonalarme sind in einem Bereich wahrnehmbar, der bis zu 30-mal größer ist als die tatsächliche Risikozone.“
Daher hat die Hafenbehörde Rücksprache mit den Bürgern gehalten und sich für das Rückfahrwarnsystem bbs-tek entschieden. Dabei handelt es sich um das einzige patentierte Warnsystem dieser Art, das eine einfache Lokalisierbarkeit der Gefahrenquelle ermöglicht und den Geräuschpegel reduziert. Diese Alternative zu herkömmlichen Alarmsignalen ist nach dem niederländischen PIEK-Programm zum lärmenden Lieferverkehr geprüft und zertifiziert.
Zielgerichteter Alarm minimiert Lärmbelästigung
„Die Kampagne ‚Hoorbaar Minder‘ hatte sich zum Ziel gesetzt, sämtliche quietschenden Fahralarme durch ein wesentlich angenehmeres Geräuschsignal zu ersetzen. Weißes Rauschen unserer Rückfahrwarner wird beim Zurücksetzen der Fahrzeuge nur in der echten Gefahrenzone wahrgenommen, wodurch eine unnötige Lärmbelästigung der Anwohner vermieden wird“, erklärt Slijkhuis.
Dies liegt daran, dass sich der Schalldruckpegel des benutzten Zischgeräuschs bei einer verdoppelten Distanz zur Schallquelle um 6 dB reduziert. Auf diese Weise werden die höheren Frequenzen des Breitbandsignals mit zunehmender Entfernung weiter abgeschwächt. Zudem ermöglichen die Breitbandfrequenzen der Rückfahrwarner eine präzisere Ortung mit einer Genauigkeit von etwa 5°.
Der Hafen Amsterdam testete dieses System Ende 2015 in einer Pilotphase und stattete zunächst etwa 100 Nutzfahrzeuge mit der neuen Sicherheitstechnik aus. Dabei wurden je nach Anforderungen des Umfelds unterschiedliche Ausführungen der Rückfahrwarner installiert. Dadurch ist stets die optimale Lautstärke für die Warnsignale im Hafen gewährleistet.
Weißes Rauschen verhindert Gewöhnungseffekt
Die neuen Rückfahrwarner erhöhen zudem die Sicherheit des Hafenpersonals. Bei herkömmlichen Schmalband-Tonalarmen können aufgrund häufiger Fehlalarme schnell Gewöhnungseffekte entstehen. Studien gehen sogar davon aus, dass Alarmsignale mit einer Fehlerquote von 90 % nur in 10 % der Fälle eine Reaktion beim Menschen hervorrufen. Bei ungewohnten Geräuschen wie dem Zischgeräusch liegt die Erfolgsquote bei 100 %. „Ein solches System mit einer niedrigen Fehlerrate wird stets aktiver wahrgenommen, wodurch die Sicherheit des Arbeitsplatzes am Hafen deutlich erhöht wird“, erläutert Slijkhuis. „Das Hafenpersonal erkannte schnell, dass das neue System diese Risiken von Fehlalarmen zuverlässig vermeidet.“
Ebenso wurde als positiv empfunden, dass bbs-tek auch bei der Verwendung von Gehörschutz problemlos vor Gefahrenquellen warnt. „Da niedrige Frequenzen einen festen Körper leichter durchdringen können, sind sie selbst mit Gehörschutz sehr gut wahrnehmbar“, erklärt Slijkhuis. „Aus diesem Grund verwenden beispielsweise Nebelhörner niedrige Frequenzen mit hoher Reichweite, die nicht von festen Körpern abgefangen werden.“ Hörgeschädigte können das Signal ebenfalls besser wahrnehmen, da sich ihre Einschränkung üblicherweise nur auf einen bestimmten Teil des Frequenzspektrums bezieht, das weiße Rauschen jedoch über eine viel größere Bandbreite emittiert. Dank des höheren Anteils niedriger Frequenzen bei ähnlichem Schallpegel reduziert sich gleichzeitig die Gefahr für Gehörschäden.
Im Laufe des Jahres 2018 wird die Umstellung der Alarmsysteme im Hafen Amsterdam vollständig abgeschlossen. Aufgrund der bisher überaus positiven Resonanz hat die Hafenbehörde bereits begonnen, dieses Projekt ebenso für die Region um die Gemeinden Zaanstad, Beverwijk und Velsen umzusetzen.