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Blues auf der Schiene: Trenitalia fährt batterielektrisch

Blues auf der Schiene: Trenitalia
© Hitachi Rail

[Hitachi Rail] – Die ersten 20 Züge des Modells „Masaccio“, die für Trenitalia unter dem Namen „Blues“ gefertigt wurden, haben das Hitachi-Werk in Pistoia verlassen und werden nun auf dem Schienennetz in ganz Italien eingesetzt. Durch Hybrid-Technologie mit Batterie-, Elektro- und Dieselantrieb werden CO2-Emissionen und Kraftstoffkosten um 50 % gesenkt. Zudem können die Züge europaweit eingesetzt werden.

Hitachi Rail hat die erste Produktionsphase des batteriebetriebenen Masaccio-Zuges im Hitachi Rail-Werk in Pistoia bei Florenz abgeschlossen. Dieser kommt nun auf dem Schienennetz in ganz Italien zum Einsatz. Die Fertigstellung von 20 Zügen, die von Trenitalia den Namen „Blues“ erhalten haben, ist der erste Teil eines Auftrags, der als Teil eines Rahmenvertrags mit Trenitalia über EUR 1,23 Mrd. für bis zu 135 Züge geschlossen wurde. Die Züge sollen in Sizilien, Sardinien, Kalabrien, der Toskana, Latium und Friaul-Julisch Venetien eingesetzt werden.

Europas erster batteriebetriebener trimodaler Zug
Durch hochmoderne Hybridtechnologie kann der „Blues“-Triebzug nahtlos Energie aus einer Batterie oder aus einem Elektro-, Hybrid- oder Dieselantrieb beziehen. Während Hitachi Rail bereits die Diesel-Elektro-Hybridtechnologie nutzt und sie bei den Intercity-Express-Flotten des Vereinigten Königreichs als Vorreiter­technologie einsetzte, ist dies das erste Mal, dass Batterien als Haupt­energie­quelle für eine Eisenbahnflotte zu kommerz­iell­er Nutzung überall in Europa eingesetzt werden. Da das Aufladen während des Betriebs mit Stromabnehmer oder Fahrmotoren möglich ist, sind unterbrechungs- und emissionsfreie Reisen ohne Einschränkungen bei dauerhafter Verfügbarkeit möglich.

Die Züge erlauben nachhaltigeren Schienenverkehr und sind außerdem mit anderen europäischen Schienen­systemen kompatibel. Im Vergleich zu herkömmlichen Dieselzügen senken sie die CO2-Emissionen und den Kraftstoffverbrauch um 50 %. Indem der Zug auf den Batteriebetrieb umschaltet, wenn er durch nicht elektrifizierte städtische Gebiete fährt, können Emissionen, einschließlich schädlichem Stickoxid (NOx), vermieden und gleichzeitig die Lärmbelästigung reduziert werden.

Das Fahrerberatungssystem (Driver Advisory System, DAS) des „Blues“-Triebzuges trägt ebenfalls zur Emissionsreduzierung bei. Dazu ermittelt es die optimale Geschwindigkeit, die benötigt wird, um den Fahrplan einzuhalten und den Energieverbrauch zu senken. Die Masaccio-Züge werden zu 93 % aus recycelbaren Materialien hergestellt, was sie noch nachhaltiger macht.

Eine Lösung zur Elektrifizierung Europas
Rund 40 % der Bahnstrecken auf dem europäischen Kontinent sind nicht elektrifiziert. Mehr als die Hälfte der europäischen Züge werden zudem vollständig mit Dieselkraftstoff betrieben. Allein in Italien gibt es mehr als 4.000 km Schienennetz, das nicht elektrifiziert ist. Dazu kommen zehntausende Kilometer in ganz Europa, auf denen derzeit nur Dieselzüge fahren. Die Elektrifizierung dieser nicht elektrifizierten Schienennetze wäre für die Wirtschaftstätigkeit von entscheidender Bedeutung. Jedoch wäre sie für aktiv befahrene Strecken kostspielig, würde Unterbrechungen durch Bauarbeiten nach sich ziehen und könnte, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten erfolgen. Die Masaccio-Züge stellen somit eine sofortige Lösung zur Verringerung der CO2-Emissionen im europäischen Schienenverkehr dar.

Langfristig ist der Einsatz von batteriebetriebenen Zügen besonders auf Nebenstrecken oder in Gebieten sinnvoll, in denen eine Elektrifizierung aufgrund geografischer oder topologischer Gegebenheiten sehr schwierig ist. Durch den Batteriebetrieb sind die Masaccio-Züge leistungsfähiger und können schneller beschleunigen, wodurch sie auch starke Steigungen meistern können. Gleichzeitig kann der Innenraum durch das flexible Design an jede Gegebenheit angepasst werden – von Fahrten mit vielen Pendlern bis hin zu Bereichen mit viel Platz für Freizeitausrüstung wie Snowboards oder Mountainbikes.

Ein batteriebetriebener Zug für ganz Europa
Die Masaccio-Plattform wurde erstmals auf der InnoTrans 2022 in Berlin vorgestellt und ist für Bahnstrecken in ganz Europa geeignet. Die Züge sind so konzipiert, dass sie überall in Europa eingesetzt werden können. Sie verfügen serienmäßig über das europäische System für die Verwaltung und Steuerung des Eisenbahnverkehrs (European Rail Traffic Management System, ERTMS) mit digitaler Signalgebung.

Ähnlich wie in der Automobilindustrie entwickelt sich die Batterietechnologie im Schienenverkehr in einem rasanten Tempo. Dabei nimmt die Reichweite der Batterien ständig zu, und die Produktionskosten konnten seit 2010 um 80 % gesenkt werden. Der Masaccio-Zug wird ebenfalls weiterentwickelt, das nächste Modell wird in zwei Jahren erwartet. Es wird über einen reinen Batterieantrieb verfügen und eine Reichweite von über 100 km erreichen können. Die Technologie kann auch nachgerüstet werden. Das bedeutet, dass die Hybridzüge von heute in Zukunft wahrscheinlich nur noch mit Batterieantrieb betrieben werden.