Technologie: Wissenschaft

Dimethylether als alternativer Kraftstoff für Diesel?

Dimethylether als alternativer Kraftstoff für Diesel?
Testaufbau. © TEC4FUELS

[TEC4FUELS] – Unter welchen technischen Rahmen­bedingungen Dieselfahrzeuge mit Dimethylether (DME) als alternativem Kraftstoff betrieben werden können, untersucht derzeit ein Forschungs­konsortium unter der Leitung des Ford Research and Innovation Center Aachen.

Dimethylether ist ein Gas, das ähnliche physi­kalische Eigen­schaften wie die Flüssiggase Propan und Butan besitzt und ebenso bei einem Atmo­sphären­druck 5 bis 6 bar flüssig ist. Dimethylether ist, ähnlich wie sein Schwester­molekül Methanol, als klima­neutraler Energie­träger besonders effizient und kosten­günstig herstellbar und zeichnet sich durch emissions­mindernde Eigen­schaften in der Diesel-motorischen Verbrennung aus – es verbrennt nahezu rußfrei bei Verwendung als Rein­kraft­stoff bei gleich­zeitiger Minderung von Stickoxiden. Interessant ist das beispiels­weise im Güter­verkehr, wo mehr als 95 % der mittleren bis schweren Nutz­fahrzeuge noch mit Diesel­motoren unterwegs sind.

Damit Bestands- und Neufahrzeuge mit Dimethylether betrieben werden können, sind tech­nische Anpassungen erforderlich. Bisherige Unter­suchungen zeigten, dass der Betrieb von Diesel­motoren mit 100 % DME möglich ist jedoch einen signifi­kanten Aufwand (Einspritz­komponenten, Brenn­verfahren, Abgas­nach­behandlung, Tanksystem) bei der Umrüstung erfordert.

Dimethylether-Blends im Test
Darum untersucht das Forschungskonsortium neue DME-basierte Kraft­stoff­blends als Lösungen für Bestands­fahrzeuge, die mit minimalem Nachrüst­aufwand verbunden und daher kosten­günstig sind. Idealer­weise bleiben dabei die bereits im Fahrzeug installier­ten konventio­nellen System­komponenten erhalten. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist, dass bei Dimethylether-/­Diesel-Blends sowohl die Schmier­eigen­schaften als auch der Energie­inhalt bei entsprechender Zumischungs­rate nahezu erhalten bleiben.

Die zu untersuchenden Kraftstoffgemische lassen sich einer­seits vorgemischt betanken (statische Mischung), würden aber auch eine Mischung beider Komponenten vor der Kraftstoff­hoch­druck­pumpe (potenziell dynamisches Blending) erlauben. Mit dem dynamischen Blending wäre unter Beibehaltung des ursprüng­lichen Diesel­systems sogar ein Flex-Fuel-Betrieb (Diesel oder DME/ Diesel) möglich.

Neben der technischen Entwicklung einer solchen Nachrüst­lösung liegt im Projekt ein weiterer Fokus auf der Bestimmung möglicher Kraft­stoff­mischungen (Blends). Die Tec4Fuels GmbH testet Dimethylether in Blends mit flüssigen fossilen oder erneuer­baren Kraft­stoff­komponen­ten wie mineral­öl­basiertem Diesel, paraffini­schen Kraft­stoffen gemäß EN15940 und Bio­diesel für die Anwendung in Dieselmotoren.

Diese Eignungsprüfung bezieht sich sowohl auf die Kompati­bili­tät der Kraftstoffe in variieren­den Mischungen unter­einander als auch ihre Auswirkungen auf die Materialien von kraft­stoff­führenden Bauteilen, wie etwa Hochdruck­pumpen, Kraftstoff­filter, Dichtungen und Injektoren. Erste Unter­suchungen deuten darauf hin, dass eine Mischung aus 80 % mineralöl­basiertem Diesel und 20 % DME die Anforderungen an die Kompatibili­tät erfüllt. Weitere DME-Blends, wie zum Beispiel mit Fettsäure­methyl­ester (Biodiesel) oder Gas-to-Liquid-Produkten (paraffi­nischem Diesel) werden im weiteren Projektverlauf untersucht.

Die Auswahl geeigneter effizienter und nachhaltiger Antriebs­techno­logien für zukünftige Mobili­täts­an­forderungen ist komplex und wird neben dem Bedarf hinsichtlich Umwelt­verträglich­keit (CO2 und Schadstoffe), Sicherheit und Machbarkeit vor allem durch Bezahl­barkeit beim Verbraucher bestimmt. Dimethylether bietet Vorteile, wie eine aus­reichende Energie­dichte und mit Diesel­kraft­stoff vergleichbare Zünd- und Verbrennungs­eigen­schaften bei signifi­kant niedriger Rußbildung, was die Erhöhung des Kom­pressions­ver­hält­nisses und damit eine Steigerung des thermo­dynamischen Wirkungs­grades und somit einen effizienteren Kraft­stoff­ver­brauch ermöglicht. Darüber hinaus ist es bei der Her­stellung von DME als eFuel möglich, die Well-to-Wheel-Emissionen von CO2 um mehr als 90 % reduzieren.


Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.