Infrastruktur: Projekte

Energie gewinnen auf der Solarstraße

Solarstraße im Bau
PV-Teststrecke bei Tourouvre im Bau. Foto: Wattway

In Frankreich wird die erste mit Photovoltaik-Modulen belegte Landstraße gebaut.

Die weltweit erste mit Photovoltaik-Modulen „gepflasterte“ Solarstraße ist im Bau und soll Mitte Dezember eröffnet werden, wie das Nachrichtenportal „Bloomberg“ berichtet [1]: Im Projekt Wattway  errichtet die Straßenbaufirma Colas [2] eine Solarstraße zwischen der südlichen Ortsgrenze von Tourouvre in der Normandie und der Nationalstraße 12 nach Paris. Es ist eines von mehreren Pilotprojekten, mit dem das französische Umwelt-, Energie- und Meeresministererium (Ministère de l’Environnement, de l’Énergie et de la Mer) das „Gesetz zum Energiewandel und für ein grünes Wachstum“ vom 22. Juli 2015 umsetzen will.

Ségolène Royal beim Spatenstich

Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal beim „Spatenstich“ am 24. Oktober 2016. Foto: Wattways

Die Photovoltaik-(PV-)Zellen liegen geschützt unter verschiedenen Kunststoffschichten und sollen das Befahren selbst mit schweren LKW erlauben. Die elektrischen Leitungen sind in die Straße eingelassen, kleine Glassplitter an der Oberfläche sorgen für Haftung. Der Wirkungsgrad der Solarmodule bleibt zwar etwas hinter üblichen Anlagen zur Dachmontage zurück. Immerhin sollen die rund 2.800 m² Solarfläche rund 280 kWp erzeugen, übers Jahr also genug Energie für die Straßenbeleuchtung einer 5.000-Einwohner-Gemeinde.

Die gewonnene Energie wird bei dieser Pilotanwendung direkt ins Netz eingespeist. Eine weitere Wattway-Pilotanlage soll Ladestationen für Elektroautos versorgen, eine dritte eine kleine Elektrolyseeinheit zur Wasserstofferzeugung antreiben. „Wir finden einen zweiten Nutzen für Straßen“, wird der Wattway-Technologiechef Philippe Harelle  zitiert. Derzeitige Solarfarmen seien eine Verschwendung von Ackerland, während Landstraßen ohnehin meist leer in der Sonne lägen.

Die Idee ist nicht neu. Anders als etwa beim Konzept des 2006 gegründeten US-Unternehmens Solar Roadways [3] können die Module jedoch einfach als relativ dünne Schicht auf die existierende Straßendecke aufgebracht werden. Bei sinkenden Kosten für PV-Zellen könnten Solarstraßen so auch wirtschaftlich sinnvoll werden. Derzeit rechnet Wattways noch mit rund 2.000 bis 2.500 EUR pro Quadratmeter Solarstraße, dies allerdings einschließlich Installation und aller Nebenkosten. Bis zum Jahr 2020 will das Unternehmen mit herkömmlichen Solarfarmen preislich mithalten können.

Solarstraße mit LKW

Das Befahren selbst mit schweren LKW soll möglich sein. Foto Wattways

Weitere Projekte plant das Unternehmen im kanadischen Calgary und im US-Staat Georgia, ebenso in Afrika, Japan und der EU. Technologiechef Philippe Harelle sagt, er wolle die Grenzen des Produkts bei unterschiedlichen Verkehrs- und Klimabedingungen austesten. „Wir denken, dass es einem Schneepflug womöglich nicht standhält.“ Interne Tests seien zwar mit Bravour bestanden worden, die Fahrer der Räumfahrzeuge müssten jedoch etwas vorsichtiger sein als auf Asphalt.


Quellen (Externe Links)

[1]   Solar-Panel Roads to Be Built on Four Continents Next Year
[2]   Ein Unternehmen des französischen Baukonzerns Bouygues. Webseite
[3]   Solar Roadways Webseite – „Building A Greener Idaho“: Audio-Interview Teil 1 und Teil 2 (US-englisch)