Technologie: Wissenschaft

ERC-Grant für die Erforschung von Vorgängen in Batterien

ERC-Grant für die Erforschung von Vorgängen in Batterien
Tong Li ist Expertin für Atomsondentomografie. Mit der Methode lassen sich Materialien mit atomarer Auflösung sichtbar machen.
Bild: Marquard | RUB

[RUB] – Berichte von explodierenden Handyakkus oder in Flammen stehenden Elektro­autos erinnern immer wieder an die Gefahren von Batterien mit hohen Energie­dichten. Für die Entwicklung von lang­lebigeren und sichereren Batterien fehlt es an Detail­wissen über die elektro­chemischen Prozesse im Inneren der Batterie, genauer gesagt an der Grenzfläche zwischen Elektrode und Elektrolyt. Diese Lücke möchte Prof. Dr. Tong Li schließen. Sie ist Professorin für Atomic-Scale Characteri­sation an der Ruhr-Universität Bochum und wurde vom Europä­ischen Forschungs­rat (ERC) mit einem Consolidator Grant ausgezeichnet.

Mit einer speziellen Methode, der Atom­sonden­tomo­grafie, kann die Bochumer Forscherin elektro­chemische Prozesse mit atomarer Auflösung besser verstehen. Für ihr ERC-Projekt „Unveiling atomic-scale elemental distribution of electrode/electrolyte interfaces and interphase in batteries“ erhält Tong Li rund 2,2 Mio. EUR für fünf Jahre. Die Arbeiten beginnen im Lauf des Jahres 2024.

Prozesse an der Grenzfläche Atom für Atom sichtbar machen
Lithium-Metall-Batterien besitzen zwei Elektroden, zwischen denen sich Lithium-Ionen durch eine Elektrolyt-Lösung bewegen. Entscheidend für die Sicherheit und Leistungs­fähig­keit der Batterie ist, was zwischen Elektrode und Elektrolyt passiert. Relevant dafür ist zum einen die Grenzfläche, also die Stelle, an der feste Elektrode und flüssiger Elek­tro­lyt auf­einander­stoßen. Zum anderen spielen aber auch sogenannte feste Elektrolyt-Zwischen­phasen eine Rolle. Damit gemeint sind die physika­lischen Zustände, welche im Bereich der Grenzfläche auftreten. „Wenn man die Stabili­tät der Grenz­fläche und der Zwischen­phasen kontrollieren kann, kann man Batterien deutlich sicherer und effizienter machen“, sagt Tong Li.

Tong Li interessiert sich beispiels­weise für das Phänomen der Dendriten-Bildung: Lithium-Ionen können sich an einer der Elektroden ablagern und verästelte Strukturen bilden, die den Elektro­lyten durchziehen. Wachsen sie durch die Trennwand, die die Elektroden elek­trisch voneinander separieren soll, bis zur Kathode, kommt es zum Kurzschluss.

Tong Li will im Rahmen des ERC-Grants untersuchen, wie die Elektroden/­Elektrolyt-Grenz­fläche und die Zwischen­phasen die Lithium-Ablagerungen beein­flussen. „Wir wollen die Ablager­ungen besser verstehen können, damit man sie verhindern kann“, so die Material­forscherin. Für diese und weitere Unter­suchungen von Materialien für die Energie­um­wand­lung und -speicherung nutzt Tong Li die Atom­sonden­tomo­grafie. Damit kann sie einzelne Elemente identi­fizie­ren und ihre drei­dimensio­nale Position im Material bestimmen.