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Forschungskooperation: Nachhaltige Antriebe bei Eisenbahnen

Forschungskooperation im Bereich nachhaltige Antriebe bei Eisenbahnen
Quelle: TU Dresden

[TU Dresden]Universitäre Forschungskooperation zwischen Dresden und Birmingham untersucht Batterien als alternative grüne Antriebstechnologie für Eisenbahnen.

Die Technische Universität Dresden und die Universität Birmingham starten eine Forschungskooperation zum Thema batteriebasierte Antriebe auf der Schiene. Kern der universitären Zusammenarbeit ist die Bewertung von Batterietechnologien für den Antrieb von Bahnen. Auftraggeber des Industrieforschungsprojekts ist die britische Leasinggesellschaft Rock Rail, die Schienenfahrzeuge an Betreiber vermietet.

Ziel von Rock Rail ist es, Züge mit moderner und umweltfreundlicher kombinierter Elektro- und Batterieantriebstechnologie im deutschen Markt anzubieten. Die Forschungskooperation ist eines von aktuell vier internationalen Projekten, die im Rahmen des sächsischen Bahntechnik-Innovationsclusters SET4FUTURE bearbeitet werden. Die Technische Universität Dresden ist Schlüsselpartner des Innovationsclusters.

Batterie vs. Diesel – Wie die Bahn noch umweltfreundlicher werden kann
Schon heute ist die Eisenbahn das umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel der Welt. Im Bereich der Treibhausgas-Emission ist jedoch noch nicht das Optimum erreicht. Der Schlüssel liegt in der Antriebstechnik des Schienenfahrzeugs. Während der elektrische Antrieb mittels Energieeinspeisung über die Oberleitung höchst effizient und zukünftig emissionsfrei möglich ist, sind Antriebe über Dieselmotoren mit klimaschädlichen Abgasen verbunden.

Bereits 60 Prozent aller staatlichen Eisenbahnnetze in Deutschland sind elektrifiziert (Quelle: Allianz pro Schiene), dort werden über 90 Prozent aller Transportleistungen erbracht. Die Vollelektrifizierung aller deutschen Strecken ist jedoch aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll. Die Lösung liegt darin, die Dieselantriebe nach und nach mit nachhaltigeren alternativen Antriebstechnologien zu ersetzen. Hieran knüpft das gemeinsame Forschungsvorhaben zwischen der Professur Elektrische Bahnen an der TU Dresden und dem Birmingham Centre for Railway Research and Education an.

„Seit über 10 Jahren beschäftigen wir uns wissenschaftlich mit alternativen elektrischen Antrieben für moderne Schienenfahrzeuge. Jetzt hat das Thema den Markt erreicht und erfordert kurzfristig die Bewertung der Einsatzoptionen. Das können wir gemeinsam mit unseren Kollegen aus Birmingham in bester Weise leisten. Die Eisenbahn ist ein Europäisches Verkehrsmittel und verlangt somit auch europäische Lösungen.“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Inhaber der Professur für Elektrische Bahnen an der TU Dresden.

Konkreter Forschungsgegenstand ist eine Analyse, inwieweit kombinierte Elektro- und Batterietriebwagen heutige Dieselfahrzeuge in bestimmten Ausschreibungsnetzen in naher Zukunft ablösen können. Das Projekt ist zunächst auf drei Monate angelegt.

„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit unserem Industriepartner Rock Rail und unseren Kollegen von der Technischen Universität in dem Forschungsprojekt zur Bewertung von Batterietechnologien für Schienenfahrzeuge. Die Dekarbonisierung des Schienenverkehrs ist die große Herausforderung, vor der die weltweite Eisenbahnindustrie steht“, sagt Alex Burrows, Geschäftsführer des Birmingham Centre for Railway Research and Education und Rail Alliance-Clustermanager.

Geballte Forschungspower für klimafreundlichen Schienenverkehr
Auftraggeber der wissenschaftlichen Forschungskooperation ist der britische Fahrzeugvermieter und Leasinganbieter Rock Rail, der den deutschen Bahnmarkt mit umweltfreundlicherer Batterieantriebstechnologie erobern will. Für das britische Eisenbahnunternehmen Rock Rail bedeutet die universitäre Kooperation, gleich zwei der weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Bahnantriebe und der Energiesysteme für das eigene Vorhaben gewinnen zu können.

