Mobilität: Produkte

Fahrradwirtschaft im Auf­wind – ein Forschungs­bericht aus dem IAT

Fahrradwirtschaft im Aufwind
Symbolbild: Alba1970 | pixabay

[IAT] – Das Fahrrad war in den vergangenen Jahren in Deutschland ein belieb­tes Fort­bewegungs­mittel. Damit hat auch seine Bedeutung als Wirtschafts­faktor kontinuierlich zugenommen. Mit dem „Wirtschafts­gut Fahrrad“ befasst sich ein aktueller Forschungs­bericht aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen). Die Forschenden diskutieren in einer Bestands­aufnahme zur Fahrradwirtschaft zunächst den Wirtschafts­faktor Fahrrad allgemein und fokussieren daraufhin die Fahrrad­produktion in Deutschland. Daraus schließen sie auf Forschungsfragen für die Zukunft.

In ihrer Bestandsaufnahme haben Anna Butzin und Marius Angstmann vom IAT sowie Frederic Rudolph vom T3 Transportation Think Tank, Berlin, die wirtschaft­liche Seite des nachhaltigen Verkehrsmittels aufgearbeitet: Das Wachstum der Fahrradwirtschaft begann in den 2010er Jahren und ist auf eine Kombination aus innovativen Produkten (insbe­son­dere dem E-Bike), verbessertem Image (modern, gesund, sportlich) und staatlicher Förderung (Dienstradleasing) zurückzuführen. Es erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt im Corona-Jahr 2020, als sich im ersten Lockdown viele Menschen neue Fahrräder kauften. Allerdings zeigte das Jahr 2021, dass unterbrochene Wert­schöpfungs­ketten das Wachstum hemmen können. Damit stellt sich die Frage, in welchem Umfang Produktion und Montage zunehmend nach Europa und Deutschland verlagert werden sollten.

Das Forschungsteam attestiert der Branche gute Chancen, zu einer zukunftsfähigen und resilienten Wirtschaftsstruktur beitragen zu können:

  1.  Fahrradherstellung und -handel haben sich während der Covid19-Pandemie als krisenfest erwiesen,
  2. einige metallverarbeitende Betriebe, die für die Automobilindustrie produzieren, erweitern angesichts des nahenden Verbrenner-Aus ihre Geschäftsfelder in Richtung Fahrradindustrie und
  3. leistet Fahrradfahren und somit auch die Fahrradwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende.

Standorte der Fahrradhersteller in Deutschland und „Bicycle-Banana“.
Quelle: eigene Darstellung, eigene Recherche © GeoBasis-DE / BKG (2023)

Die Unternehmenslandschaft der Fahrradproduktion in Deutschland ist klein- und mittelständisch geprägt. Sie umfasst weite Bereiche der Wertschöpfungskette und reicht von Tüftlern bis zu hochwertigen Massen­her­stellern. Größere Hersteller sind häufig Bestand­teil von international agierenden Konzernen. Außerdem gibt es viele metall­verarbeitende Betriebe, die Kompo­nenten wie Vorbauten, Felgen, Brems­scheiben und Lager herstellen, sowie speziali­sierte Produzenten von Zubehör, etwa von Schlössern. Zudem gibt es elf deutsche Hersteller von Elektro­motoren für E-Bikes, die einerseits von der hohen Inlands­nach­frage profitieren, anderer­seits sehr export­orientiert sind.

Das Autorenteam hat die in Deutschland ansässigen Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten in einer Landkarte verortet. Es wird deutlich, dass ins­beson­dere zwei Typen eine zentrale Rolle spielen: Zum einen die Hersteller des hochwertigen Massenmarkts sowie die Hersteller von spezialisierten und klassischen Komponenten. Sie stellen zusammen 91 und somit zwei Drittel der in der Untersuchung erfassten Unternehmen.


Butzin, A., Rudolph, F. & Angstmann, M. (2023): Wirtschaftsgut Fahrrad: Wertschöpfungsbereiche, Beschäftigung & Produktionslandschaft. Forschung Aktuell, 2023 (10). Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. https://doi.org/10.53190/fa/202310