Mobilität: Projekte Technologie

SBB nutzen Drohnen-Daten bei Gefahr von Erdrutschen

Drohendaten bei Erdrutschen
©_Altametris

Im Rahmen des europäischen Projekts In2Smart wurde Altametris, die Drohnen-Filiale von SNCF Réseau, vor Ort auf 1.100 Metern Höhe in Brienz/Brinzauls in den Schweizer Alpen damit beauftragt, die neuen technologischen Methoden zur Ermittlung, Vermeidung und Modellierung von Naturgefahren wie etwa Erdrutschen, die Infrastrukturen möglicherweise gefährden könnten, zu prüfen.

Der 500 m hohe und fast 900 m lange Abhang befindet sich in der Region Albula des Kantons Grisons. Er ist instabil, bewegt sich pro Tag in etwa 1 bis 10 mm und es kommt kontinuierlich zu Steinschlägen. Das Dorf Brienz sieht sich permanent durch die Risiken von Erdrutschen mit potenziell katastrophalen Auswirkungen bedroht. Daher wird der Abhang genau von den Schweizer Behörden überwacht.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verfügen in der direkten Nähe des felsigen Abhangs bei Brienz über keinerlei Infrastrukturen. Da jedoch die Bewegungsrate an diesem Standort derartig außergewöhnlich ist, nutzen die Schweizerischen Bundesbahnen nun die Gelegenheit, schnell neue Technologien zu bewerten, die man anschließend zur Überwachung der felsigen Abhänge einsetzen kann, welche bei Erdrutschen ein potenzielles Risiko für ihre Infrastrukturen darstellen.

Drohendaten bei Erdrutschen - SBB

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Das Projekt, das Anfang Juli im Rahmen des Anwendungsfalls „Naturgefahren“ des Programms In2Smart durchgeführt wurde, war das erste einer Reihe von Projekten, in denen LiDAR-3D-Daten erfasst wurden, um etwa alle drei Monate ein Modell des Abhangs zu erstellen. Das Ziel besteht letztendlich darin, eine diachrone Analyse der Hangbewegung durch den Vergleich verschiedener Zeiträume zu erstellen.

Dr. Nicolas Ackermann, Ansprechpartner der SBB und Drohnen-Entwicklungsingenieur: „Brienz weist sämtliche Merkmale einer komplexen Mission auf. Der felsige Abhang befindet sich in großer Höhenlage mit aerologischen Bedingungen, welche die Datenerfassung erschweren.“

Altametris stellte ein Team aus einem Drohnenpiloten mit 15 Jahren Erfahrung in der Zivil- und Militärbranche und einem auf 3D spezialisierten Geometristen bereit, der die Nutzlast von LiDAR parametrisieren und anschließend die Qualität der gesammelten Daten in diesem Bereich überprüfen konnte. Sie stellen die Multirotor-Drohne Riegl Ricopter mit einem Gewicht von 25 kg und einer Spannweite von 2 m zur Verfügung, die mit einem VUX-1 UAV LiDAR der Klasse 1 ausgestattet ist. Durch diese Technologie konnte man ein hochdichtes 3D-Modell des Hangs mit stellenweise fast 1.000 Punkten pro Quadratmeter bauen. Die Mission konnte unter besten Sicherheitsbedingungen und ohne den Einsatz von Schwermaschinen auf dem Boden oder die Nutzung von Hubschrauberlandeplätzen erfüllt werden. (Video ca. 500 MB)

Olivier Néel, Manager des Inspektionsservice bei Altametris: „Der Ricopter ist eine Drohne mit einem robusten, zuverlässigen aeronautischen Design, die strenge Protokolle befolgt und von hochqualifiziertem Personal gesteuert werden muss.“ Die erzielten Ergebnisse seien von hoher Qualität: „Die Punktdichte der ersten analysierten Daten fällt sogar höher aus, als vom Kunden spezifiziert. Dies zeugt von der Wirksamkeit des Services. Wir sind nun bereit, den Service für Betreiber anderer Infrastrukturen und Behörden mit ähnlichen Anforderungen zu industrialisieren.“

Das Modell des Hangs verfügt über eine Genauigkeit im Subzentimeter-Bereich. Dadurch kann der Instandhalter selbst die kleinsten Bewegungen am Abhang über einen längeren Zeitraum analysieren und bestimmte Korrekturmaßnahmen planen.


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