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Grundgutachten: Chancen durch Blockchain in Mobilität und Logistik

Grundgutachten Blockchain
©_Chris Liverani | Unsplash

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, bis zum Sommer 2019 eine Blockchain-Strategie zu erarbeiten. Diese widmet sich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und ihren Anwendungen. Die aktuell bedeutendste Variante ist die Blockchain. Dieser jungen digitalen Technologie wird großes ökonomisches und gesellschaftliches Potenzial zugeschrieben. Im Rahmen des Blockchain-Forums des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat Bundesminister Andreas Scheuer Mitte Mai das Grundgutachten „Chancen und Herausforderungen der DLT (Blockchain) in Mobilität und Logistik“ vorgestellt. Das Gutachten wurde durch das Fraunhofer FIT erarbeitet.

Vereinfacht erklärt, handelt es sich bei einer Blockchain um eine Kette von Daten, die Block um Block anwächst. In jedem Block sind Transaktionen wie zum Beispiel Geldtransfers zusammengefasst. Ein kryptografisches Verfahren verbindet die einzelnen Blöcke miteinander. Die jeweils neueste Kopie der Blockchain wird nicht zentral, sondern redundant auf den Computern der unmittelbar Beteiligten abgelegt (peer-to-peer).

Diese Grundstruktur macht die Blockchain-Technologie manipulationssicher – nachträgliche Änderungen würden sofort auffallen und sind damit nicht praktikabel. Dies bedeutet, dass Eigentum und Ansprüche (Werte) nachweislich dokumentiert werden können und eindeutig zuordenbar bleiben. Dies war bisher im ‚Internet der Informationen‘ und im ‚Internet der Dinge‘ nur möglich, wenn man Institutionen wie eine Bank, eine Behörde oder eine andere vertrauensstiftende Instanz einsetzt.

Im Zusammenspiel mit weiteren Technologien kann DLT Kosten senken sowie die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit von ganzen Branchen steigern. Insbesondere für die Bereiche Mobilität und Logistik eröffnen sich laut Gutachten weitreichende Chancen.

Das Grundgutachten sucht Antworten auf zentrale Fragestellungen wie etwa des Datenschutzes, der ökonomischen Prinzipien, des Stromverbrauchs und vor allem der generischen Einsatzzwecke. Zudem zeigt das Grundgutachten anhand von Anwendungsbeispielen (Frachtpapiere, elektrisches Laden, Ridesharing und Platooning), wie sich DLT konkret anwenden lässt. Gerade im Anwendungsbeispiel der Frachtpapiere hat das Grundgutachten großes Potenzial aufgezeigt.

Das Beispiel Platooning – also Kolonnenfahren von Lastkraftwagen – stellt Verrechnungsmöglichkeiten von Kosteneinsparungen über Hersteller und Spediteure hinweg vor. Das Anwendungsbeispiel Ridesharing (spontane Mitfahrgelegenheiten) hingegen skizziert, an welchen Stellen aktuelle DL-Technologien an Grenzen kommen. Das Anwendungsbeispiel elektrisches Laden erklärt schließlich, welcher digitalen Prozessverbesserungen es bedarf, um das Elektroautoladeerlebnis zu verbessern und welche auch nichttechnischen Herausforderungen für die Verbreitung dieser Lösung existieren.

Nach der Vorstellung des Gutachtens diskutierten Friedhelm Bertelsmeier (Referatsleiter Strategische Aspekte der Digitalisierung, BMVI), Prof. Dr. Gilbert Fridgen (Fraunhofer FIT, Universität Bayreuth), Dr. Helge Königs (Daimler AG), Frank Steinbacher (Steinbacher Consult GmbH & Co. KG) und Dietrich Sümmermann (eMobilify GmbH) über die praktische Anwendung der neuen digitalen Infrastruktur insbesondere am Beispiel des elektrischen Ladens. Prof. Dr. Gilbert Fridgen gab abschließend zu bedenken, dass Forschung, Wirtschaft und Politik nun nicht den Fehler machen dürften, aufgrund des proklamierten „Hypes“ des Blockchain-Begriffs die langfristigen Chancen der Technologie zu unterschätzen und die gute Ausgangsposition Deutschlands damit zu verspielen.


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