„Die Unterstützung der Entwicklung eines umweltfreundlicheren, nachhaltigeren Schienenverkehrs ist ein Schwerpunkt von Rock Rail, und wir sind entschlossen dazu beizutragen, dies in Deutschland zu erreichen. Diese Zusammenarbeit unterstützt unsere Arbeit bei der Entwicklung von Finanzierungslösungen, die sauberere und hochmoderne Züge auf den deutschen Markt bringen wird. Dadurch fördern wir, dass mehr Menschen auf die Bahn umsteigen und leisten unseren Beitrag zur Dekarbonisierung des Schienenverkehrs“, bekräftigt Nick Watson, kaufmännischer Geschäftsführer von Rock Rail, das gemeinsame Vorhaben.

Europäische Zusammenarbeit ermöglicht erfolgreiche Projekte
Die Projektpartner lernten sich im März dieses Jahres bei einem sächsisch-britischen Technologie-Workshop an der Universität Birmingham kennen, der dem wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch diente. Organisiert wurde der Workshop im Rahmen des vom Freistaat Sachsen geförderten Innovationsclusters SET4FUTURE in Zusammenarbeit mit dem britischen Partnercluster Rail Alliance. Träger von SET4FUTURE ist der sächsische Bahnindustrieverein BTS Rail Saxony. Bereits seit 10 Jahren sind BTS und sein britisches Pendant Rail Alliance über die European Railway Clusters Initiative (ERCI) eng verbunden.

„Ich freue mich sehr über die dynamische Entwicklung, die der europäische Bahnclusterverband ERCI genommen hat. Projekte wie diese Forschungskooperation sind Ergebnis eines regelmäßigen und intensiven internationalen Austauschs und des über viele Jahre gewachsenen Vertrauens und wichtig für unsere gemeinsame Mission, die Bahnindustrie in Europa zu stärken.“, erklärt BTS-Clustermanager und ERCI-Sprecher Dirk-Ulrich Krüger.


SET4FUTURE gehört zu vier ausgewählten Clustern, die seit Juli 2018 mindestens vier und nach erfolgreicher Zwischenevaluation bis zu zehn Jahre als Innovationscluster durch den Freistaat Sachsen gefördert werden. Das Projekt SET4FUTURE hat das Ziel, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Attraktivität des Verkehrsträgers Schiene, vor allem im Bereich des Regionalverkehrs und des ÖPNV, durch technologische Innovationen zu erhöhen. Die Technische Universität Dresden und das Unternehmen A.S.T. – Angewandte System Technik GmbH, ein Unternehmen der A.S.T. Gruppe mit Standort in Dresden, sind Schlüsselpartner des Innovationsclusters. Die Maßnahme SET4FUTURE wird zu 50 Prozent mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

BTS Rail Saxony ist der größte Bahntechnikverband in Mitteldeutschland. Dahinter steht der Industrieverein BTS Bahntechnik Sachsen e. V. mit rund 70 Mitgliedern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Bahnindustrie des Freistaats und insbesondere die mittelständischen Bahnzulieferunternehmen hierzulande zu stärken. Ob Kooperationsprojekte, gemeinsame Absatzförderung oder koordinierter Zugang zu internationalen Märkten – als Kontakt- und Kooperationsplattform vernetzt BTS seine Mitglieder mit den richtigen Partnern. Dabei greift BTS auf ein Netzwerk von europaweit gut 1.000 Kontakten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zurück. BTS Rail Saxony ist zudem Gründungsmitglied und Sprecher des europäischen Bahntechnikclusterverbunds European Railway Clusters Initiative ERCI. Aktuell sind in diesem Zusammenschluss 15 Bahntechnikcluster organisiert, die 17 europäische Länder abdecken und mehr als 2.500 Unternehmen und Institutionen aus ganz Europa unter einem Dach vereinen.


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