Technologie: Wissenschaft

Coburger Mobilitätskongress: Mobil mit Wasserstoff und Pflanzenöl

Coburger Mobilitätskongress Kraftstoff
Biodieselkraftstoff RME, gewöhnlicher Dieselkraftstoff und HVO, also Pflanzenöl, das mit Wasserstoff veredelt wurde.
Foto: Natalie Schalk | Hochschule Coburg

[HS Coburg] Von E-Mobilität über Kraftstoffforschung bis zur Verkehrsplanung: An der Hochschule Coburg organisiert Prof. Dr. Markus Jakob gerade den diesjährigen Coburger Mobilitätskongress, der am 10. und 11. November stattfinden soll. Jakob forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie und Maschinenbau an Lösungen, um Energie zu speichern und zu transportieren.

Allein in der Sahara wirft die Sonne soviel Energie auf den Boden, dass es leicht ausreichen würde, um den gesamten Primär-Energiebedarf der Erde zu decken. Dafür bräuchte es etwa eine Fläche von der Größe Ägyptens. Es gibt genug Energie – wenn auch nicht bei uns. „Das ist nichts Neues, wir importieren ja auch Erdgas aus Russland und Atomstrom aus Frankreich“, sagt Prof. Dr. Markus Jakob. Erneuerbare Energien müssen dem Wissenschaftler zufolge nur dort eingesammelt werden, wo sie günstig verfügbar sind. „Und dann müssen wir die Energie speichern und transportieren können.“

Markus Jakob hat an der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg eine Forschungsprofessor für regenerative Kraftstoffe und motorische Verbrennung inne. Als zentrales Bindeglied der künftigen Energiewirtschaft sieht er die Energiespeicherung in chemischer Form wie beispielsweise in regenerativ hergestellten Kraftstoffen. „Wir verstehen sie als chemische Batterien.“ Jakob organisiert den Coburger Mobilitätskongress, der in diesem Jahr am Donnerstag, 10. November, und Freitag, 11. November, am Campus Friedrich Streib der Hochschule Coburg stattfindet.

Welche Antriebe, Techniken und Kraftstoffe bewegen uns?
In mehr als zwei Dutzend Fachvorträgen geht es um Themen aus den Bereichen Elektromobilität, regenerative Kraftstoffe, Autonome Fahrzeugsysteme, Sensorkonzepte, Verkehrsplanung und Unfallforschung. Der Kongress richtet sich laut Jakob an Fach- und Führungskräfte aus Automobil- und Mobilitätsbranche, Stadtplanung, IT-, Software- und Dienstleistungsunternehmen, Kommunen und Start-ups. „An alle, die sich mit neuen Geschäftsmodellen, Innovationen im Bereich des Autonomen Fahrens und alternativer Antriebe beschäftigen und an Menschen, deren Ziel es ist, Mobilität strategisch und klimaschonend zu managen.“

Mit Wasserstoff und Pflanzenöl
„Wenn man wollte, könnte man zum Beispiel schon in naher Zukunft in Deutschland Kraftstoffe anbieten, die zu mehr als 50 Prozent regenerativ hergestellt sind“, sagt Jakob. „Rein rechnerisch hätte man hierzulande mit 60 Millionen Fahrzeugen dann rund 30 Millionen CO2-neutrale Fahrzeuge.“ In anderen europäischen Ländern werden hoch regenerative Kraftstoffe bereits heute flächendeckend verkauft. Zum Beispiel HVO: Pflanzenöl, das mit Wasserstoff veredelt wurde. Dies und Biodiesel machen den Diesel R33 Kraftstoff aus. Der wurde an der Hochschule Coburg entwickelt, besteht zu 33 Prozent aus regenerativen Komponenten, ist bereits seit mehreren Jahren zugelassen und wird von Shell vertrieben. „Damit funktioniert jeder moderne Dieselmotor.“

Bei Pflanzenöl gebe es immer wieder Unterschiede in der Molekülstruktur. Durch die Veredelung mit Wasserstoff seien die Moleküle im HVO aber wesentlich gleichförmiger und alterungsstabiler. „Man muss in der Chemie verstehen, in welcher Art die Energie sinnvoll und stabil gespeichert werden kann. Und bei der Maschine muss man wissen, wie man sie gut zum Laufen bekommt“, erklärt Jakob die Schnittstelle zwischen Chemie und Maschinenbau.

Innovationen für den Klimaschutz
Ganz neu ist ein Sensor, der die Höhe des Bio-Anteils in einem Kraftstoff erkennt – interessant für Autofahrer, die Wert darauf legen, regenerative Kraftstoffe zu tanken, aber auch für politische Regelungen, mit denen es beispielsweise möglich wäre, einen steuerlichen Anreiz für das Tanken solcher Kraftstoffe zu schaffen. Gemeinsam mit der Elektrotechnik und dem Institut für Sensor- und Aktortechnik (ISAT) der Hochschule soll der so genannte „Coburg-Sensor“ ab Herbst 2022 so weiterentwickelt werden, dass 2025 ein Prototyp in Fahrzeuge oder Zapfsäulen eingebaut werden kann.  Natalie Schalk | red


Coburger Mobilitätskongress: Informationen zum Programm, zu Tickets usw. unter www.hs-coburg.de/mobilitaetskongress